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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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Arbeitsleben auch, oder nicht?»
    Wieder wartet er auf Bestätigung, die er nicht bekommt.
    «Glauben Sie, irgendeinen Chef beeindruckt es im Vorstellungsgespräch, wenn vor ihm ein junger Mensch sitzt und erzählt, wie schön er in der schulischen Theatergruppe rumgehampelt oder Appelkuchen gebacken hat? Nix gegen Hobbys, aber in der Schule sollte es doch vorrangig mal ums Lernen gehen, oder etwa nicht?»
    «Ja, da haben Sie wohl recht», antworte ich. Bernhard Dohmknechts Gesichtzüge entspannen sich, und er scheint zufrieden mit seiner Kampfrede zu sein. Aber ich bin noch nicht fertig:
    «Dann sollte es in der Schule auch darum gehen, dass unsere Kinder von Lehrkräften unterrichtet werden, die keine infamen Lügen über ihre Vorgesetzte verbreiten.»
    Bernhard Dohmknecht legt seine Stirn in Falten. «Ich weiß nicht, was Sie hier insinuieren.»
    «Herr Dohmknecht, Sie müssen nicht versuchen, mir etwas vorzumachen. Sie und Ihr Kollege Munker, dessen Sauferei Sie vorzüglich decken, haben Schüler für Ihre Zwecke instrumentalisiert. Was war Ihr Ziel? Selber hier zu sitzen, nachdem Frau Murnau Ihnen damals den Job des Schulleiters vor der Nase weggeschnappt hat? War das Grund genug für einen Rachefeldzug? Der scheint Ihnen ja nun geglückt zu sein. Ellen Murnau ist aus dem Weg geräumt. Da liegt doch der Verdacht mehr als nahe, dass Sie bei all den Anschlägen und dem finalen Tötungsdelikt auf irgendeine Weise Ihre Finger mit im Spiel haben.»
    Lehrer Dohmknecht erhebt sich aus einem Stuhl und sagt: «Das ist ja wohl eine Unverfrorenheit, die … also …»
    Dann verliert er endgültig die Fassung und brüllt mich an: «Was fällt Ihnen überhaupt ein? Das sind Verleumdungen, die ihresgleichen suchen. Das werden Sie noch bereuen. Das geht wirklich zu weit …»
    «So? Werde ich das bereuen?», brülle ich zurück. Ich weiß inzwischen nicht mehr, was in mich gefahren ist. Es ist völlig klar, dass ich zu weit gegangen bin, ich kann aber nicht aufhören.
    «Na, dann rufen Sie doch am besten gleich den Exmann von der Murnau an, Ihren Kumpel aus der Feuerwehr, den Hirschmann, und setzen einen Jugendlichen auf mich an.»
    «Verlassen Sie sofort mein Büro», schreit er noch, doch da bin ich schon längst im Begriff, die Tür zu öffnen. Es macht Dong, und das Holz der Tür trifft unsanft die Stirn des Hausmeisters Uwe Niespich.
    «Au», macht er, dann wird er puterrot. «Äh, ei ei ei, isch wollt grad nur mal gucke, wie wo, na ja, was halt so anliege tut.»
    «Und ham Se’s gefunden?», frage ich und verlasse die Vogelsbergschule.

[zur Inhaltsübersicht]
    22. Kapitel
    I n vielerlei Hinsicht bin ich ausgesprochen unmännlich. Ich kann keinen Dieselmotor reparieren, habe keine Werkstatt im Keller, war noch nie im Bordell, frage Passanten nach dem Weg, nachdem ich meine Frau ans Steuer gelassen habe, bin weder im Schützenverein noch bei der Feuerwehr, ich mag Liebesfilme mit Hugh Grant, langweile mich dafür bei Actionszenen oder Verfolgungsjagden, lese gerne Psychologie-Dossiers in der «Brigitte» und kann vor allem kein Feuer machen. Geschweige denn, ein Zelt aufbauen.
    Ob nun die Teilnahme an einem Zeltlager mit dem Kindergarten unseres sechsjährigen Sohnes der Inbegriff von Männlichkeit ist, soll jeder für sich entscheiden.
    «Die Männer bauen die Zelte auf und machen Feuer», hieß es nämlich. Und da stehe ich nun also mit Ulli, Andi, Michi, Flori und Wolle im Wald und sammle und jägere. Ich suche nach trockenen Ästen für unser Kindergruppenlagerfeuer, ich Mann, ich. Nebenbei beobachte ich Wolle, wie er sich sein T-Shirt über den Kopf zieht und laut «Uuuhuu» in den Wald schreit. «Ich lieeebe die Natur», ruft er.
    «Uuuuhhhaaaa», brüllt er nun an diesem sonnig schwülen Zeltlagertag tarzanesk in den still vor sich hinsterbenden Wald.
    Dann bemerkt er, dass ich ihn beobachte. Mist. Sofort kommt er zu mir gelaufen: «Ist das nicht dufte hier draußen, Henning?» «Joh», antworte ich und bücke mich schnell nach neuen Ästchen. «Ich glaube, dass Mutter Natur es albern findet, wie wir zwei aneinandergeraten sind. Das alles hier, Henning, ist so groß und schön, da wird einem doch klar, wie nichtig unsere menschlichen Zwistigkeiten sind, was?» Ich schlucke. Er kommt immer näher. «Frieden, Amigo?» Wolle breitet seine mächtigen Arme aus, sodass ich freien Blick auf die üppig gewachsene verschwitzte Achselbehaarung habe. Für Frieden bin ich eigentlich auch, doch wenn der Preis dafür diese

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