Der Tod meiner Schwester
mit Isabel vergleichen könnten und sie dabei schlecht abschnitten. Es war einfach nicht zu leugnen, dass sie die Schönheit in der Familie abbekommen hatte. Lucy und ich hatten zwar auch dunkles Haar, doch ich musste meines auf Wickler drehen, damit es wellig fiel, und Lucys kurzem Haar hatte Mom eine Dauerwelle verpasst, sodass sie wie ein Pudel aussah.
Es war sehr still geworden in der Küche. Ich füllte die übrig gebliebene Tomatensauce in eine Tupperdose und machte mit dem Deckel Rülpsgeräusche, was Lucy zum Kichern brachte.
Isabel nahm das Sieb von dem Abtropfständer und trocknete es ab. “Ned hat mich heute Abend zu einer Party eingeladen”, sagte sie. “Ich kann doch gehen, nicht wahr?”
Meine Mutter bearbeitete erneut die Arbeitsfläche mit dem Schwamm. “Nicht heute Abend”, widersprach sie. “Du musst noch auspacken –”
“Ich habe bereits ausgepackt und auch Julie und Lucy beim Auspacken geholfen”, erklärte Izzy. “Und die Betten oben sind gemacht, und ich habe den Boden gewischt, und außerdem die Toilette, das Waschbecken und alles geputzt.”
Ehrlich gesagt, war ich nicht sicher, ob das alles der Wahrheit entsprach. Ich wusste, dass ich meine Sachen allein ausgepackt hatte, doch ich hielt den Mund.
“Und hier sind wir doch praktisch fertig, oder?”, fügte Isabel hinzu.
“Ja, das sind wir.” Meine Mutter spülte den Schwamm aus. “Aber ich möchte nicht, dass du schon am ersten Abend weg bist.”
Isabel warf ihr Geschirrtuch auf den Tisch. “Das ergibt absolut keinen Sinn.”
Meine Mutter sah auf, während sie den Schwamm mit beiden Händen ausdrückte. “Ich sagte: Nein!”
Isabel verdrehte die Augen und nahm wieder das Geschirrtuch. Ich hörte sie wütend schnaufen, während sie eine der Kasserolen abtrocknete. Doch sie sagte nichts mehr, ebenso meine Mutter. Eine Spannung lag in der Luft, die auch mich still werden ließ. Ich wusste nicht, welche Verhaltensregeln galten, wenn das Eis plötzlich so dünn geworden war.
Später wischten meine Mutter und ich die tiefen Schubladen unten in den Küchenschränken aus. Lucy stand daneben und fegte uralte Brotkrümel aus dem Toaster. Sie hatte sich geweigert, bei den Schubladen zu helfen, nachdem wir in der einen Mäusekot und in der anderen eine Spinne gefunden hatten. Daddy kam herein und goss sich von der Flasche im Kühlschrank ein Ginger Ale ein. Er trug seine übliche Sommeruniform: ausgebeulte Shorts, die seine blassen, vernarbten Beine preisgaben, und eines seiner kurzärmeligen karierten Hemden.
“Charles.” Meine Mutter sah auf. “Suchst du bitte Isabel und sagst ihr, sie möchte den Flurschrank aufräumen und auswischen?”
“Sie ist ausgegangen”, sagte er. Er holte den Eiswürfelbehälter aus dem Kühlschrank und ließ zwei Eiswürfel in sein Glas fallen.
Meine Mutter straffte die Schultern. “Wohin?”
“Zu einer Party mit Ned Chapman.”
Meine Mutter stemmte die Hände in die Hüften. “Ich habe ihr verboten, dorthin zu gehen”, schimpfte sie.
Mein Vater riss überrascht die Augen auf, die die gleiche hellbraune Farbe hatten wie sein Haar. “Sie hat mir nicht gesagt, dass sie dich gefragt hat”, erklärte er.
Ich sah, wie sich am Hals meiner Mutter ein roter Fleck bildete. “Ich werde ihr für den Rest der Woche Hausarrest geben”, drohte sie an.
“Das ist ein bisschen streng, Maria, findest du nicht?” Mein Vater schwenkte die Eiswürfel in seinem Glas hin und her. “Es ist ihre erste Nacht hier unten, und sie kennt Ned schon ihr ganzes Leben lang. Sein Vater mag einer der größten Dummköpfe auf Erden sein, doch das kannst du nicht Ned ankreiden. Es schadet doch niemandem, wenn sie mit ihm zu einer Party geht.”
“Ja, sie kennt ihn schon ihr ganzes Leben, doch sie ist
siebzehn
in diesem Sommer”, antwortete sie, als ob das alles erklärte. “Und es ist ihr erster Abend hier. Ich finde, sie hätte dableiben sollen. Uns beim Putzen helfen. Sich akklimatisieren.”
Daddy lachte. “Akklimatisieren?”, fragte er. Ich war nicht sicher, was das Wort bedeutete, und mir fiel ein, dass ich mein Wörterbuch in Westfield vergessen hatte. Ich mochte es nicht, wenn meine Eltern stritten, und vergrub meinen Kopf daher ganz tief in der Schublade, wo ich mit einem kleinen Besen Mäusekot auf eine Kehrschaufel fegte. Ich blickte kurz zu Lucy, die sich offenbar genauso unbehaglich fühlte wie ich. Konzentriert nahm sie sich jede einzelne Spalte des Toasters vor.
Daddy schlang einen Arm um
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