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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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keine Lust auf Opa-Sein.»
    Ich mag diese Situationen einfach nicht.
    «Hohh Mann!» Melina springt von ihrem Stuhl auf. «Das hat man davon, wenn man fragt. Hätte ich’s doch einfach so gemacht, ich Penner, ihr hättet dann gar nichts gemerkt. Das hat man dann davon, wenn man ehrlich ist. Suuuper, vielen Dank!»
    Da hat sie nicht unrecht.
    Ich versuche es nun anders. «Melina, glaubst du nicht, dass es dafür noch zu früh ist? Du bist doch erst 15. Meinst du nicht, es ist besser, wenn du …»
    «Sagt mal, denkt ihr beide immer nur an das eine? Kann der AA nicht einfach so hier pennen? Glaubt ihr denn, dass wir dann automatisch sofort … ach fuck!»
    Genau, Fuck. Darum geht es wohl.
    «Na ja, wir waren auch mal jung …», entgegne ich gleichermaßen zaghaft wie hilflos.
    Franziska greift nach Melinas Hand, die sie sofort wegzieht. «Schätzchen, pass mal auf. Natürlich wissen wir, dass du kein Kind mehr bist, und wir haben auch Vertrauen zu dir. Aber wir finden, es ist einfach noch zu früh, dass ein Junge bei dir schläft. Da kommt man manchmal in Situationen, die man vielleicht gar nicht will, und …»
    «Ihr seid solche Spießer», unterbricht Melina ihre Mutter und stürmt hinaus.
    Franziska und ich blicken uns ratlos an.
    «Wenn sie es wollen, machen sie es doch eh», flüstert Franziska resigniert in die Salatschüssel, die vor ihr auf dem Tisch steht. «Es ist wirklich albern, was wir hier abziehen.»
    «Ich will nicht, dass dieser Blödmann hier schläft», sage ich und schlage dabei leicht mit der Faust auf den Tisch.
    Franziska greift nach meinem Arm. «Wir sollten lieber anfangen, mit ihr über Themen wie Verhütung zu sprechen.»
    «Franziska, sie ist 15!»
    «Eben.»
    Franziska schaut mich mit ihren blauen Augen an.
    Ich kann nicht anders, als diesen Augen ausweichen. Ich schäme mich. Warum nur ist mir das mit Stefanie heute Nachmittag passiert? Warum nur kann ich nicht einfach mehr für Franziska da sein?
    «Dich nimmt das mit, oder?», fragt sie.
    Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. «Hm, was?»
    «Na, das mit Ellen Murnau.»
    «Ja», antworte ich kurz. «Hoffentlich können wir das bald aufklären.»
    Franziska schweigt und beobachtet mich weiter, was mich verunsichert.
    «Bis Anfang nächster Woche sind die DNA-Tests analysiert», sage ich. «Wenn wir Glück haben, wissen wir dann mehr. Mir graut davor, einen Schüler festnehmen zu müssen.»
    «Und was macht ihr, wenn es keine Übereinstimmung gibt?»
    «Dann überprüfen wir die Schüler, die sich geweigert haben, einen Test abzugeben, und gehen den anderen Spuren nach.»
    Franziska lächelt. «Du bist so anders.»
    «Wie … was?»
    «Du bist so richtig bei der Sache. Das kenn ich so gar nicht, wie dir nicht alles egal ist, was mit deinem Job zu tun hat.»
    Ich nicke stumm. In gewisser Weise hat sie recht. Seit dem Drossmann-Fall fühle ich mich immer häufiger tatsächlich als Hauptkommissar und nicht mehr nur als der Sohn, dem der Herr Papa einen Job verschafft hat.
    «Du hast einen ganz anderen Gesichtsausdruck, wenn du morgens zur Arbeit fährst», sagt Franziska leise.
    «Echt?», frage ich nach und freue mich still. Franziska nickt und lächelt.
    «Ich will auch wieder arbeiten», sagt sie dann plötzlich. Sie steht auf, geht zum Kühlschrank und schenkt sich einen Weißwein ein. «Ich überlege, mich bei Musikschulen zu bewerben.»  
    Mein Gemüt erhellt sich. «Ehrlich? Das fände ich super.»
    «Na ja, mal sehen, ob das überhaupt klappt», ergänzt sie schulterzuckend und nippt an ihrem Weinglas.
    Von unten aus dem Kellergeschoss donnern Wut-Bässe aus Melinas Boxen, und mein Handy empfängt eine SMS. Ich sehe den Absender, Stefanie Assmann, und drücke sie ungelesen weg. Ich habe das Bedürfnis, Franziska zu umarmen, aber noch mehr Angst vor einer Nähe, mit der ich nach diesem Tag nicht umgehen könnte. So gehe ich ins Wohnzimmer, schalte den Fernseher an und mich ab.

    Einige Stunden später in der Nacht wache ich auf und erinnere mich an Stefanies SMS. Ich greife im Dunkeln nach meinem Handy, das als Wecker dienend auf meinem Nachttisch liegt, und öffne die Kurznachricht:
    «Henning, ich will das auf gar keinen Fall, und doch kann ich nicht aufhören, daran zu denken. Stefanie.»
    Franziska neben mir atmet tief und ruhig. Ich war ihr in 16 Ehejahren eigentlich immer treu. Das im letzten Jahr zählt nicht, da war das Eheregelwerk außer Kraft gesetzt. Zugegebenermaßen hatte ich in den Jahren davor auch nicht

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