Der Tod ist mein
haben. Sie hat hier den Gesundheitscheck durchführen lassen.«
»Spindler?« Louise schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob sie eine von meinen Patientinnen gewesen ist. Aber wenn Sie Patientenakten wollen, Lieutenant, müssen Sie mir schon ein bisschen mehr erzählen. Wie sind die beiden gestorben?«
»Sozusagen während einer Operation«, antwortete Eve und klärte die Ärztin auf.
Louise bekam erst einen entsetzten und dann einen völlig ausdruckslosen Blick. Sie überlegte einen Moment, schüttelte dann jedoch erneut ihren Kopf. »Über Spindler kann ich nichts weiter sagen, aber für das, was Snooks noch in sich hatte, hätte man noch nicht mal auf dem Schwarzmarkt mehr als ein paar Cent gekriegt.«
»Trotzdem hat ihm jemand das Herz rausoperiert, und dieser Jemand hat seine Arbeit hervorragend gemacht. Wer ist Ihr bester Chirurg?«
»Außer mir gibt es hier in der Klinik niemanden, der operiert«, erklärte Louise mit müder Stimme. »Wenn Sie mich also zum Verhör mitnehmen oder gleich verhaften wollen, müssen Sie noch warten, bis ich mit meinen Patienten fertig bin.«
Fast hätte Eve gelächelt. »Bisher werfe ich Ihnen nicht das Geringste vor, Doktor. Aber vielleicht wollen Sie ja irgendwas gestehen. Das hier zum Beispiel.« Sie zog zwei Fotos der Opfer aus der Tasche und hielt sie der Ärztin hin.
Mit zusammengepressten Lippen studierte Louise die beiden Aufnahmen und atmete dann langsam aus. »Das war jemand mit magischen Händen«, murmelte sie. »Ich bin gut, aber nicht mal annähernd so gut wie der, der das getan hat. Himmel, eine solche Operation in der Bude eines Obdachlosen durchzuführen. Unter solchen Umständen.« Kopfschüttelnd gab sie Eve die Bilder zurück. »Ich kann hassen, was diese Hände getan haben, Lieutenant, aber ich bewundere ihr Geschick.«
»Haben Sie eine Vorstellung, wem diese Hände gehören könnten?«
»Ich habe mit den Göttern meines Berufsstandes für gewöhnlich nichts zu tun, und Sie wollen einen dieser Götter. Ich werde Jan raussuchen lassen, was Sie brauchen. Ich muss zurück zu meinen Patienten.«
Trotzdem blieb sie noch kurz stehen, schaute noch einmal auf die Blumen, und in ihren Blick schlich sich etwas anderes als Erschöpfung, etwas, das eventuell ehrliche Trauer war. »Wir haben fast sämtliche natürlichen Killer der Menschen entweder ausgelöscht oder zumindest gelernt, die Opfer zu kurieren. Wir können aber nach wie vor nicht verhindern, dass Menschen vorzeitig sterben, weil sie zu arm sind, zu ängstlich oder zu starrsinnig, um Hilfe zu suchen und zu akzeptieren. Doch wir kämpfen weiter dagegen an, und eines Tages werden wir gewinnen.«
Sie sah Eve ins Gesicht. »Daran glaube ich von ganzem Herzen. Wir werden diesen Kampf gewinnen. Für Sie hingegen, Lieutenant, für Sie gibt es niemals den vollkommenen Sieg. Der natürliche Feind des Menschen wird auch in Zukunft der Mensch selber sein. Also werde ich weiterhin die Körper der Menschen behandeln, die von anderen zerschnitten, zerhackt oder zerschlagen worden sind, während Sie weiter mit Aufräumen beschäftigt sind.«
»Auch ich feiere Siege, Doktor. Jedes Mal, wenn ich es schaffe, eins dieser menschlichen Raubtiere aus dem Verkehr zu ziehen, ist das für mich ein Sieg. Auch für Snooks und Spindler werde ich einen Sieg erringen. Darauf können Sie sich verlassen.«
»Ich verlasse mich auf gar nichts mehr im Leben.« Mit diesem Satz kehrte Louise zurück zu den Verletzten und Hoffnungslosen, die auf sie warteten.
Ich bin… amüsiert. Schließlich müssen große Taten ausgeglichen werden durch Phasen der Erholung und des Amüsements. Und mitten in der Phase des Amüsements stelle ich urplötzlich fest, dass eine Frau, die in dem Ruf steht, zäh und durchhaltefreudig zu sein, sich mir an die Fersen geheftet hat. Eine, wie es heißt, äußerst gewitzte Frau, äußerst entschlossen und auf dem von ihr gewählten Gebiet äußerst talentiert.
Doch wie zäh, gewitzt und entschlossen Eve Dallas sein mag, ist und bleibt sie doch ein Bulle. Ich habe schon vorher mit Bullen zu tun gehabt und die Feststellung getroffen, dass sie auf die eine oder andere Weise völlig problemlos aus dem Verkehr gezogen werden können.
Wie absurd, dass die, die die Gesetze machen – Gesetze, die sich so leicht und häufig wie die Windrichtung verändern –, allen Ernstes glauben, sie hätten die Befugnis, über mich zu richten.
Was ich tue, wird von ihnen Mord genannt. Die Entfernung – die humane
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