Der Tod macht den letzten Schnitt
Drehbuch. Geh dicht an Ian ran, Drei. Laßt diesen hirnlosen Bock den
Text ablesen. Das muß man ja nicht unbedingt sehen.»
Taktvoll übersetzte Robert: «Wenn du
das Drehbuch haben willst, Terry, das sieht die Kamera nicht.»
Der Mann wischte sich den Schweiß aus
den Augen. «Es ist hier so heiß... und ich bin Stuntdriver, kein Schauspieler.»
Oben in seinem Büro sagte Ashley
bissig: «Haben wir schon vermutet, Herzchen.»
In der Regie schrie Bernhard: «Das
bringen wir beim Schnitt in Ordnung.»
In der Tontechnik schwor der massige
John: «Einen gottverdammten Wundertäter braucht man für so was, Leute.»
Im Studio lächelte Robert ruhig und
aufbauend. «Sprich in deinem Tempo, Terry. Fertig, Ian? Und... Einsatzzeichen.»
Pat notierte den Time-Code. «Auf Drei»,
rief sie automatisch, «bei einhunderteinundzwanzig auf die Eins.»
Studio A. Requisite. Improvisiertes
Büro
Newton hatte sein provisorisches Büro
wieder hergerichtet, um weitere Unterbrechungen bei Doctors and Nurses zu vermeiden. «Stellen Sie fest, Mullin, ob Titmouse oder der Aufnahmeleiter
Zeit hat. Blaney soll zu mir kommen, wenn er mit diesem Kameramann gesprochen
hat, und ich finde, wir sollten uns Jacintas Fassung des Streits anhören.»
«In Ordnung.» Mullin machte sich auf
den Weg.
Newton ging zum richtigen Telefon und
wählte seine Telefonnummer. «Hallo, Jean, ich bin’s.»
«Hey.» Jeans Stimme klang verhalten.
Frank rief nur an, wenn es Probleme gab. «Kommst du spät heim?»
«Glaube ich nicht. Ich wollte nur
fragen, ob du heute noch in die Bücherei gehst.»
«An sich nicht, aber ich kann hingehen,
wenn du möchtest.»
«Das Stück von diesem Congreve, über
das wir gesprochen haben — könntest du es für mich ausleihen?»
«Ich glaube nicht, daß sie das haben,
aber ich versuche es.»
«Ich möchte es gern lesen.» In Wahrheit
wollte Frank Newton hinter das Geheimnis kommen, welche Sprache eine alternde
Schauspielerin befähigte, einen Mann wie Ian Walsh zu verführen. Es war kein
Thema, das er mit Jean hätte diskutieren wollen. «Vielleicht kommt mir eine
Idee», endete er lahm.
«Ich werde mir Mühe geben. Bis heute
abend.»
«Ja, und danke, Jean.»
Die Tür öffnete sich wieder, und Mullin
führte den aufgeregten Henry Titmouse herein. «Setzen Sie sich», drängte er.
«Es dauert doch nicht lange, oder?» Wie
bei jedem anderen wurde an Drehtagen Henrys Leben von der Uhr regiert. «Ich
habe außer Ian noch zwei Gentlemen zu bedienen. Einer muß früher fort, er ist
verabredet...»
«O.k., Mr. Titmouse. Nur eine paar
Fragen — ohne Mrs. Phelps’ Ohren», sagte Newton beschwichtigend.
«Die setzt mich unter Druck, sobald ich
zurück bin», sagte Henry bekümmert, «das macht sie immer.»
«Sagen Sie ihr einfach, ich hätte Ihnen
verboten zu reden.» Henry sah zweifelnd aus. «Der Anästhesiekittel, Mr.
Titmouse... nicht der mit dem Blut, der andere», begann Newton mit Nachdruck in
der Stimme, «Sie haben Walshs Namen in den Kragen geschrieben, richtig?»
Mullin war erstaunt, aber der
Garderobier legte erschrocken die Hand über den Mund, was Bände sprach.
«Wollten Sie damit Ian Walsh gefällig
sein?»
Henry nickte. «Ich hätte ihn mit der
Nagelbürste weggebürstet, sobald Ian ihn nicht mehr brauchte. Ian regt sich
auf, wenn er kein eigenes Kostüm hat, müssen Sie wissen, er ist ein Künstler.
Aber wer seinen markierten Kittel genommen hat, weiß ich nicht, das schwöre
ich.»
«Gut. Wir wissen, wo er wieder
aufgetaucht ist. Der andere Kittel hängt inzwischen wieder auf der Stange der
Statisten?»
«Noch nicht» — Henry blinzelte listig —
, «erst nachher, wenn Rita ihren Kontrollgang macht. Ian brauchte ihn heute
morgen. Ich bin also damit rumgereist. Erst habe ich ihn mit nach unten
genommen, falls ein Statist ihn gebraucht hätte, und dann habe ich ihn in Ians
Garderobe gebracht.»
«Und das machen Sie seit Montag, ohne
daß Mrs. Phelps es gemerkt hätte?» fragte Mullin ungläubig.
«Die meint immer, wir trauten uns
nicht, so was zu machen» — Henry kicherte — , «in einem Unternehmen wie dem
hier mußt du gut zu Fuß sein. Kostüme sind andauernd verschwunden. Und tauchen wieder
auf, wenn Mittwoch abend die Aufzeichnung fertig ist.»
«Als sich also am Montag herausteilte,
daß Ian keinen Kittel hatte, haben Sie seinen Namen in den anderen Kittel
geschrieben und ihn in den letzten drei Tagen unter denen herumgereicht, die
ihn brauchten?»
«Ja. Ich dachte Ians
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