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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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Gestalten aus der Siedlung. Keine Verwandtschaft. Ein schwarzes Schaf ist praktisch, damit dein weißes Wollkleid heller strahlt. Zu schaffen haben möchtest du mit ihm nichts.
    Vielleicht ist er wirklich der Mörder, weiß von der Entführung, hofft, die Polizei präsentiert einen falschen Täter und lässt ihn frei. Viel zu kompliziert gedacht. Da sitzt ein todkranker Mann, der nichts erwartet. Der hat abgeschlossen mit allem. Als Drahtzieher kommt das Würschterl nicht infrage. Aber sie hat einen Namen. Der Wessold hatte also einen Gehilfen, einen kleinen Igor. Den Hofer Peter. Mal sehen, was der zu erzählen hat. Sie beschließt, sich ein Café zu suchen. Nicht in Blickweite des Gemäuers. Möglichst groß, mit viel Raum um sie herum. Sie hat noch etwas Zeit. Später werden sie beim Brauner zusammentreffen, um die nächsten Schritte abzusprechen.
    Das eiserne Tor öffnet sich. Ein Mann tritt heraus. Unsicher schaut er sich um. Eine abgeschabte Reisetasche hält er in Händen.
    Die Wiesner sucht in seinem Gesicht nach Erkennungsmerkmalen. Niemand, den sie einmal festgenagelt hatten. Ganz gut aussehend. Etwas blass um die Nase. Den Stoppelschnitt kann er tragen, verleiht ihm herbe Männlichkeit. Die tierische Note.
    Er zieht sich die Kapuze seines Sweatshirts über den Kopf, als der Regen stärker wird. Ein Taxi hält vor ihm und nimmt ihn auf. Auf der Rückbank sitzt ein langmähniges Wesen, das ihn gleich umhalst. So einfach. Die Mauern geben dich frei, und das Spiel beginnt erneut. Oder der Kreislauf geht weiter.
    So leicht wird es für den Fuhrer nicht werden. Wenn der Mann Pech hat, kommt er waagerecht nach draußen. Begnadigung wegen Krebs ist nicht vorgesehen. Vielleicht könnte er nächstes Jahr Freigänger werden. Seiner Haftstrafe könnte er sich durch vorzeitiges Sterben entziehen. Vielleicht sein letzter Herbst.
    I m Harthofquartier hat sich der Sandner auf den Weg gemacht. Die Haustür hat ihm ein Farbiger aufgehalten, ein freundliches Lächeln verziert ihm das Gesicht, seine klaren Augen blitzen unternehmungslustig. Könnte der neue Mieter sein, mutmaßlich Togolese. Der Hauptkommissar will noch einmal beim Haus seines Zechkumpanen vorbeischauen und dann nach Untergiesing. Undercover mit Atempause. Ohne Jacke ist es kühl. Abgesehen davon macht es wenig Sinn, hier umherzuflippern wie eine Springmaus. Er muss mit dem Team beim Brauner die mageren Erkenntnisse sortieren, sich absprechen.
    Dass ihm wieder keiner aufmacht, hat er sich fast schon gedacht. Die Jalousien sind heruntergelassen. Der Mann wird seinen Rausch ausschlafen.
    Der Hauptkommissar wird bis zum Nachmittag warten müssen – und dann wieder beim Ansi aufschlagen. Der Schießprügel muss her!
    An der U-Bahn-Haltestelle Harthof ist Betrieb. All das Jungvolk, das heute nicht in die Schule mag. Als könnte es kaum einer erwarten, von hier wegzukommen. Eine Viertelstunde Fahrtzeit bis zur Haltestelle »Aufgeblasene Illusion«. Die Innenstadt, wie unter der großen Zirkuskuppel mit bunt-billigem Klamottenfirlefanz, den stampfenden Rhythmen, die aus allen Läden dröhnen, und dem Geplapper und Geschnatter, als wäre Seehundshow im Tierpark. Kommen Sie näher, schauen Sie rein! Dressiert und auf Hochglanz gebürstet solltest du schon sein, damit es zum Flair passt und du manierliche Kunststücke zeigen darfst. Applaus – wenn du die Münzen herauskullern lässt in Reih und Glied. Das Haferl Kaffee kostet drei Euro neunzig, wenn du es kommod haben willst. Fast vier Euro für etwas Gedankenlosigkeit und Geschau. Billiger, du nimmst den Styroporbecher vom Fastfood Tandler und baust dich davor auf, als wärst du tatsächlich lebendig.
    Das deprimiert den Sandner. Die Indianer haben sich um Glasperlen angestellt. Heutzutage tust du das für Elektronikgraffel und knallbuntes Nichts. Kein Unterschied. Der Glanz macht dir weder den Magen noch das Herz voll.
    Am Kolumbusplatz angekommen, läuft er in Richtung seiner Wohnung. Zehn Minuten, wenn du nicht rennst. Genau die richtige Zeitspanne. Dass der Platz nach einem zähen Entdecker benannt ist, hat dem Sandner immer zugesagt. Auch der tragische Irrtum, den Kolumbus Zeit seines Lebens mit sich herumgeschleppt hatte. Jedes Ding hat zwei Henkel, an einer Seite kannst du es tragen, an der anderen nicht, hat Goethe einst bemerkt, wahrscheinlich als seine Köchin krank darniederlag.
    Dass sich in Untergiesing die Conquistadores breitmachen wollen, um sich fett zu mästen, kannst du verfluchen. Aber es gibt

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