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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Blaubeergrundstück.
    “Steh auf, und wir schieben unsere Fahrräder nach Hause”, schlug ich vor. “Es ist nicht mehr so weit.”
    Sie blickte die Straße hinunter und schüttelte den Kopf. “Ich will mein doofes Fahrrad nicht mehr anfassen”, erklärte sie trotzig.
    Wo
war
ihr Fahrrad? Ich blickte suchend umher und erspähte es schließlich einige Meter weiter weg. Sie musste über das Lenkrad
geflogen
sein und tat mir wirklich leid. Sie hatte Glück gehabt, dass sie sich nur den Arm aufgeschürft hatte.
    “Okay”, gab ich nach, “dann lassen wir die Fahrräder hier und gehen zu Fuß nach Hause.”
    Schniefend kam sie langsam auf die Beine.
    “Du bist eine alte Frau im Körper eines kleinen Mädchens”, machte ich mich über sie lustig, als ich ihr aufhalf. “Grandma hat mehr Energie als du.”
    “Halt die Klappe”, maulte sie.
    Wir hörten ein weiteres Fahrzeug kommen, und Lucy blickte mich nur panisch an, bevor sie ein paar Schritte in den Wald lief.
    Ich drehte mich um und sah, wie sich ein rotes Auto näherte. “Es ist nur ein Auto”, beruhigte ich sie. Dann erkannte ich, wessen Auto es war: Neds rote Corvette. “Hey!”, rief ich Lucy zu. “Es ist Ned!”
    Lucy kam aus dem Wald und stellte sich neben mich, wobei sie noch immer ihren Arm festhielt. Ich winkte, und Ned hielt direkt vor uns an. Auf dem Beifahrersitz saß Bruno Walker, aus dem Radio schallte “Cryin’ in the Rain”.
    Bruno grinste mich an. “Hey, Schönheit”, sagte er, und ich wusste nicht, ob er es ernst meinte oder mich aufzog. Also setzte ich ein halbes Lächeln auf, das – wie ich annahm – für beide Fälle passte.
    “Was ist los, Jules?”, erkundigte sich Ned. Es gefiel mir, dass er Isabels Kosenamen für mich benutzte.
    “Lucy ist von ihrem Fahrrad gefallen”, erklärte ich.
    Ned stellte den Motor ab, und er und Bruno stiegen aus. Sie waren beide braun gebrannt und sahen toll aus: der schlanke Ned mit seinem weichen blonden Haar und Bruno mit seinem aufreizenden schwarzen Ducktail und der muskulösen Figur. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass es zwei besser aussehende Jungen auf der ganzen Welt gab, und wünschte, ich hätte nicht mit meiner kleinen Schwester, sondern mit einer Freundin aus Westfield dort gestanden.
    “Bist du okay, Lucy?”, fragte Ned.
    Noch immer schniefend, streckte sie ihm den Arm entgegen.
    Er betastete ihn vorsichtig, begutachtete die Wunde, und für einen Moment wünschte ich, dass ich diejenige gewesen wäre, die vom Fahrrad gefallen war.
    “Er ist nicht gebrochen, oder?” Er bewegte vorsichtig ihren Arm.
    Lucy schüttelte den Kopf. “Es blutet nur.”
    “Aber nicht sehr.” Ned klang sanft. “Deine Mom muss die Wunde nur reinigen und dir einen Verband anlegen.”
    Ich stand direkt neben Ned und täuschte Interesse an Lucys Arm vor, schwelgte aber stattdessen in seinem Geruch nach Zigaretten und Sonnencreme.
    Bruno hatte Lucys Fahrrad in dem dichten Gestrüpp am Straßenrand gefunden. Er hob es über den Kopf, als ob es federleicht sei, stellte es auf die Straße und musterte das Vorderrad, während er es vor- und zurückschob. Er hatte eine Zigarette zwischen den Lippen, und mir wurde klar, warum einige der Mädchen fanden, er sähe aus wie Elvis Presley. In seinen Augen lag ebenfalls dieser verschleierte Ausdruck, und er hatte einen Schmollmund mit prallen Lippen.
    “Du hast ziemlich Scheiße gebaut mit deinem Fahrrad”, meinte er zu Lucy.
    “Hey!”, wies Ned ihn scharf zurecht. “Achte auf deine Sprache.”
    Ich war gleichermaßen schockiert wie begeistert, dass Bruno das verbotene Wort in den Mund genommen hatte. Ich sah zu, wie er das Fahrrad zum Wagen trug und den winzigen Kofferraum öffnete. Es sah nicht so aus, als ob auch nur eines unserer Fahrräder dort hineinpassen würde, doch es gelang ihm, sogar beide bis zur Hälfte einzuladen, wobei er den roten Lack des Wagens auf Neds Bitte hin mit Strandtüchern schützte. Der Kofferraum würde offen bleiben müssen, doch wir fuhren ja auch nur um die Ecke.
    Ned gab mir die Tüte mit den Einkäufen. “Also”, überlegte er mit Blick auf die beiden Sportsitze der Corvette. “Lucy, du setzt dich auf Brunos Schoß, und Julie, du und ich teilen uns meinen Sitz.”
    Ich konnte es kaum glauben! Ein schöneres Szenario hätte ich mir nicht erträumen können. Ned setzte sich ganz weit links auf den Fahrersitz, und ich quetschte mich neben ihn. Mein Oberkörper war eng an ihn gepresst, während meine Beine in den

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