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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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halsbrecherisch unterwegs ist. Jeder Kilometer scheint ihn Überwindung zu kosten oder Lebensenergie abzusaugen. Alle hundert Meter kommt eine Stirnfalte hinzu. In Obermenzing wird er als Greis aus dem Wagen steigen, falls er ihn noch aus eigener Hilfe verlassen kann. »Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen«, hat der Seneca festgestellt. In seiner Welt musste er nicht mit dem Auto dahinschleichen wie mit der Schneckenpost. Jeder Streitwagen wäre schneller unterwegs gewesen. Nutzlose Zeit, es sei denn, du wärst an den baulichen Highlights entlang des Georg-Brauchle-Rings interessiert. Beim Blick auf die höchsten Gebäude der Stadt könntest du dir den Hals verrenken. Vierkantbolzen wird das Uptown genannt. Hundertsechsundvierzig Meter erigierte Glasfassade, Arbeitsbeschaffung fürs Fensterputzergewerbe, ansonsten hat halt wieder einmal wer hoch hinaus wollen. Vielleicht ein Fressen für Freudianer, der Münchner Phallus. Geschenkt. Zum Glück schlägt ihn der Olympiaturm. Der Oldie hat Stil.
    Hoch hinaus will der Sandner nur mit seinen Gedanken, manchmal sind sie in der Luft wie der Ikarus, Landungsdilemma inklusive.
    »Hartinger, so wie wir unterwegs sind, könnte ich auf deinem Buckel schneller nach Obermenzing reiten.«
    Der Rotschopf wirft ihm einen zerstreuten Blick zu und tritt den Gasfuß durch. Das Auto macht einen Satz nach vorn. Direkt hinter der Stoßstange des Vordermanns zieht der Polizist die Zügel wieder an. Das unmotivierte Manöver treibt dem Sandner den Puls in die Höhe. Er ächzt auf. Bevor er einen Ton sagen kann, schlägt Hartingers Handy an. Es gibt einen würgenden Ton von sich, als wäre es kurz vor dem Erbrechen. Kein Wunder. Er reißt es hektisch aus der Halterung. Eine SMS hat er bekommen. Für ihn offenbar ein Großereignis. Während er an dem Teil fummelt, verlangsamt sich der Wagen rapide. Bald werden Jogger in lockerem Trab vorbeiziehen. Die Augen wandern zwischen Windschutzscheibe und Display hin und her. Seine Miene hellt sich auf. Sieht nach Glückshormonen aus, die ihm einschießen. Seinem Beifahrer ist es schnurzegal, welche Tusnelda ihn bezirzt. Nach Feierabend könnte er das Handy abbusseln und streicheln, bis zur Klimax. Aber mit einer Motte im Liebestaumel will er nicht Obermenzing entgegentrudeln. Er wünscht sich eine Gerte, verzichtet aber auf jeglichen Kommentar. Der junge Kommissar wäre nicht erreichbar. Persönliches Funkloch. Hartingers Gedanken sind nicht mit auf der Reise. Sie kreisen um ein unscheinbares Haus in Sendling wie die Raben um den Burgturm.
    Die Wiesner ist vor ihnen angekommen. Auf deren Fahrstil hat Amor noch nie Einfluss nehmen können. Er sollte in ihrer Nähe nicht unvorsichtig über die Straße hatschen. Sie sitzt bereits mit Jonny und Brauner im Wohnzimmer.
    Der Entführer hatte sich erneut gemeldet. Die gleiche Frage. »Was Neues?« mit dem Zusatz: »Wird Zeit.« Diesmal offenbar ohne Amsel als Background-Gesang. Der Brauner hat ihm verkaufen wollen, dass der Yilmaz als Täter infrage komme und sie nahe an der Lösung wären. Der Unbekannte hat ihn kurz reden lassen und dann das Gespräch beendet. Kein Lebenszeichen von Mutter Brauner. Der Oberstaatsanwalt hat den Anrufer nicht aus der Reserve locken können. Der Entführer hat offenbar keinen Wissensvorsprung. Er wartet ab und nagt dem Brauner die Nervenstränge durch wie ein Biber den Baum.
    Wie der Hartinger und der Sandner sich zum grübelnden Trio gesellen, erhöhen sie die Geburtenquote frischer Theorien. Deren Sterblichkeitsziffer ist bedenklich. Überleben können nur die Besten. Mittlerweile kennt der Sandner jede Furche in der Mahagoniplatte des Wohnzimmertisches. Dass sein Gestreifter gewusst hat, wo sich die alte Brauner aufgehalten hat, ist für den Sandner ein wesentlicher Fakt. Dass die Wirtsleut vom Ansi sich intensiv um den Filius kümmern, könnte auch ein Anhaltspunkt sein.
    Perisics Eheweib ist wieder auf freiem Fuß, man hätte ihr auch Mordversuch am Jonny unterstellen können. Dessen Gefühlsleben würde den Straftatbestand unterstützen. Er beklagt noch immer das pfenniggute Hemd, welches er eingebüßt hat. Sie geben ihm eine Viertelstunde, um seine Harpyiegeschichte aufzuarbeiten. Er gefällt sich ein bisschen in der Rolle des Herakles. Am Schluss der Erzählung knallt der Sandner zwei Euro auf den Tisch, um zur Sammlung für ein neues Hemd anzuregen.
    »Nicht drin bei meinem Gehalt«, verweigert sich der

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