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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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Deckenlicht an und lief zu Lucys Bett. Lucy hatte sich an das eiserne Kopfteil des Bettes gekauert und presste ihren Teddy fest an sich. Ihr pudelähnliches Haar klebte ihr an einer Seite flach am Kopf. Unsere Mutter setzte sich zu ihr. “Was ist los?”
    “Dort!” Lucy deutete auf eine Stelle an der Decke, etwa in der Mitte des Daches.
    Ich ging zu der Stelle hinüber und sah hinauf. “Wo?”, fragte ich.
    “Dort”, sagte Lucy wieder hilflos. Ich blickte genauer hin und sah einen alten Lumpen, der zwischen der Decke und dem komplizierten Wirrwarr von Schnüren für die Vorhänge geklemmt war. Seit ich mich erinnern konnte, steckte er da schon. Vermutlich hatte jemand ein Leck stopfen wollen, bevor das Dach neu gedeckt wurde.
    “Es ist nur ein Lumpen”, sagte ich. Lucy war wirklich noch ein Baby.
    “Er sah aus wie ein Kopf”, jammerte Lucy. “Ich dachte, es sei ein Kopf, und dann sah ich zu dir hinüber und merkte, dass du nicht da warst und ich ganz allein hier oben bin!” Sie klang beleidigt. Ich blickte zu dem Vorhang vor meiner Nische. Das aufgebauschte Bettzeug war in sich zusammengefallen. Ganz offensichtlich war ich nicht mehr da.
    Meine Mutter stand auf, löschte das Licht, und zu dritt betrachteten wir den Lumpen.
    “Seht ihr?”, sagte Lucy.
    “Es sieht aus wie ein Lumpen”, gab ich zurück.
    Mom setzte sich wieder zu ihr. “Du hättest nur das Licht anmachen müssen, um zu sehen, dass es nur ein Lumpen war”, sagte sie. “Es ist nicht fair, dass Julie immer mit dir hier oben bleiben muss, Lucy. Du bist jetzt acht Jahre alt. Du musst lernen, dass es hier oben nichts gibt, vor dem du dich fürchten musst. Du weißt, dass du uns unten findest, wenn du etwas brauchst. Jetzt leg dich hin.” Sie griff nach der Decke und zog sie ihrer jüngsten Tochter bis zur Schulter.
    “Können wir das Licht anlassen?”
    “So wirst du niemals einschlafen.”
    “Doch, werde ich”, behauptete sie, während ihr Blick wieder zu dem Lumpen schoss.
    “In Ordnung.” Seufzend erhob sich meine Mutter, strich ihr Kleid glatt und warf mir einen verschwörerischen Blick voller Verzweiflung zu, bei dem ich mir sehr erwachsen und unerschrocken vorkam. Am Lichtschalter an der Wand schaltete sie wieder die einzelne Glühbirne an, die von der Decke hing. “Gute Nacht, Liebes.”
    “Nacht, Lucy”, sagte ich und folgte meiner Mutter nach unten.
    Am nächsten Morgen weckte mich das Krähen eines Hahnes um halb sechs Uhr. Ich lag im Bett und lächelte vor mich hin. Die rosige Morgensonne schien durch das Fenster in meine mit Vorhängen abgetrennte Nische, und wieder ergriff mich das Gefühl von sommerlicher Freiheit.
    Ich krabbelte in das Bett neben mir, um von dort aus dem Fenster sehen zu können. Ich wusste, wo der Hahn lebte. Ich hatte ihn und sein frühmorgendliches Weckkrähen völlig vergessen. Jenseits des Kanals, schräg gegenüber von unserem Bungalow, stand eine kleine Bretterbude, die im Laufe der Jahre fast schwarz geworden war. Das Dach war teilweise eingesackt, und im Garten standen das Gras und die Rohrkolben schulterhoch. Es war das einzige Haus, wenn man es überhaupt so nennen konnte, auf der anderen Seite des Kanals, und ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals eine Menschenseele dort gesehen zu haben, auch wenn dort jemand wohnen musste, der den Hahn fütterte. Nahe dem Haus befand sich ein kleines Dock. Ich konnte mit dem kleinen Flitzer hinüberzischen, das Boot festmachen und mich durch das hohe Unkraut zum Haus schleichen. Innerlich setzte ich den Punkt “Erforschung der Bretterbude” auf meinen Tagesplan.
    Ich kletterte aus dem Bett und war sicher, dass noch niemand auf sein würde. Die Vorhänge um Isabels Doppelbett waren zugezogen. Ich hatte keine Ahnung, wann sie in der letzten Nacht zurückgekommen war, und fragte mich, auf welche Strafe sich meine Eltern geeinigt hatten. Ich hoffte, dass sie streng sein würden. Ich konnte es nicht leiden, dass Isabel log und damit durchkam.
    Ich zog einen meiner Badeanzüge an, schlüpfte in die Caprihose und ging dann über das Linoleum. Wir waren noch keine vierundzwanzig Stunden an der Küste, und gleich würde ich den körnigen Sand unter meinen nackten Füßen spüren. Auf Zehenspitzen schlich ich an Lucys Bett vorbei. Ihre Vorhänge waren nicht zugezogen, und ich wollte sie nicht wecken. Ich hatte die Treppe fast erreicht, als ich Isabel hörte.
    “Julie?”
    Ich drehte mich um und sah, wie sie ihren Vorhang ein Stück zurückzog. Obwohl

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