Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
Vom Netzwerk:
deutsche Nationalmannschaft entscheidet und nicht für die türkische.
    «Wie steht’s?», ruft Ilja, die Schlampe, während einer kurzen Spielpause über das Feld. «Keine Ahnung», antworte ich. Danach entspinnt sich ein Streit zwischen den Vätern, ob es 5:5, 6:5 oder 5:6 stehe. Wolle, der bisher erwartungsgemäß keinen einzigen Ball gehalten hat, sagt: «Ist doch völlig schnuppe, oder? Hier geht es doch um Spaß und nicht um die hessische Weltmeisterschaft.»
    So selten es auch vorkommt, diesmal stimme ich ihm zu, auch wenn ich noch lange darüber nachgrübeln muss, was genau er mit «Hessischer Weltmeisterschaft» meint. So spielen wir weiter. Einmal lasse ich Schlampe lässig aussteigen, passe zu dem vierjährigen Viktor, der den Ball nur ins Tor zu schieben braucht, ihn aber stattdessen in die Hand nimmt und unter seinem T-Shirt versteckt. «Haaand, Haaand», plärrt Schlampe aufgeregt. «Freistoß für uns!» Er wirkt etwas angespannt, der Gute. Da kann er noch so buddhistisch tun, hinter seinem dauernden Herumgelache ist ein Ehrgeiz zu spüren, der so gar nicht zum aggressionsfreien Vater-Kind-Kicken passt. «In der Ruhe liegt die Kraft», möchte ich ihm am liebsten zurufen.
    Zehn Minuten brauchen wir, um Viktor zu überreden, den Ball wieder freizugeben. Schlampe will nun an mir vorbeidribbeln, doch mit dem rechten Innenrist gelingt es mir lässig, ihm die Pille abzunehmen. Ich höre ihn laut lachen, dann packt seine Hand meine Schulter und ich liege auf dem Boden. Alle lachen, Schlampe am lautesten. Ich gebe mir alle Mühe und lache mit. Der Freistoß bringt nichts ein, wie es so schön heißt. Nachdem wir uns längst alle geeinigt hatten, nicht mehr zu zählen und endlich nur noch aus Spaß an der Freude zu spielen, ruft unser Buddhisten-van-Bommel übers Feld: «9:9, das nächste Tor entscheidet.» Schlampe, das Gesicht vor Anstrengung gerötet, springt wie ein Boxer vor dem Kampf auf der Stelle herum. Nun hat die dreijährige Larissa aus unserer Mannschaft den Ball. Schlampe stürmt auf sie zu und nimmt ihn ihr sofort ab. Larissa verliert das Gleichgewicht und kippt auf ihren Po. Sie fängt an zu weinen. Starke Leistung, denke ich und renne der Buddhisten-Schlampe hinterher. Ich grätsche, wie es früher nur Karl-Heinz Förster konnte, und berühre äußerst gekonnt nur den Ball. Doch Schlampe schreit laut «Aaaaah» und stürzt mit schmerzverzerrtem Gesicht zu Boden. «Mensch, Henning», nölt mir Wolle zu. «Ich hab ihn doch gar nicht berührt», protestiere ich patzig. Schlampe brüllt, als hätte er sein Bein verloren, und wälzt sich am Boden. Wir beschließen einhellig, dass es wohl das Beste ist, das heitere Fußball-Treiben hier zu beenden.
    Mein Sohn wenigstens ist stolz auf meine Defensiv-Aktion. Während wir gemeinsam zu unserem Zelt schreiten, redet er von nichts anderem als von meiner Blutgrätsche. So unmännlich kann ich also doch nicht sein.

    Mit Eifer tritt Franziska auf dem von Frank und Iris ausgeliehenen Blasebalg herum, um auch die letzte Luftmatratze in Form zu bringen. «Na ihr», begrüßt sie uns. «Lebt ihr noch? Wer hat denn da so geschrien? Das klang ja furchtbar.»
    «Ach das», antworte ich. «Das war nur die Schlampe.»
    «Die wer?», fragt Laurin.
    «Ach übrigens, Henning», fährt Franziska fort, «dein Handy piepst ständig. Entweder wollen deine Kollegen was von dir, oder du hast eine Geliebte», sagt sie schmunzelnd.
    Mehr als ein gequetschtes «Haha» fällt mir dazu nicht ein. Später stelle ich verstohlen fest, dass Stefanie mir drei Kurznachrichten geschickt hat.

Hey Süße,
thx und tausend Küsse für deine letzte Nachricht. Hat voll gut getan. Du bist echt die tollste. Du verstehst mich! Kannste dich nicht mal kurz hierherbeamen? Manchmal komm ich mir total gemein vor, AA gegenüber, wenn ich dir nur das Negative von ihm erzähle. Aber ich weiß, du verstehst das alles richtig. Ich hab grad son komisches Gefühl. Meine Eltern sind mit Laurin übers Wochenende weg, zelten. Also hab ich sturmfrei, außer natürlich Berlusconi, der ist auch noch da. Ja, und AA und ich, wir hatten mal so die Idee, also AA hatte die eigentlich, dass er dann ja hier pennen könnte und so. Warum nicht erstmal, oder? Ich habe dann Mom und Dad gefragt und die waren total dagegen. Machen sich Sorgen und so, weisste? Naja, und das komische ist, irgendwie fand ich das dann auch gut so. Also, klar wärs toll, wenn AA hier mal pennen würde, aber nicht soo … Er meint jetzt aber, er

Weitere Kostenlose Bücher