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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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darüber nachgedacht, wie nahe sich Elizabeth und Wickham in den Zeiten ihrer Freundschaft in Longbourn gestanden hatten, doch jetzt überkamen ihn die Zweifel einer Eifersucht, die er selbst als unberechtigt und schändlich empfand. Einen schrecklichen Augenblick lang wünschte er, es wäre Wickhams Leiche, deren Gewicht an seinen Schultern zerrte; gleich darauf entsetzte ihn die Erkenntnis, dass er, und sei es nur eine Sekunde lang, seinem Feind den Tod gewünscht hatte.
    Pratt war sichtlich erleichtert, als sie bei ihm anlangten, begann jedoch beim Anblick der Trage vor Angst zu zittern. Erst nachdem der Colonel ihm den scharfen Befehl dazu erteilt hatte, begann er die Pferde zu beruhigen, die wegen des Blutgeruchs außer Rand und Band geraten waren. Darcy und der Colonel setzten die Trage ab, und Darcy bedeckte die Leiche mit einer Decke aus der Kutsche. Wickham hatte auf dem Weg durch den Wald geschwiegen, wurde jetzt aber streitlustig, so dass alle froh waren, als es Alveston mit Hilfe des Colonels gelang, ihn in die Kutsche zu verfrachten und sich neben ihn zu setzen. Wieder ergriffen Darcy und der Colonel die Stangen der Trage und hoben ihre Last mit schmerzenden Schultern hoch. Pratt hatte die Pferde endlich gebändigt. Schweigend und müde an Leib und Seele machten sich die beiden Männer im Gefolge der Kutsche auf den langen, mühsamen Weg zurück nach Pemberley.

3
    A ls sich Lydia ein wenig beruhigt und nach einigem Zureden schlafen gelegt hatte, ließ Jane sie in Beltons Obhut und ging zu Elizabeth hinunter. Die beiden Schwestern eilten zur Haustür, wo schon Bingley, Mrs. Reynolds und Stoughton standen, um die Abfahrt des Rettungstrupps zu beobachten. Zu fünft starrten sie so lange in die Dunkelheit hinaus, bis von der Kutsche nur mehr zwei in der Ferne schwankende Lichter zu sehen waren. Dann drehte sich Stoughton um, schloss die Tür und schob die Riegel vor.
    »Ich bleibe bei Mrs. Wickham, bis Dr. McFee kommt, Madam«, sagte Mrs. Reynolds zu Elizabeth. »Er wird ihr sicherlich etwas Beruhigendes geben, damit sie schlafen kann. Ich schlage vor, dass Sie und Mrs. Bingley im Musikzimmer warten; dort haben Sie es bequem, und im Kamin brennt ein Feuer. Stoughton hält an der Tür Wache und gibt Ihnen und Mrs. Bingley Bescheid, sobald er die Kutsche kommen sieht. Falls man Mr. Wickham und Captain Denny unterwegs auffindet, ist in der Kutsche genug Platz für alle, auch wenn es dann vielleicht etwas unkomfortabel wird. Die Gentlemen werden ein warmes Essen brauchen, wenn sie zurück sind, aber dass Mr. Wickham und Captain Denny hier bleiben und etwas zu sich nehmen wollen, wage ich zu bezweifeln, Madam. Sobald er seine Frau in Sicherheit weiß, werden er und sein Freund die Reise sicherlich fortsetzen wollen. Pratt hat ja gesagt, dass sie auf dem Weg zum King’s Arms in Lambton waren.«
    Genau das hatte Elizabeth hören wollen, und sie fragte sich, ob Mrs. Reynolds es ihr absichtlich beteuerte. Die Vorstellung, Wickham oder Captain Denny könnte sich auf dem beschwerlichen Gang durch den Wald ein Bein gebrochen oder den Knöchel verstaucht haben und man müsste sie – vielleicht sogar über Nacht – aufnehmen, empfand sie als zutiefst beunruhigend. Ihr Mann würde niemals einem Verletzten die Gastfreundschaft verweigern, doch Wickham unter dem eigenen Dach zu haben, wäre auch ihm zuwider und konnte Folgen haben, über die sie gar nicht nachdenken wollte.
    »Ich sehe nach, ob sich alle Dienstboten, die an den Vorbereitungen für den Ball beteiligt sind, inzwischen schlafen gelegt haben, Madam«, sagte Mrs. Reynolds. »Belton bleibt gern wach für den Fall, dass sie gebraucht wird, und Bidwell arbeitet zwar noch, aber er ist absolut verschwiegen. Vor morgen früh brauchen wir niemandem von den Ereignissen dieser Nacht zu erzählen, und auch dann nur das Nötigste.«
    Sie machten sich gerade auf den Weg nach oben, als Stoughton verkündete, die nach Dr. McFee ausgeschickte Kutsche sei zurückgekehrt. Elizabeth blieb stehen, um den Arzt zu begrüßen und ihm kurz zu berichten, was passiert war. Dr. McFee wurde bei jedem seiner Besuche herzlich willkommen geheißen. Der Witwer mittleren Alters, dessen Frau jung gestorben war und ihm ein beträchtliches Vermögen hinterlassen hatte, konnte es sich zwar durchaus leisten, in seiner Kutsche herumzufahren, absolvierte die Hausbesuche jedoch lieber zu Pferd, den Arztkoffer an den Sattel geschnallt. Auf den Straßen und Gassen Lambtons und Pemberleys

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