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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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umgehen. Und da ist noch etwas, was ich dir sagen muss.”
    Oh Gott
. “Was?”
    “Tanner kommt nächste Woche. Er wohnt zwei Wochen bei seinen Freunden in Morristown. Danach muss er zurück nach Colorado, und ich gehe mit ihm. Insofern werde ich dann sowieso dort zu einem Arzt gehen.”
    “Du meinst, du willst
jetzt
dorthin? Um dort zu
bleiben
?”
    “In ungefähr drei Wochen”, antwortete sie. “Ich weiß nicht, ob wir für immer dort bleiben, doch zumindest, bis Tanner seinen Doktortitel hat. Wer weiß, wo wir danach landen.”
    Ich wurde panisch. “Lass uns darüber reden, Shannon”, beschwor ich sie und erhob mich von meinem Bett. “Über etwas zu reden macht dich nicht weniger erwachsen. Ich spreche doch auch mit Lucy, wenn ich wichtige Entscheidungen zu treffen habe, und diese Entscheidung ist definitiv wichtig.”
    Sie seufzte. “Ich muss zur Arbeit, Mom. Können wir vielleicht später reden, okay?”
    “In Ordnung.” Was hätte ich anderes sagen sollen. “Aber bitte, Shannon. Bitte lass uns später darüber sprechen.”
    Kaum hatte ich das Gespräch mit Shannon beendet, rief ich Glen bei der Arbeit an. Aufgeregt erzählte ich ihm, dass sie zu einer Ärztin ging, die wir nicht kannten, und dass sie nach Colorado ziehen wollte. Er hörte ruhig zu. Er war immer ruhig. Früher hatte ich sein freundliches, nachgiebiges Wesen geschätzt. Nun hasste ich es. “Kannst du vielleicht irgendeinen Einfluss auf sie ausüben, da sie ja bei dir wohnt?”, bat ich.
    “Ich denke, wir müssen sie ihren eigenen Weg gehen lassen”, antwortete er nach langem Zögern.
    “Du hast Angst vor der Auseinandersetzung mit ihr”, warf ich ihm an den Kopf. “Du hast immer Angst vor Auseinandersetzungen. Vermutlich würde ich bis heute nichts von deiner Affäre wissen, wenn Wie-heißt-sie-noch-mal mich nicht angerufen hätte.”
    Glen schwieg. Er wusste, dass ich recht hatte.
    “Willst
du denn, dass sie wegzieht?”, fragte ich und wartete auf eine emotionale Reaktion. Egal welche.
    “Ich denke, wenn sie alt genug ist, um schwanger zu werden”, erklärte er, “dann ist sie auch alt genug, um mit den Konsequenzen umzugehen.”
    “Das ist lächerlich”, wandte ich empört ein. “Elfjährige können schwanger werden, Glen. Glaubst du, dass ein elfjähriges Mädchen mit den Konsequenzen umgehen kann?”
    “Sie ist nicht elf.”
    “Macht es dir nichts aus, dass sie fortgeht?”
    “Fürs College wäre sie sowieso weggezogen”, erwiderte er, vermutlich mit einem seiner typischen
C’est la vie
-Achselzucken.
    Ich legte auf. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich jemals zuvor mitten in einem Gespräch aufgelegt hatte, doch ich konnte seine Unfähigkeit, sich schwierigen Situationen zu stellen, nicht länger ertragen. Genau das hatte unsere Ehe zerstört. Und ich würde nicht zulassen, dass es auch meine Beziehung zu meiner Tochter zerstören würde.
    Ich schickte Lucy eine E-Mail über Shannons jüngste Pläne und sah, dass ich eine Nachricht von Ethan erhalten hatte.
    Die Polizei hat Bruno Walkers Schwester ausfindig gemacht. Sie sagt, er sei allein auf einem Segeltörn um die Welt. Der Polizist, mit dem ich sprach, meinte, sie würden ihn finden und “seinen Trip abkürzen”.
    Und sie haben Dad befragt.
    Wir sehen uns heute Abend.

30. KAPITEL
    J ulie
    1962
    Ich fuhr gern mit dem Fahrrad in Bay Head Shores herum, doch Lucy fühlte sich auf ihrem nie ganz sicher. Sie radelte bis ans Ende unserer unbefestigten Straße, und das war’s. Doch eines Tages bot ich an, ihr etwas Süßes zu kaufen, wenn sie mit mir bis zum Eckladen radelte. Sie liebte diese Papierstreifen mit Bonbonknöpfen darauf, und ich wusste, dass ich sie in Versuchung geführt hatte.
    “Aber es ist zu weit”, jammerte sie.
    Wir saßen im Sand in unserem Vorgarten, die Fahrräder standen in der Auffahrt.
    “Wie wär’s damit”, begann ich meinen Vorschlag, um den Weg abzukürzen. “Wir schieben unsere Fahrräder über das Blaubeergrundstück, damit haben wir ein Viertel des Weges eingespart.” Vermutlich würde der Weg auf diese Weise anstrengender sein, da wir die Räder in dem ganz tiefen Sand würden tragen müssen, doch mein Vorschlag schien zu funktionieren.
    “Okay”, willigte sie ein und stand auf. Barfuß watschelte sie zu ihrem Fahrrad, immer darauf bedacht, auf keines der Stechpalmenblätter zu treten, die manchmal vom Garten der Chapmans herüberflogen. Ich musste zugeben, dass die Stacheln an diesen Blättern wehtaten, doch Lucy

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