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Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition)

Titel: Der Tod kann warten: Kriminalroman (Sandner-Krimis) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Krause
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megaschlau, was?«
    »Und Ihr Vater hat Sie laut Liste vor fünf Wochen besucht.«
    »Äh ja, und?«
    »Wir kommen zur entscheidenden Frage des Tages. Gut überlegen – haben Sie Ihrem Vater gesagt, dass im Friseursalon die Mutter vom Oberstaatsanwalt Brauner gewesen ist – und in welchem Heim die wohnt? Die Tamara hat das vielleicht erzählt. Und im Weitertratschen sind Sie ja Spezialist.«
    Der Junge schaut verständnislos von einem zum anderen. »Was?«
    »Das war ein zu langer Text, Frau Kollegin«, meint der Sandner. »Das begreift der nie.«
    »Doch«, sagt die Wiesner, »er fragt sich bloß, ob sein Vater oder die Tamara Ärger bekommen könnte.«
    »Er könnt sich auch fragen, ob wir ihm Ärger machen können.«
    »Können wir?«
    »Und wie.« Der Sandner wirft einen Blick auf den Uniformierten, der mit unbeweglichem Gesichtsausdruck in der Ecke harrt. Hat sich die Haltung von den Royal Guards geborgt. Denkt wahrscheinlich gerade an den Schweinebraten oder den Unterhalt an die Ex.
    Der Junge wird zappelig. »Was soll der Scheiß, wer wem was gesagt hat?«
    »Ja oder nein?«, fragen die beiden Ermittler unisono.
    »Ich brauch Bedenkzeit.«
    »Was meint er?«, fragt die Wiesner den Sandner.
    »Keine Ahnung«, brummt der zurück. »Telefonjoker? Publikum? Es geht um Ja oder Nein, das ist ja keine Quizfrage. Yes or no?«
    »Ja, kann sein.« Der Bursche ist verwirrt. »Wir haben über alles Mögliche geredet oder gestritten, wie immer. Ja, okay, kann sein.«
    »Ist er nicht äußerst kooperativ?«, will die Wiesner vom Sandner wissen.
    »Ja, er gibt sich Mühe, das gibt ein Fleißbuidl.« Die beiden stehen auf und lassen den Burschen ratlos sitzen.
    »Das nächste Mal will ich die besseren Nachrichten bitt schön gleich wissen«, meint der Sandner, wie sich die schwere Eisentür hinter ihnen schließt.
    »Ich hab mich so auf dein verdattertes Gesicht gefreut, Sandner.«
    »Du bist a arg schräge Matz.«
    »Das fällt dir früh auf.«
    Jetzt ist klar geworden, wie der ermordete Wessold von der Zahnbehandlung der Fuhrer Wind bekommen hatte und dass der Gestreifte gewusst hat, in welchem Heim die alte Brauner zu finden wäre. Wem und wann immer er das im Suff verzapft haben mochte, wird sich auch noch finden. So sind die Geschichten herumgeflattert im Harthof, wie die Fledermäuse in der Nacht. Ein kleiner Lichtstreif am Horizont. Dass die Wiesner den Sandner abklatscht, ist ein seltener Moment. Aber ein bisserl Zuversicht kann nicht schaden.
    D er Hartinger muss Zuversicht erst zähmen, bevor sie zu ihm kommt und sich streicheln lässt. So einfach lässt sich die nicht mit ihm ein. Er ist kein Mann für eine Nacht. Während seine Kollegen aus Stadelheim zurückfahren, mit einem Puzzleteil mehr im Reisegepäck, steht er in Sendling vor einer bekannten Haustür und schaut nach oben. Er hat zwei Mohnschnitten dabei. Kurze Verschnaufpause. Er muss die Isabella sehen. Sein Verstand muss überprüfen, ob ihm seine Erinnerung keinen Streich gespielt hat. Ob es diese Finger, diese Haut, dieses »Erste Mal« in seiner Unfassbarkeit wirklich gegeben hat oder nur seiner Phantasie entsprungen ist. Er muss wissen, wie die Isabella ihn anschaut. Nur eine Minute. Ob da ein Funken dieses Feuers drinsteckt, das in ihm zu brennen angefangen hat. Ein Sexualtherapeut würde schließen, der Hartinger wäre entwöhnt. Nach zölibatärer Entsagung gleich mit hundert Prozent einzusteigen lässt den Schädel heiß laufen. Und nicht nur den. Die Maschine steht unter Dampf. Die Urteilsfähigkeit ist längst eingeschürt worden, als Nächstes liegt die Vernunft auf der Schaufel.
    Nach einem tiefen Atemzug läutet er.
    Die Isabella öffnet ihm. Steckt Belustigung im Ausdruck ihrer Augen oder ein Fragezeichen?
    Etwas hilflos steht er im Türrahmen, den Arm mit der Tüte stramm hingestreckt. Passende Wörter wollen ihm nicht einschießen.
    »Magst nicht reinkommen?«, hört er sie fragen. Die Stimme klingt wie gestern. Kein Unterton.
    »Eigentlich hab ich keine Zeit«, sagt er. Eigentlich will er etwas anderes sagen. Überhaupt ist »eigentlich« ein Unwort. Mit Leichen kann er definitiv besser umgehen. Die erwarten keine Bonmots, und ihre Ansprüche bescheren dir im Allgemeinen keine mentale Herausforderung. Alles liegt vor dir – meistens.
    »Musst du wissen«, bekommt er zu hören.
    Ja, müsste er. Natürlich mag er reinkommen. Zeit oder nicht.
    »Magst du Mohnschnitten?«
    Ihr kommt ein Lachen aus, wie sie die Tür freigibt. Nur ganz

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