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Der Tod kann mich nicht mehr überraschen

Der Tod kann mich nicht mehr überraschen

Titel: Der Tod kann mich nicht mehr überraschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Vullriede
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ein Leben mit Bewusstsein und Charakter, einen Augenblick später ein lebloses Stück noch warmen Fleisches.
Wie mochte es erst jemandem ergehen, den man gewaltsam erstickte, wie diesen André in Frederiks Geschichte; von starken fremden Händen der Luft beraubt? Marvin nahm das Kissen unter seinem Kopf weg und hielt es mit ausgestrecktem Arm vor sich hin. Der Mörder würde auf ihn zu schleichen, leise und unbemerkt, um es ihm im Schlaf aufzupressen. Langsam bewegte Marvin das Kissen auf sich zu und drückte es in sein Gesicht. Zuerst vorsichtig, dann fester, sodass es Mund und Nase ganz umschloss. Trotzdem bekam er noch ein bisschen Luft. Sie befand sich in dem Gewebe und roch muffig.
»Herr Abel!? Was machen Sie denn da?«
Mit einem Ruck riss Marvin das Kissen von sich und warf es überreaktiv bis zum Fußende des Bettes. Schülerin Elke stand bereits mitten im Zimmer. Sie reichte ihm das Kissen wieder an und lachte.
»Sie haben mir aber einen schönen Schreck eingejagt.«
Voller Scham wagte Marvin nicht, sie direkt anzusehen. Er legte das Kissen wieder unter seinen Schädel und räusperte sich verlegen. Doch Elke schien sich keine weiteren Gedanken zu machen. Sie wischte mit einem frisch in Schaum getauchten Lappen über seine Ablage und das Bettgestell.
»Sie grübeln zu viel. Lachen Sie doch mal wieder.«
Nur ein sehr schwaches Lächeln verließ seine Lippen.
»Es fiele mir leichter zu lachen, wenn ich mehr Gesellschaft hätte«, sagte er leise.
»Wo ist eigentlich Ihr Bettnachbar geblieben?«
Erstaunt blickte er sie an. »Man sagte mir, er sei auf eigenen Wunsch nach Hause entlassen worden.«
Sie zuckte die Schultern. »Eigenartig, dass ich es nicht mitbekommen habe.«
Ein seltsames Gefühl beschlich Marvin – ein mulmiges Gefühl.
Während Elke die Einlagen und Einmal-Handtücher im Bad wechselte, rief sie ihm zu: »Es ist schon ungewöhnlich. Normalerweise wird so etwas im Schwesternzimmer immer groß diskutiert. Das ist fast genauso, wie die Sache mit dem jungen Mann, der hier gelegen hat. Aber in letzter Zeit wird vieles nicht mit mir besprochen. Die benehmen sich irgendwie komisch mir gegenüber. Da kommt man sich richtig ausgeschlossen vor.«
Marvin spürte plötzlich sein Herz klopfen. Natürlich wusste er, dass es auch vorher geklopft hatte, doch noch nie so wie jetzt. Er saß wieder aufrecht und glaubte, man könnte die Bewegungen seines Herzens unter dem Pyjamahemd von außen sehen.
»Sie meinen André … wie hieß er doch gleich?“«, fragte er und versuchte dabei so nebensächlich wie möglich zu klingen.
Elke kam aus dem Bad und schob arglos den Wagen mit den Utensilien zur Tür.
»Hausner, André Hausner!«
Dann drückte sie den Knopf an der Wand, der – wie er herausgefunden hatte – die Anwesenheit der Schwestern im Zimmer anzeigte und ging, ohne von der Aufregung zu wissen, die ihre Worte in Marvin auslösten.
Es hatte ihn also doch gegeben, diesen André! Die hirngespinstige Geschichte seines Bettnachbarn war gar kein Märchen gewesen! Warum aber hatte Schwester Sabine diesen Mann verleugnet? Wieso wollte man nicht, dass Marvin von André erfuhr? Dafür konnte es nur eine Erklärung geben: Irgendetwas durfte er nicht erfahren. Warum sonst? Der Verdacht, dass hier etwas vertuscht werden sollte, drängte sich durch das geheimnisvolle Getue im Krankenhaus geradezu auf, fand Marvin. Ein erstickter Patient im Krankenhaus – unangenehm genug. Wenn es noch dazu ein Gewaltakt war? Gründe, den Körper des Patienten näher zu untersuchen. Und dann wäre eine Aufklärung über die Verwechslung von Krankenakten und dergleichen unvermeidbar gewesen. Wer wusste schon, wer noch alles einen Vorteil vom Tod des jungen Mannes hatte? Das alles schien Marvin sehr, sehr verdächtig. Natürlich – es ließ sich nichts beweisen. Schließlich gab es keine Zeugen, nur Vermutungen eines Mitpatienten, der nun verschollen war. Warum sollte Frederik das Krankenhaus so fluchtartig verlassen haben, ganz ohne sich von Marvin zu verabschieden? Vielleicht hatten sie auch Frederik zum Schweigen gebracht!
Marvins Hirn arbeitete im Kreis. Die Gedanken gingen ihm wieder und wieder durch den Kopf. Schließlich rief er Lisa auf der Arbeit an.
»Versuche herauszufinden, ob in dieser Stadt jemand mit Namen André Hausner gewohnt hat, Schatz. Sage es mir noch heute Abend, bitte. Es ist wichtig für mich.« Bevor er auflegte, rief er noch schnell in den Hörer: »Und sieh bitte auch mal unter Frederik Schumann nach.«
Doch Lisa

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