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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Ohr.
    Ich erinnerte mich kurz an die Worte, mit denen meine Mutter mich aufgefordert hatte, seine “Avancen” zu ignorieren.
Sorry, Mom
, dachte ich, als ich mich an ihn lehnte. Ich zog seine Hand an meine Lippen, sodass sein Arm meine Brust streifte.
    “Lass uns nach oben gehen”, sagte ich.
    Es schienen Stunden zu sein, die wir uns liebten. Ich war seit dreißig Jahren mit keinem anderen Mann zusammen gewesen als mit Glen, und obwohl der Reiz des Neuen mit Ethan verlockend war, verspürte ich zugleich eine tiefe Vertrautheit und hatte das Gefühl, ihn schon lange zu kennen. Erst als wir uns hinterher gemütlich im Arm hielten, sprachen wir die Themen an, die uns auf der Seele lasteten.
    “Also”, begann ich und fuhr liebkosend mit der Hand über seine Brust, “erzähl mir von dem Gespräch deines Vaters mit der Polizei.”
    Ethan drückte seine Lippen in mein Haar, und ich kuschelte mich enger an ihn. Es gefiel mir, wie er mich in den Armen hielt.
    “Eigentlich wirkte er gar nicht so aufgewühlt”, erzählte er. “Ich war erleichtert. Aber du weißt, er ist ein erstaunlicher Mann. Er kann noch immer urplötzlich sein altes Richter-und-Anwalt-Auftreten herausholen. Er sagte, er sei sicher, dass die Zweifel an Neds Alibi ausgeräumt seien.”
    “Das ist gut.” Ich wollte den Augenblick nicht mit meinen eigenen Überlegungen zu Neds Schuld zerstören. Am wichtigsten war mir jetzt, dass Ethan nicht länger besorgt um seinen Vater schien.
    “Ich schätze, sie haben ihn mit Nachsicht behandelt”, vermutete er. “Und sie werden wahrscheinlich noch nachsichtiger mit deiner –” Er brach ab und hob den Kopf vom Kissen. “Hast du auch etwas gehört?”, fragte er.
    Ich hob ebenfalls den Kopf und lauschte. Möglich, dass sich im Flur etwas bewegte, ich war nicht sicher.
    “Mom?”
    Ich sprang im Nu auf. “Oh, Scheiße!”, flüsterte ich und gebrauchte damit ein Wort, das mir nur selten über die Lippen kam. “Es ist Shannon”, erläuterte ich und überlegte, ob ich zur Jeans greifen oder den Morgenmantel aus dem Schrank holen sollte. Ich entschied mich für die Jeans, die ich rasch überstreifte.
    “Mom?” Shannon klopfte an die Tür.
    “Eine Minute, Shannon”, antwortete ich. “Ich komme gleich.”
    Ethan war ebenfalls aufgestanden und zog sich an.
    “Bleib bitte hier”, bat ich ihn leise, während ich mir das T-Shirt überzog. Ich öffnete die Tür und trat in den Flur.
    Shannon war in ihrem Zimmer und sortierte ihr Bücherregal. Einige warf sie in eine Pappkiste auf ihrem Bett.
    Sie sah zu mir herüber. “Hast du geschlafen? Dein Haar ist ganz durcheinander.”
    “Ja, ich habe ein kleines Nickerchen gemacht.” Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Ich fühlte mich beklommen, als ich mich auf eine Ecke des Bettes setzte. “Schön, dich zu sehen”, sagte ich.
    “Hattest du Gäste zum Abendessen? Es riecht nach Tomatensauce.”
    “Ja”, erwiderte ich. “Ich habe gefüllte Pasta gemacht, und es ist noch jede Menge übrig, falls du etwas mitnehmen möchtest.”
    “Vielleicht mache ich das, danke.” Sie musterte das Buch in ihrer Hand. “Ich kam rüber, um mit dem Packen anzufangen”, erklärte sie.
    “Packen?”
    “Für meinen Umzug.” Sie sah mich nicht an, sondern betrachtete weiterhin den Umschlag des Buches. “Es ist noch paar Wochen hin, doch ich dachte, ich sollte schon mal anfangen, meine Sachen zu sortieren.” Sie zog ein weiteres Buch heraus, las den Titel und schob es wieder zurück ins Regal. Ihr Bauch schien in diesen letzten Tagen enorm gewachsen zu sein.
    “Shannon”, sagte ich eindringlich, “hast du dir das wirklich gut überlegt?”
    “Seit Monaten denke ich über nichts anderes nach, Mutter.” Ich hasste es, wenn sie mich
Mutter
nannte.
    “Bitte geh nicht, Liebes”, bettelte ich. “Bitte. Oder bleib zumindest so lange, bis du das Baby bekommen hast.” Ich würde es
nicht
zulassen. Ich überlegte fieberhaft, ob ich eine rechtliche Handhabe hatte, sie hierzubehalten.
    “Ich möchte mit dem Vater meines Babys leben, Mom”, sagte sie, während sie ein Buch herauszog und es in die Kiste legte. “So wie es sein sollte.”
    “Wann kann ich ihn kennenlernen?” Vielleicht konnte ich mit
ihm
vernünftiger reden als mit meiner Tochter.
    “Darüber habe ich schon nachgedacht”, meinte sie. “Vielleicht ist es besser, wenn du ihn jetzt noch nicht kennenlernst, da du –”
    Ein kurzes Geräusch drang aus meinem Schlafzimmer, als ob Ethan in der Dunkelheit

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