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Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition)

Titel: Der Tod macht Schule: Bröhmann ermittelt wieder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietrich Faber
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sagt Markus und steckt sich die Dienstwaffe an den Gürtel. «Auf zur Werkstatt nach Gedern.» In dem Moment, in dem Teichner auf seinem Stuhl zuckt, legt ihm Markus eine Hand auf seine Schulter und sagt: «Du bleibst hier und hältst die Stellung, mein Lieber.»
    «Ja, ist besser so», füge ich hinzu. «Dann wird dem Kreutzer-Manfred nicht so langweilig. Der kommt nämlich gleich.»

    Fred schlief wie ein Berserker.
    Um sechs Uhr morgens sprang er aus seinem Wasserbett, das schon so einiges erlebt hatte, und trottete in die Küche. Er schluckte drei rohe Eier und trank eine Tasse pechschwarzen Kaffee mit Milch und Zucker. Dann machte er einen verschärften Workingout und schloss seine Morgengymnastik mit einem Handstand auf Fingerspitzen ab. «Ging auch schon mal besser», murmelte er selbstkritisch. Selbstkritik war ohnehin eine der großen Stärken von Fred, vor allem sich selbst gegenüber. Er war sein härtester Kritiker. Das Wort Zufriedenheit kannte er nicht. Er war ein Getriebener, wie seine Mutter, die aus Schlesien stammte.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch. Er zuckte zusammen. Was konnte das sein? Es war nicht die Katze, denn das Geräusch bellte.
    Ein Hund! Panik stieg in ihm auf. Fred litt unter einer starken Hundeallergie. Das wussten seine Feinde. Da war er verwundbar. Dann sah er ihn. Ein Dackel lief über seine Terrasse. «Verdammte Scheiße», fluchte er. Seine Nase kitzelte, und schon war es zu spät. Die Augen schwollen zu, und er sah nichts mehr. Immer wieder musste er so laut niesen, dass er auch nichts mehr hören konnte. Das Nächste, an das er sich erinnern konnte, war, dass er sich an nichts mehr erinnern konnte. Er spürte einen dumpfen Schlag auf seinem Kopf, wurde in eine Mülltüte verpackt und in einem Kofferraum verfrachtet.

    Als er wieder aufwachte, war es dunkel. Stockdunkel. Es war so dunkel, dass er Schwierigkeiten hatte, sich selber in diesem Raum wiederzufinden. In der Tüte jedenfalls lag er nicht mehr, stellte er fest. Er saß angelehnt an einer Wand, sah nichts und spürte Druck auf den Ohren. Immer wieder gähnte er dagegen an, doch es half nichts. Der Druck wurde eher stärker.
    Dann ließ er einen fahren.
    «Sie Sau», hörte er plötzlich eine weibliche Stimme sagen, die er, ohne sie sehen zu können, eindeutig einer Frau zuordnen konnte.
    «Verzweiflung», antwortet er, und meinte damit natürlich «Verzeihung». Ein Gag, der bei seinen Biker-Kumpels immer super ankam. Die Frau aber lachte nicht. Fühlt sich wohl als was Besseres, mutmaßte er. «Ich dachte, ich bin allein hier», erklärte er.
    Die Frau lachte höhnisch nur kurz auf.
    «Was machen Sie hier?», fragte er sie.
    «Sitzen», antwortete sie.
    «Hat man Sie auch entführt oder sind Sie meine Entführerin?», fragte er.
    «Ersteres», antwortete sie
    Fred schwieg eine Weile. Wenn er wenigstens seinen Bock, wie er ihn nannte, hier hätte, dachte er, dann könnte er wenigstens ein paar Runden drehen.
    «Man will mich hier verrecken lassen», sagte die Frau dann.
    «Wie lange sind Sie schon hier?», fragte er.
    «23 Jahre, 13 Monate, 34 Wochen und 77 Tage», antwortete sie.
    «Boah», machte Fred. «Das ist verdammt lange.»
    «Finde ich auch», antwortete die Frau.
    Die Stimme der Frau kam ihm plötzlich bekannt vor.
    «Ich erkenne Ihre Stimme», sagte er.
    «Ich bin Politikerin», antwortete sie.
    Fred pfiff durch die Zähne. «Sind Sie dann vielleicht die Politikerin, die vor einem Vierteljahrhundert spurlos verschwunden ist?», fragte er.
    Sie schwieg. Fred hörte, wie ihr Tränen über die Backen liefen.
    Volltreffer, dachte er. Ein Fall, der damals durch die Medien und durchs Fernsehen ging.
    «Wenn ich mich recht entsinne, sind Sie bis heute nicht gefunden worden», sagte Fred.
    Die Frau nickte, doch Fred sah das nicht, denn es war ja dunkel. Stattdessen sagte sie traurig:
    «Ich wollte Familienministerin werden. Doch nun, aus der Traum!»
    «Warum? Kann doch noch werden», versuchte Fred sie zu trösten.
    «Nein, zu spät. Ich bin inzwischen zu alt», sagte sie.
    «Wie alt sind Sie denn?», fragte er.
    «41», antwortete sie.
    Plötzlich erblickte Fred, wie ein Lichtstrahl in den Raum schien. Er erkannte eine Dachluke und dahinter ein schattenhaftes Wesen.
    «Jetzt gibt’s Essen», sagte die Frau gelangweilt.
    Dann öffnete sich die Luke, und ein Hundenapf wurde mit einem Seil herabgelassen.
    Dann hörte er eine elektronisch verzerrte Stimme sprechen.
    «Willkommen mein Lieber. Und guten Appetit.

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