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Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod kommt nach Pemberley: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. D. James
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Darcy.
    »Fast immer der zeitliche Aspekt. Die Londoner Gerichte sind jetzt schon überfordert, zu viele Fälle werden mit ungebührlicher Hast durchgepeitscht. So sehr lieben die Engländer ihre Juristen nicht, als dass sie sich gern stundenlange zusätzliche Reden anhörten. Es gilt als ausreichend, dass sich der Angeklagte in eigener Sache äußert, und mit dem Kreuzverhör der Belastungszeugen durch den Verteidiger sei, so heißt es, für Gerechtigkeit gesorgt.«
    »Du klingst wie ein Radikaler, Darcy«, sagte der Colonel. »Ich wusste nicht, dass du dich sosehr für unsere Rechtsordnung interessierst und für ihre Umgestaltung aussprichst.«
    »Ich auch nicht, aber wenn man, so wie wir jetzt, mit dem konfrontiert ist, was George Wickham bevorsteht, und sieht, wie schmal der Grat zwischen Leben und Tod ist, liegt es wohl nahe, interessiert, aber auch besorgt zu sein.« Darcy schwieg einige Sekunden lang. Dann fügte er hinzu: »Wenn es nichts mehr zu besprechen gibt, sollten wir uns jetzt den Damen anschließen und mit ihnen das Dinner einnehmen.«

2
    D er Dienstag versprach ein angenehmer Tag zu werden, der sogar auf herbstlichen Sonnenschein hoffen ließ. Wilkinson, der Kutscher, stand in dem wohlverdienten Ruf, das Wetter vorhersagen zu können, und hatte zwei Tage zuvor prophezeit, dass auf Wind und Regen ein wenig Sonne und nur gelegentliche Schauer folgen würden. An diesem Tag wollte sich Darcy mit seinem Verwalter John Wooller zum gemeinsamen Mittagessen in Pemberley treffen und am Nachmittag zu Wickham nach Lambton reiten, Letzteres eine Pflicht, davon war Darcy überzeugt, die für beide Seiten keinerlei Vergnügen in sich barg.
    Während seiner Abwesenheit wollte Elizabeth mit Georgiana und Mr. Alveston zum Waldcottage gehen, um sich nach Wills Gesundheitszustand zu erkundigen und ihm Wein und einige Leckerbissen zu bringen, die, wie Mrs. Reynolds und sie hofften, seinen Appetit anregen würden. Außerdem wollte sie sich davon überzeugen, dass seine Mutter und seine Schwester sich nicht geängstigt hatten, als Bidwell in Pemberley arbeitete und sie allein waren. Georgiana hatte Elizabeth unbedingt begleiten wollen, und Henry Alveston hatte sich sofort als männlichen Begleiter angeboten. Einen solchen hielt Darcy für unerlässlich, weil er wusste, dass sich die beiden Damen damit sicherer fühlen würden. Nach einem frühen Mittagessen wollte Elizabeth so bald wie möglich aufbrechen. Die wohltuende Herbstsonne würde nicht lange scheinen, und Darcy hatte verfügt, dass die kleine Gesellschaft den Wald wieder verließ, ehe das Nachmittagslicht zu schwinden begann.
    Doch zuerst mussten Briefe geschrieben werden, eine Aufgabe, der Elizabeth nach einem zeitigen Frühstück mehrere Stunden widmete. Viele der zum Ball geladenen Freunde hatten Briefe voller Anteilnahme und besorgter Fragen geschickt, von denen einige noch immer nicht beantwortet waren, und Elizabeths Familie in Longbourn, die Darcy per Eilboten von der Tragödie unterrichtet hatte, erwartete fast täglich einen Bericht über den Stand der Dinge. Auch Bingleys Schwestern, Mrs. Hurst und Miss Bingley, mussten auf dem Laufenden gehalten werden, doch zumindest das konnte sie Bingley überlassen. Die beiden besuchten ihren Bruder und Jane zweimal im Jahr, hatten sich jedoch so sehr den Londoner Vergnügungen verschrieben, dass sie es niemals länger als einen Monat auf dem Land aushielten. Während sie in Highmarten weilten, ließen sie sich hin und wieder dazu herab, auch in Pemberley zu erscheinen. Mit diesen Besuchen, mit ihrer Beziehung zu Mr. Darcy und mit der Pracht seines Anwesens später prahlen zu können, war ein zu großer Genuss, als dass sie ihn ihren enttäuschten Hoffnungen und ihrer Missgunst geopfert hätten; doch Elizabeth als Herrin von Pemberley erleben zu müssen, blieb für die beiden Schwestern eine Kränkung, die keine von ihnen ertragen konnte, ohne sich der quälenden Mühsal der Selbstbeherrschung zu unterziehen, und die Besuche erfolgten zu Elizabeths Erleichterung auch nur selten.
    Bingley hatte seinen Schwestern taktvollerweise davon abgeraten, in der gegenwärtigen Krise nach Pemberley zu kommen, und Elizabeth konnte sicher sein, dass sie sich daran halten würden. Ein Mordfall in der Familie kann zwar bei den Teilnehmern eleganter Abendeinladungen einen gewissen Schauder hervorrufen, doch aus einem brutal gemeuchelten gewöhnlichen Captain der Infanterie, der weder über Geld verfügt hatte noch einer guten

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