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Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo

Titel: Der Tod Kam Mit Der Post: Aus Der Geschichte Der BRD-Kripo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Feix
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sexuell mißbraucht worden. Dem gerichtsmedizinischen Befund zufolge hatte die Leiche mindestens 12 bis 24 Stunden, höchstens aber drei Tage am Fundort gelegen. Das hätte die Polizei rehabilitieren können, wenn es gestimmt hätte. Die Obduzenten aber hatten sich geirrt, wie es überhaupt von Irrtümern in diesem Fall nur so wimmelte. Die Bestätigung für ihren Irrtum lieferten die Obduzenten gleich mit. Im Magen des toten Kindes hatten sie Reste einer Mahlzeit gefunden, die Mohrrüben, Getreidekorn und Fett enthielt und die nach ihrem Verdauungsgrad etwa zwei Stunden vor dem Tode eingenommen worden sein mußte. Joggi Goehner aber hatte, ehe er die Wohnung verließ, ein Butterbrot und eine Mohrrübe gegessen. Er mußte also kurz danach ermordet worden sein. Der Entführer bestätigte das später.
    Die Entdeckung der Leiche wurde nicht sofort bekanntgegeben. Die Kripo hoffte nämlich, der Mörder würde sich noch einmal melden. Und sie irrte sich nicht. Am 23. April um 2 Uhr 23 rief er an und verwies auf eine schriftliche Anweisung, die er in Goehners Garten geworfen hätte. Als die Post den Anrufungsort endlich ermittelt hatte, eine Telefonzelle in Degerloch, war der Täter längst verschwunden.
    In Goehners Garten lag tatsächlich eine Nachricht. Der Überbringer mußte sie unter den Augen der Polizei dort abgelegt haben. Das Schreiben bestand wiederum aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben. nur waren sie diesmal nicht mit Honig, sondern mit farblosem Lack auf ein Stück Pappe geklebt worden. Es enthielt neue Anweisungen für die Geldübergabe. Anstelle Goehners fuhr ein Kriminalbeamter, abgesichert durch einen MPi-bewaff-neten Kollegen, zum Bestimmungsort. Das Geldpaket, das er deponierte, bestand aus Altpapier. Ein darin verborgener Zugzünder sollte beim Aufmachen des Paketes einen Leuchtknallkörper auslösen. Das Paket wurde wiederum nicht abgeholt.
    Am folgenden Tag verbreiteten Presse und Rundfunk die Nachricht von Joggis Ermordung. Die Bevölkerung wurde zur Mitfahndung nach dem Mörder aufgerufen, ein Bild von Joachim Goehner veröffentlicht. Alle Personen, die ihn am 15. April oder danach gesehen hatten, wurden gebeten, sich zu melden.
    Am 25. April erhielt die Polizei anläßlich einer Geländedurchsuchung in der Umgebung des Leichenfundortes den Hinweis auf einen gewissen Heinz Kroneis, der bis zum Tage von Joggis Entführung in einem Barackenlager gewohnt hatte, das nur 500 Meter vom Fundort der Leiche entfernt war. Danach war er plötzlich ohne erkennbaren Grund ausgezogen, wenige Tage später aber noch einmal zurückgekehrt. Bei seinem letzten Aufenthalt hatte er einen sehr verstörten Eindruck gemacht Die Kripo unterzog Kroneis' Freundin einem eingehenden Verhör und spielte ihr die von den Erpresseranrufen aufgezeichneten Tonbänder vor. Die Freundin stutzte, erschrak und erklärte: ,,Ja, das ist er! Das ist Heinz Kroneis' Stimme."
    Die Kripo leitete eine Großfahndung gegen Kroneis ein. Die Presse veröffentlichte die Suchmeldung in großen Schlagzeilen. Schon am nächsten Tag wurde Kroneis in Marbach festgenommen. Die Kripo triumphierte, doch ihr Optimismus wurde sehr schnell gedämpft. Dieser Kroneis war zwar längst nicht immer auf den Pfaden der Tugend gewandelt, als Entführer und Mörder von Joachim Goehner aber kam er nicht in Frage. Sein Alibi war so unanfechtbar wie das des Kripochefs. Die Kripo konnte ihm aber einige kleinere Vergehen nachweisen und seine Inhaftierung damit rechtfertigen.
    Nachdem sich diese Spur als Niete erwiesen hatte und die Kripo trotz umfangreicher Papierberge mit mehreren tausend Hinweisen, trotz Verdächtigungen und Vermutungen keinem konkreten Verdacht nachgehen konnte, entschloß sie sich zu einem bis dahin in der deutschen Kriminalgeschichte nicht dagewesenen Schritt.
    Am 30. April 1958 strahlten die westdeutschen Rundfunkstationen die Stimme von Joggis Entführer und Mörder aus. Nach einer kurzen Einleitung durch den Stuttgarter Staatsanwalt Dr. Weber, der die Rundfunkhörer aufforderte, die Stuttgarter Kriminalpolizei oder jede beliebige andere Polizeidienststelle der BRD unverzüglich unter dem Kennwort „Mordfall Goehner" zu informieren, wenn sie die Person erkannten, wurden Auszüge aus den Anrufen des Erpressers ausgestrahlt.
    Millionen Rundfunkhörer in der BRD und den Nachbarländern konnten die Dialoge zwischen Rene Goehner und dem Mörder des kleinen Joggi hören. Mehr als 3000 Hinweise gingen daraufhin bei der Polizei ein, von denen 1100 die

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