Der Tod ist mein
wurden, bin ich wirklich dankbar, dass du ihn getragen hast.« Er presste einen Kuss auf ihre Braue. »Komm. Schließlich haben wir eine Ärztin im Haus.«
»Ich habe zurzeit keine besondere Vorliebe für Ärzte.«
»Wann hättest du die je gehabt?« Gnadenlos führte er sie ins Büro, in dem Louise noch über ihrer Arbeit hockte.
»Aber so wenig wie im Moment mochte ich sie noch nie. Nadine ist mit ihrem Bericht gerade noch in die Mittagsnachrichten gekommen. Aber um mich aufzuspüren, den Droiden zu programmieren und auf mich anzusetzen, dazu hätte die Zeit zwischen der Sendung und dem Überfall nicht gereicht. Also muss schon gestern Abend irgendjemand sehr nervös geworden sein.«
»Und da du genau das wolltest, kann man behaupten, dass dein Tag bisher durchaus erfolgreich war.«
»Allerdings.« Sie schniefte leise auf. »Nur habe ich schon wieder meine Handschuhe verloren.«
11
S pät am selben Nachmittag, während der Schnee immer noch in dichten Flocken lautlos vom Himmel fiel, saß Eve allein an ihrem Schreibtisch und las Louises Übersetzung der Sammlung medizinischer Daten, die von ihr zusammengetragen worden war.
Grundaussage war, dass ein künstliches Organ – nachdem man das von Friend entdeckte Herstellungsverfahren im Verlauf der Jahre stets verbessert hatte – kostengünstig, effizient und zuverlässig war. Die Transplantation von menschlichen Organen bis jetzt hingegen nicht. Man musste einen Spender finden, ihm das Stück entnehmen, es unversehrt erhalten und zusätzlich dorthin transportieren, wo die Verpflanzung vorgesehen war.
Der Aufbau von Organen aus dem eigenen Gewebe des Patienten hatte zwar den Vorteil, dass das Risiko des Abstoßens ausgeschlossen wurde, doch war es sehr teuer und kostete viel Zeit.
Dank der Fortschritte der Medizin gab es nur noch sehr wenige Spender. Meistens wurden gesunde Organe von Unfallopfern, die nicht mehr gerettet werden konnten, gespendet oder verkauft.
Die Wissenschaft war laut Louise eine Medaille mit zwei Seiten. Je älter die Menschen wurden, umso stärker nahm die Zahl der potenziellen Spender ab. Deshalb wurden inzwischen neun von zehn Transplantationen mit künstlichen Organen durchgeführt.
Bestimmte Krankheiten konnten die Ärzte heilen, sodass der Patient sein eigenes Organ nach der Gesundung weiterhin behielt. War die Krankheit jedoch zu weit fortgeschritten – wie es oft bei Armen oder gesellschaftlichen Randfiguren vorkam –, war das Organ zu stark beschädigt und der Körper des Patienten zu geschwächt, als dass die Behandlung noch Erfolg versprechend wäre, wurden künstliche Organe eingesetzt.
Weshalb nahm der Täter seinen Opfern etwas, was völlig wertlos warf, grübelte Eve. Weshalb beging er dafür sogar Morde?
Als ihr Mann hereinkam, blickte sie ihn an. »Vielleicht ist er auf irgendeiner Mission«, spann sie ihre Gedanken für ihn hörbar weiter. »Vielleicht ist er zwar ein Topchirurg, zugleich aber schlicht verrückt. Vielleicht hat er die Absicht, die Welt von Wesen zu befreien, die er als nicht lebenswert erachtet, und sieht die Organe als bloße Trophäen an.«
»Es gibt keine Verbindung zwischen den verschiedenen Opfern?«
»Snooks und Spindler hatten beide etwas mit der Klinik in der Canal Street zu tun, das ist aber schon alles. Und mit den Opfern in Chicago und Paris scheint sie höchstens zu verbinden, dass sie alle krank und gesellschaftliche Außenseiter waren.«
Sie brauchte die Akte Leclerk nicht extra aufzurufen, um sich an alles zu erinnern. »Der Typ, der in Paris ermordet worden ist, war drogensüchtig, Ende sechzig, hatte offenbar keine nahen Verwandten, hatte eine Wohnung, wenn er sie bezahlen konnte, und lebte ansonsten auf der Straße. Hin und wieder war er in einer freien Klinik, um sich, wenn er sich sein Zeug nicht kaufen konnte, gratis Medikamente zu besorgen. Wenn man irgendwelche Pillen haben will, muss man sich vorher einer Untersuchung unterziehen. Der Krankenakte nach litt er an einer Leberzirrhose im fortgeschrittenen Stadium.«
»Und das verbindet ihn mit Spindler und Snooks.«
»Nieren, Herz und Leber. Der Kerl scheint sich eine regelrechte Sammlung zuzulegen. Er kommt aus einem Gesundheitszentrum, da bin ich mir ganz sicher. Aber ob aus dem Drake, der Nordick-Klinik oder von irgendwo andersher, das weiß ich nicht.«
»Eventuell ist er ja nicht allein«, bemerkte Roarke, und sie nickte.
»Das habe ich auch schon überlegt. Aber die Vorstellung gefällt mir ganz und gar nicht. Der
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