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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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konnte er sich kaum vorstellen.
    Er ruft den Sandner an. Der ist sofort an der Strippe, sagt nur seinen Namen. Sonst nichts. Wartet ab. Kein: »Wo bist du gewesen?«
    Und der Hartinger erzählt. Von den Fotos und von Isabella. Erst fallen die Worte nur verzögert, eines nach dem anderen wie Tropfen aus dem undichten Wasserhahn, doch mehr und mehr sprudelt es hervor. Er kann es nicht stoppen, und der Sandner unterbricht ihn nicht. Er weiß nicht einmal, wo sich der Hauptkommissar gerade befindet.
    »So«, hört er ihn schließlich sagen, »dann holen wir uns jetzt die Mutter Brauner. Und dann schauen wir weiter.« Kein Vorwurf, kein Ärger, nur dieser Satz. Zum Harthof soll der Hartinger kommen, zum Ansi, wird er noch angewiesen, dann ist das Gespräch beendet.
    F ür die Wiesner ist die Kneipe Neuland. Nichts, wohin sie ihre Füße freiwillig setzen würde, vom Rest des Körpers ganz abgesehen. Für manche das Zuhause, für sie eine lausige Spelunke. Der Sandner kann es ihrem Blick entnehmen, den sie umherwirft. Er dagegen bekommt von der Kneipenbesatzung welche zugeworfen, die Anerkennung andeuten. Flotte Begleitung. Wie macht er das, der alte Sack?
    Der Tresen ist besetzt. Vinzent ist im Gespräch mit dem bärtigen Riesen vertieft. Der führt immer noch das Batman-T-Shirt aus. Unangenehme Erinnerungen werden wach. Hinter der Bar agiert eine junge Frau, die der Sandner noch nie gesehen hat. Ihr Haar ist ein wild toupiertes, vielfarbiges Konstrukt, als wäre dafür ein Paradiesvogel seines Federschmucks beraubt worden. Den Kontrast dazu bildet ihr leichenblasses Gesicht. Hinter schwarz gerahmten Gläsern wirft sie ihm einen fragenden Blick zu.
    Er drängt sich an den Tresen. Wo denn die Frau Wirtin wäre, will er wissen.
    »Hast doch ein Weib dabei«, mischt sich der Vinzent ein, »langt dir die ned? Für mich wär die mehr als genug. Bist wohl ein Scheich.«
    Der Bärtige lacht auf. Der Sandner nicht. Das Mädchen zuckt die Schultern. Die käme heute nicht. Sie wäre die Aushilfe. Einmal die Woche. Ende der Auskunft. Sie lässt ihn stehen und gießt eine Runde Schnaps ein. Dass es bei ihr genauso schmecken würde, wirft sie ihm noch zu. Wie er sich zur Wiesner umdreht, sieht er ihre Erwartungshaltung. Und?
    Sie schüttelt genervt den Kopf und schiebt sich neben den Sandner. Wie das Mädel den Kopf hebt, hat sie einen Polizeiausweis vor der Nase.
    »Wo sind die Wirtsleut? Ich krieg eine gescheite Antwort, oder ich mach schwuppdiwupp den Laden dicht.«
    Die Umsitzenden klappen den Mund auf. Du könntest sie als Basketballkörbe benutzen.
    »Tschuldigung, kann ich ja nicht wissen«, beeilt sich das Paradiesvögelchen zu schilpen. »Wahrscheinlich beim Vater vom Herrn Stemmer, ich mein den Ansi. Aber wozu wollen ...«
    »Adresse?«
    Das Mädchen schüttelt den Kopf. »Irgendwo hab ich seine Telefonnummer notiert. Ist in Daglfing.« Sie wühlt auf einem kleinen Tischchen herum, auf dem Notizzettel und Firlefanz sich ein Stelldichein geben. Noch immer sagt niemand ein Wort. Alle warten gespannt darauf, wie es weitergehen wird. So, wie die Leute glotzen, könntest du meinen, die Maria hätte sich just hier manifestiert zur Tabledance-Darbietung. Von einer Heiligen ist die Wiesner weit entfernt. Tanzen steht auch nicht auf dem Programm. Ihr Gesicht ist ausdruckslose Maske. Die Hand hat sie ausgestreckt. Sie schnippt mit den Fingern. Ihr wird ein Fetzen Papier gereicht.
    »Merci vielmals«, sagt sie. »Wenn ich erfahre, dass Sie jemanden aus der Familie Stemmer angerufen haben, gibt es Ärger, capice?« Sie hebt die Stimme, ans Auditorium gewandt. »Großen Ärger, der noch seine Freunde mitbringt.«
    Das Madl nickt und presst die Lippen zusammen. Die Polizisten wissen, dass sie es kaum verhindern können, falls jemand aus der Kneipe beim Ansi Alarm schlagen würde. Es ist zu erwarten. Nicht zu ändern. Sie werden sich beeilen müssen – und beten, dass die alte Brauner dort ist und wohlauf.
    »Relax, Madl«, sagt Mister Batman. Dafür kann er sich den Blick der Wiesner als Alb mit nach Hause nehmen.
    Sie schreitet Richtung Ausgang, den Sandner in ihrem Schlepptau.
    »Was war denn das?«, fragt sie ihn draußen vor der Tür.
    Er bläst die Backen auf, fährt sich durchs Haar. »Weißt, das ist komisch, aber irgendwie konnte ich da drin nicht die Axt auspacken. Wie wenn’s das Wohnzimmer wäre – komisch.«
    »Wohnzimmer, aha. Such dir schleunigst einen anderen Dekorateur.«
    Der Hartinger kommt wie gerufen.

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