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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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du”, bestätigte sie. “Armes kleines Ding.” Sie nickte zum benachbarten Garten hinüber. Ich hatte nicht einmal daran gedacht, dorthin zu sehen. “Erinnerst du dich daran?”
    Hinter einem niedrigen Metallzaun sah ich einen kleinen Jungen, der in einem Wasserbecken planschte. Er ritt auf einem Plastikalligator, von dem er immer wieder herunterfiel, während daneben eine untersetzte, dunkelhaarige Frau mit einem Buch auf einer Liege lag. In dem eingezäunten Dock konnte ich den Aufbau eines Bootes erkennen, doch die lange, dunkle, mit grünem Fliegengitter geschützte Veranda war das Vertrauteste an der Szenerie.
    “Ich würde zu gern ins Haus gehen”, sagte ich, “und sehen, was sich drinnen verändert hat.”
    “Es sieht völlig anders aus”, erwiderte Ethan. “Ich rufe sie später an, und dann gehen wir hinüber.” Er blickte zu Julie. “Du musst nicht mitkommen, wenn du nicht willst.”
    Julie biss sich auf die Lippen. “Ich denke, es geht schon.” Es war offensichtlich, dass sie schon vorher über dieses Thema gesprochen hatten.
    Den Rest des Nachmittags verbrachten wir in Ethans Boot auf dem Kanal und dem Fluss. Es war mein erster Trip in diesen Gewässern, da ich als Kind ja zu ängstlich gewesen war, um mit dem Boot hinauszufahren. Nun liebte ich es. Doch am meisten erstaunte und begeisterte es mich, Julie wieder in einem Boot zu sehen. Sie lachte, als die Bugwelle von einem großen Schiff Wasser in unser Boot peitschte und wir aussahen wie zwei mittelalte Frauen beim “Miss Wet T-Shirt”-Wettbewerb. Sie hatte mit Ethan nicht nur die Liebe wiedergefunden, dachte ich, sondern auch den Mut und die Lebensfreude, die sie viele Jahre zuvor verloren hatte. Ich hatte einen Kloß im Hals, als ich sie lachen sah.
    Als sich nach dem Abendessen der Himmel im Sonnenuntergang purpurrot färbte, schlenderten wir barfuß durch unseren alten Vorgarten und klopften bei den Nachbarn an die Haustür. Sie wurde von der jungen dunkelhaarigen Frau geöffnet, die ich hinten im Garten gesehen hatte.
    “Hallo!”, begrüßte sie uns. “Ich bin Ruth Klein. Und Sie müssen die früheren Bewohner unseres Hauses sein.”
    “Hey, Ruth”, sagte Ethan. “Dies hier ist Julie Sellers.” Er legte eine Hand auf Julies Rücken. “Und das ist ihre Schwester Lucy Bauer.” Wir standen alle in dem kleinen Flur dicht an der Haustür.
    “Wann haben Sie hier gewohnt?”, fragte Ruth. Obwohl sie deutlich zu viel wog, war sie hübsch. Ihre rosige Haut war makellos, und die blauen Augen bildeten einen lebhaften Kontrast zu ihrem dunklen Haar.
    “Unser Großvater hat das Haus 1926 gebaut”, antwortete Julie. “In den fünfziger und Anfang der sechziger Jahre verbrachten Lucy und ich hier jeden Sommer.”
    “Oh”, staunte Ruth. “Ich wette, es ist jetzt völlig verändert. Wo wollen Sie anfangen?”
    Julie schaute zu der halb offenen Tür zu unserer Linken. “Das hier war das Zimmer unserer Großeltern.”
    “Gehen Sie nur hinein.” Ruth stieß die Tür ganz auf. In dem kleinen Zimmer standen ein Doppelbett, eine schmale Kommode und ein Kleiderschrank. “Dies ist jetzt das Elternschlafzimmer, wie Sie unschwer erraten”, meinte sie.
    Julie nickte. “Und schräg über den Flur war das Badezimmer.”
    “Ist es noch immer”, sagte Ruth, und wir folgten ihr durch den Flur, um nacheinander einen Blick in das winzige Badezimmer zu werfen. Die Toilette und das Waschbecken sahen neu aus. In der Ecke war eine kleine dreieckige Badewanne eingebaut.
    “Wir hatten dort nur eine Dusche”, erzählte Julie.
    “Ich glaube, die Besitzer vor uns haben die Wanne eingebaut”, vermutete Ruth.
    Wir gingen ein Stückchen weiter den Flur entlang. “Hier ist das Zimmer unseres Sohnes.” Ruth deutete nach links. Der Raum war gerade groß genug für ein breites Bett und eine winzige Kommode.
    “Das hier war das Zimmer von Mom und Dad, oder?” Ich sah fragend zu Julie.
    “Ja.” Sie lächelte. “Sie hatten nicht gerade viel Platz, nicht wahr?”
    Gegenüber befand sich die Küche, die mit ihren Glastüren vor den Schränken und der Granit-Arbeitsplatte ebenso wenig wiederzuerkennen war wie die anderen Zimmer, in denen wir gewohnt hatten.
    Julie lachte. “Schön”, sagte sie und fuhr mit der Handfläche über den blaugrauen Granit. “Ich kann Ihnen sagen, dass unsere Küche nicht ansatzweise so aussah wie diese. Sie ist sehr schön.”
    “Diese Küche – und natürlich die Lage am Wasser – gaben den Ausschlag, das Haus zu

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