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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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durchs Hirn, als wären’s Blitze im Gewitter. Und er gibt den passenden Sturm dazu.
    Er legt los. Wie ein gejagter Footballer sprintet er, die Stehenden beiseite stoßend, zum Eingang und reißt die Tür auf.
    »Hey!«, schreit er in die Dunkelheit. In seinem Rücken braut sich etwas zusammen.
    »Ja hallo, Freunderl! Erst zahlen!«, keift eine Stimme aus dem Hintergrund.
    Jemand packt ihn fest am Arm. Schraubzwinge. Er versucht, ihn abzuschütteln. Immer mehr Hände sind um ihn, zerren ihn zurück. Er schafft es nicht vor die Tür. Nicht allein. Die Meute hängt sich wie Kletten an ihn. Nur einen Blick! Herrgott, einen verdammten Blick nach draußen! Keine Chance. Kurz windet er sich, dann gibt er auf. Er hebt die Arme und steht still.
    »Ist ja gut«, keucht er heraus.
    Nach und nach lassen die Leute von ihm ab. Das Stimmengewirr vervielfältigt sich. Das Gesprächsthema rauft sich die Haare. Statt zu ermitteln, wird der Kriminaler abgewatscht wie ein blutiger Anfänger. Was sie hier drin von ihm halten, steht auf einem anderen Blatt. Depp, kann man da lesen, mit zwei Ausrufezeichen.
    Ein großer, breitschultriger Bartträger schiebt sich zwischen ihn und die Tür. Er lächelt ihm zu. Auf Brautschau scheint er nicht zu sein. »Relax«, hört der Polizist ihn brummen, als wäre es der Beginn einer Meditationsübung. Auf seinem Bauch verrenkt sich der arg in die Breite gezogene Batman. Aktuell keine Hilfe.
    »Jemand ist mit meiner Jacke davon«, tobt der Polizist los.
    »Das träumst du«, ruft einer ihm zu. Aus dem Hintergrund sind erste Lacher zu vernehmen. Du brauchst kein Pay-TV, wenn ein talentierter Live-Komiker auftritt.
    »Hast kein Geld einstecken, oder was? Lass dir eine bessere Geschichte einfallen.«
    Der Geldbeutel steckt in seiner Hosentasche, anders als die Waffe. Nachdem auch der letzte Zechbruder seine Griffel von ihm gelassen hat, wedelt er mit einem Zwanziger und hämmert ihn wütend auf den Tresen.
    »So! Wo wohnt der Vinzent? Der neben mir gesessen ist?«
    Niemand macht den Mund auf. Schulterzucken. Endlich bequemt sich Frau Wirtin um Auskunft.
    »Der hat ein kleines Haus bei den Schrebergärten, aber der klemmt Ihnen bestimmt nicht Ihren Fetzen. Der wär schön blöd, der ist ja jeden Abend hier«, vermeldet sie. »Morgen könnens ihn ja fragen, ob er was gesehen hat.«
    »Was interessiert mich morgen? Ein Haus hat der – wo genau?«
    Er lässt es sich von der Blonden beschreiben.
    Misstrauisch mustert er die Umstehenden. Er kann sich nicht erinnern, ob ein Gesicht akut fehlt, außer dem Wieselgesichtigen und seinem düsteren Gesprächspartner. Der Gestreifte ist jedenfalls noch da. Das hätte niemand registriert, wenn ein verhuschtes Manschgerl, mit Sandners Jacke behangen, die Kneipe verlassen hätte. Der Laden ist bevölkert wie die Innenstadt von Mumbai. Es ist ja kein rosa Plüschmäntelchen mit Bommelchen dran. Gediegener, schwarzer Stoff. Er hätte ein Schildchen dazustellen sollen: »Kost nix, greif zu.« Unfassbar! Die Dummheit hat sich die Biere gern schmecken lassen und die Schnäpse dazu. Nüchtern wäre ihm das nie und nimmer passiert. Wegen dämlicher Flecken auf der Hose! Dafür würde ihm selbst Ninkasi, Göttin des Bieres, nur die wohlgeformte kalte Schulter zeigen. Wenn jemand durch seine Waffe auf schräge Gedanken käme, wäre das Feuer unter seinem Oasch das marginalste Problem. Hölle! Hölle! Hölle!
    »Wir könnten die Bullen rufen. Aber das sag ich Ihnen gleich – die freut so eine Geschichte nicht. Da ham’S mehr Ärger als Spaß. Vielleicht war es bloß ein Versehen«, meint Frau Wirtin. Diesmal hat er sich ihre volle Aufmerksamkeit gesichert. Eine steile Falte bildet sich über der Nasenwurzel. Nervös fährt sie sich durch die Lockenpracht, ihren forschenden Blick auf sein grimmiges Antlitz gerichtet. Sie kaut auf ihrer Unterlippe herum. Willst du Ärger machen?
    Der Sandner winkt ab. Einmal am Tag die Polizei reicht. Er hat nicht vor, sich zu erkennen zu geben. Der Dieb wird nicht lange Freude haben.
    Er macht sich auf den Weg zu Vinzents Haus, ausgelacht vom vollen Mond und etwas wacklig auf den Beinen. Ums mit Nestroy zu sagen: »Der Wanderer macht mir eine gar finstere Miene, er scheint mir eine Sliwowitz-Ruine.«
    In Sandners Fall kann man Pflaumenbrand durch Gerstengebräu ersetzen. Fast Mitternacht und die Hände leer. Seit sieben Stunden ist Brauners Mutter in Gefangenschaft.
    Z ehn Minuten Fußweg hatte Frau Wirtin gemeint. Die braucht er, um auf die

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