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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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aufging, wie sehr sich meine Mutter vermutlich auf eine Pause von uns allen freute.
    Marilyn Monroes Selbstmord kam erst später während des Frühstücks wieder zur Sprache.
    “Mädchen”, begann mein Vater, “es steckt eine Lektion in Marilyn Monroes Tod.”
    “Daddy
.” Lucy stellte ihren Orangensaft ab und sah ihn ungnädig an. “Wir sollten doch jetzt nicht darüber sprechen.”
    “Du bist nicht zu jung, um von diesen Dingen zu erfahren”, sagte er zu ihr. Dann sah er erst mich an, danach Isabel. “Sie lebte auf vielerlei Weise in Sünde. Es war ihr nicht nur egal, dass sie Gott verletzte, es war ihr auch egal, dass sie andere Menschen verletzte.”
    “Ich glaube nicht, dass sie
so
schlecht war, Charles”, mischte Grandpop sich ein, während er Butter auf sein zweites Brötchen schmierte.
    “Sieh dir die Fakten an”, fuhr Daddy fort. “Sie hatte Affären mit verheirateten Männern. Mit vielen. Sie zerstörte Ehen. Sie posierte … ohne Kleider für Kalender und Zeitschriften.”
    “Sie haben sie nackt gefunden”, warf Isabel ein, und mein Vater schüttelte verächtlich den Kopf, als ob er sagen wollte:
Seht ihr, was ich meine?
    “Das vermutlich Schlimmste war, dass sie Abtreibungen hat vornehmen lassen”, setzte er noch eins drauf. “Mehrere.”
    Ich erschauerte. Schließlich war ich von meinem Vater erzogen worden. Wie konnte eine Frau einem ungeborenen Kind das Leben nehmen?
    “Was ist eine Abtreibung?”, fragte Lucy.
    “Das musst du noch nicht wissen.” Meine Mutter warf meinem Vater einen bedeutungsvollen Blick zu.
    “Und viele Leute glauben, dass sie eine Affäre mit Präsident Kennedy hatte”, fügte mein Vater empört hinzu.
    “Ach, das ist lächerlich”, schaltete sich meine Großmutter ein. “Du setzt den Mädchen Gerüchte in den Kopf.”
    “Ich glaube, dass es wahr ist.” Daddy trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Rand seines Kaffeebechers. “Es tut mir leid, das zu sagen, doch ich halte John F. Kennedy für labil genug, das Ehegelübde zu brechen, und Marilyn Monroe war sicherlich fähig, ihn in Versuchung zu führen. Ein Verhalten wie das ihre kann zu nichts Gutem führen.”
    Ich dachte an meine unreinen Gedanken und beruhigte mich, dass sie eine Kleinigkeit waren im Vergleich zu dem, was Marilyn Monroe getan hatte.
    “Ich habe von einer Frau gehört, die ihren Mann betrogen hat.” Isabel hatte einen Ellenbogen auf dem Tisch, und in der anderen Hand wedelte sie mit einem knusprigen Schinkenstreifen herum, während sie sprach. “Sie fuhr mit ihrem Liebhaber in den Urlaub, und sie waren in einem Hubschrauber, und als sie ausstiegen, drehte sich der Propeller noch und schlug ihr den Kopf ab.”
    “Oh, Isabel!”, rief meine Mutter.
    “Ich will kein weiteres abscheuliches Wort mehr hören!” Lucy stand auf, nahm ihren Teller und trug ihn ins Haus.
    Doch wie üblich hatte Isabel die Gunst meines Vaters gewonnen. Er blickte sie über den Tisch an und nickte. “Genau.”
    Mein Vater war so blind. Ich wünschte, ich hätte den Mut gehabt, ihm zu erzählen, dass sich Isabel und Ned jede Nacht auf der Plattform in der Bucht trafen. Meine Versuche, Bruno und Isabel zusammenzubringen waren bisher gescheitert, und in den Nächten, in denen ich mich mit dem Boot hinausschlich, sah ich sie dort – Isabel und Ned, die sich umarmten und küssten … und noch viel, viel mehr.
    Später an jenem Sonntag fuhr mein Vater nach Westfield, und ich sah, dass Wanda und ihre Familie noch immer auf der anderen Kanalseite saßen. Normalerweise angelten sie nur am Vormittag, doch heute war es angenehm kühl, und das wollten sie vermutlich nutzen. Ich hatte vor, zu ihnen hinüberzufahren.
    Ich holte mein Angelzeug aus der Garage und ging dann ums Haus herum, um ein trockenes Handtuch von der Wäscheleine zu nehmen. Isabels schönes Giraffenhandtuch hing dort zwischen den alten Strandtüchern. Ich ging davon aus, dass Izzy schon am Strand war, sodass sie niemals erfahren würde, dass ich das Handtuch geborgt hatte, wenn ich es nur rechtzeitig zurückbrachte. Ich warf es mir über den Arm und ging dann in den Garten.
    Meine Angelschnur war beim letzten Mal gerissen, weshalb ich mich auf einen Deckchair setzte, um sie zu reparieren. Nebenan waren Ned, Ethan und Mr. Chapman mit ihrem Boot im Dock beschäftigt. Ich sah ihre Köpfe und wurde Zeugin einer teilweise hitzigen Unterhaltung, auch wenn ich nicht jedes Wort verstand.
    Plötzlich wurde Mr. Chapmans Stimme laut. “Ich

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