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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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bohren. Ein Reflex lässt ihn den Kopf einziehen.
    »Fragst andere«, nuschelt der Vinzent, »dahinten den Gwamperten mit dem gestreiften Pulli. Der hat mit seinem Bub auch keinen Hauptgewinn gezogen. Den hat der Wessold mit reingerissen in seine dreckigen Geschäfte. Der brummt in Stadelheim. Da bist du als Vater machtlos.« Der Vinzent nimmt einen Schluck vom Bier und zieht die Stirn in Falten. »Wieso interessieren dich eigentlich Wessolds Gschäfterl? Siehst ja, was es ihm einbracht hat. So a Messerstich is ned grad a Rendite, würd ich meinen. Brauchst du dringend a Geld?«
    »Geld bräucht ein jeder, oder?«
    Die Flüsterrunde ist vorbei.
    »Wärst halt Zahnarzt geworden«, brüllt der Vinzent los, »kriegst noch die Weiber umsonst dazu.« Das Lachen wird wieder ausgepackt. »Ich weiß davon nix – aber die Misthund sand eh wie die Kakerlaken. Zertrittst du eine, kommen fünfe nach. Die findest du überall.« Er nimmt eine kleine Kunstpause wahr, um die Kehle richtig mit Bier zu befeuchten. »Sogar hier herin«, ergänzt er bedeutungsvoll nickend. »Ist doch wahr.«
    Der Sandner bestellt sich ein Wasser.
    »Hast dich heut noch ned gewaschen?«, will der Zecher neben ihm grienend wissen.
    »Mein Arzt sagt, wenn ich weitersauf, verabschiedet sich die Leber.«
    »Auf die gschissene Leber, Seppe«, bekommt er zur Antwort. Sein Nachbar gönnt sich noch einen kräftigen Schluck. Mit dem Wasserglas hält der Sandner dagegen. Mit einem Zug leert er es und knallt es auf den Tresen.
    Ihm gehen die klaren Gedanken verloren. Schlagartig. Er hätte nicht übertreiben sollen mit der kompletten Anpassung an die Kneipenatmosphäre. Er hat sich gedacht, es schade nichts, dem Vinzent die Zunge zu lösen, aber als Preis dafür macht sich in seinem Hirn die Nebelsuppe breit. Schnaps ist nicht sein täglich Brot. Und dieser Brand hier ist kein Vergleich zum Bierschnaps der Maria. Dafür darf er sich aktuell wie in der schaukelnden Dschunke auf hoher See fühlen. Das Hirnstüberl ist seekrank. Ab jetzt nur noch Wasser. Neben ihm plappert der Vinzent munter weiter. Der benötigt offensichtlich nur ein handliches Paar Ohren neben sich. Wenn die ihm wer schenkt, ist er im Paradies.
    Aus den Augenwinkeln sieht der Sandner den Arm des Wiesels neben sich ausholen. Seinen Ellenbogen, der sich dem randvollen Longdrinkglas nähert – es vom Tresen fegt. Das fliegende Objekt nähert sich. Es dauert eine schnapsgetränkte Millisekunde zu lang, bis die Botschaft bei ihm ankommt und im Hirn verarbeitet wird. Ballistische Berechnungen nützen nichts. Er kommt nicht mehr weg! Er kann gerade noch zucken und das Glas fangen. Verkehrt herum. Jägermeister-Cola. Er hat das Gesöff auf dem Schoß, bevor sein Fluch den Mund verlässt. »Scheißdreck!« Dieser besoffene Narr! Der Sandner rutscht vom Hocker. Ein großer Fleck breitet sich zwischen seinen Schenkeln aus.
    »Ja verreck«, lallt das Wiesel, »des is jetzt saubled.« Ihm tut’s wohl um den Drink leid. Der eine oder andere Lacher setzt ein.
    Kommentarlos bahnt sich der Sandner den Weg zur Toilette. Gerade schaut er aus, als hätte er den richtigen Zeitpunkt dafür verpasst. Beim Laufen muss er sich konzentrieren, den Beinen akkurate Befehle zu erteilen, den Blick starr auf die Scheißhaustür gerichtet. Alles andere hat er ausgeblendet. Das dumpfe Gefühl im Kopf ist sein treuer Begleiter.
    »Nix für ungut«, plärrt ihm eine Stimme hinterher.
    Er hat nicht einmal eine Ersatzhose beim Indianerwigwam im Gepäck. Die pappige Mischung muss er sich sofort abwaschen, sonst käme er daher, als wäre es sein erster Tag ohne Windel.
    Im WC schnappt er sich hektisch eine Klorolle und versucht mit eingeweichtem Papier, das Schlimmste zu verhindern. Dafür bekommt er jetzt die Flusen als Applikation auf den Stoff. Der installierte Handföhn kommt mangels artistischer Fähigkeiten nicht infrage. Er könnte das besoffene Wiesel am Kragen nehmen und durchbeuteln, bis die Knochen als Klangspiel ertönen. Oder im Colabad langsam auflösen. Jetzt kann er mit feucht-klebrigem Schritt den Kneipenabend bestreiten. Immerhin wird mit Sicherheit in ihm keiner den verdeckten Ermittler vermuten, eher den klassischen Suffkopf. Für beste Tarnung wäre gesorgt.
    Die Scheißhaustür öffnet sich schwungvoll. Der von Vinzent erwähnte Gestreifte erscheint, der geplagte Vater. Er stiert dem rubbelnden Sandner zwischen die Beine. Was er da erblickt, scheint für ihn als Normalzustand durchzugehen. Er zuckt mit den

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