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Der Tod ist mein

Der Tod ist mein

Titel: Der Tod ist mein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Kerl, nach dem ich suche, genießt gesellschaftliches Ansehen. Er fühlt sich geschützt, und das scheint er definitiv zu sein.«
    Sie schob ihren Stuhl ein Stück zurück. »Er ist gebildet, erfolgreich und gut organisiert. Er hat einen Grund für seine Taten. Er war sogar bereit, eine Polizistin zu ermorden, um sein Vorhaben zu schützen. Nur ahne ich nicht, was für ein Vorhaben das ist.«
    »Möglicherweise geht es ihm um den Kick?«
    »Das glaube ich nicht.« Sie schloss die Augen und rief sich die Bilder aller Opfer ins Gedächtnis. »Von Vergnügen war bei der ganzen Sache nichts zu spüren. Er ist die Sache stets wie ein Profi angegangen. Ich wette, es hat ihm durchaus Spaß gemacht, aber das kann nicht die Triebfeder des Ganzen, sondern höchstens ein netter Nebeneffekt gewesen sein.«
    Er beugte sich über den Schreibtisch, umfasste ihr Gesicht und betrachtete sich ihre blauen Flecken. »Die Sache macht dich im wahrsten Sinn des Wortes kaputt.«
    »Louise hat mich gut verarztet. Sie ist deutlich angenehmer als die meisten ihrer Kollegen, denen ich schon ausgeliefert war.«
    »Du brauchst eine Luftveränderung«, erklärte er entschieden. »Eine kleine Ablenkung, damit du am Montag mit klarem Kopf weitermachen kannst. Gehen wir.«
    »Gehen? Wohin?« Sie wedelte zum Fenster. »Falls es dir noch nicht aufgefallen ist: Wir sind total eingeschneit.«
    »Weshalb sollten wir das nicht nutzen?« Er zog sie auf die Füße. »Lass uns einen Schneemann bauen.«
    Obgleich er sie häufig überraschte, klappte ihr bei dieser Aufforderung die Kinnlade herunter. »Du willst einen Schneemann bauen?«
    »Warum denn bitte nicht? Eigentlich hatte ich das Wochenende mit dir in Mexiko verbringen wollen, aber…« Lächelnd sah er zum Fenster. »Wie oft wird einem eine solche Gelegenheit geboten?«
    »Ich weiß nicht, wie man einen Schneemann baut.«
    »Ich auch nicht. Wollen wir doch mal sehen, was dabei herauskommt.«
    Sie machte verschiedene Alternativvorschläge wie zum Beispiel wilden, hemmungslosen Sex in einem kuschelig warmen Bett. Am Ende war sie von Kopf bis Fuß in Thermokleidung eingehüllt und trat, wenn auch ein wenig zögernd, mit ihm zusammen in das Schneetreiben hinaus.
    »Himmel, Roarke, das ist total verrückt. Man kann kaum die Hand vor Augen sehen.«
    »Fantastisch, findest du nicht auch?« Grinsend nahm er ihre Hand und zog sie über die schneebedeckte Treppe hinunter in den Hof.
    »Wir werden lebendig begraben werden.«
    Statt etwas zu erwidern, nahm er eine Hand voll Schnee und drückte sie zusammen. »Pappt gut«, bemerkte er. »Als Junge habe ich so gut wie niemals Schnee gesehen. In Dublin hat es ständig nur geregnet. Wir brauchen einen festen Sockel.«
    Und schon häufte er einen kleinen Schneeberg an.
    Eve beobachtete verwundert, mit welchem Enthusiasmus ihr weltgewandter, wie so oft in elegantes Schwarz gehüllter Gatte den Schnee zusammentrug.
    »Geht es hier wieder um das ›ach, so arme Kind‹, das du gewesen bist?«
    Er hob den Kopf und zog eine Braue in die Höhe. »Waren wir das nicht beide?«
    Sie nahm eine Hand voll Schnee und klopfte sie geistesabwesend auf dem kleinen Hügel fest. »Dafür geht es uns beiden inzwischen echt gut«, murmelte sie und runzelte die Stirn. »Du baust viel zu hoch. Der Sockel müsste breiter werden.«
    Er richtete sich lächelnd auf, umfasste ihr Gesicht mit seinen schneebedeckten Händen und gab ihr, als sie kreischte, einen Kuss. »Entweder du machst mit oder du hältst die Klappe.«
    Schnaubend wischte sie sich den Schnee aus dem Gesicht. »Ich baue meinen eigenen Schneemann, der deinem den Arsch versohlen wird.«
    »Ich habe dich schon immer für dein Konkurrenzdenken bewundert.«
    »Na, dann mach dich darauf gefasst, dass du mir unterliegst.«
    Sie ging ein paar Schritte weiter und fing eifrig an zu buddeln.
    Da sie ihre künstlerische Ader als leicht verkümmert einstufte, machte sie sich statt mit Feinsinn mit Muskelkraft, Entschlossenheit und Ausdauer ans Werk.
    Die Form, die sie errichtete, war möglicherweise eine Spur zu schief, dafür aber riesig. Und als sie zu Roarke hinüberblickte, bemerkte sie voll Schadenfreude, dass ihr Hügel gute dreißig Zentimeter höher als der seine war.
    Die Kälte ließ ihre Wangen glühen, die körperliche Anstrengung wärmte ihre Muskeln, und ohne es zu merken, fing sie an sich zu entspannen. Statt sie wie sonst kribbelig zu machen, hüllte die völlige Stille sie wohlig ein. Sie fühlte sich wie in einem

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