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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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war überaus merkwürdig. Ich war froh um die schlechte Beleuchtung im Garten, weil dann niemand meine feuchten Augen bemerkte. Ich empfand Mitleid mit dem kleinen Mädchen, das völlig bedeutungslose Dinge aufbewahrt hatte, weil es sich danach sehnte, einen Kriminalfall aufzuklären. Niemals hatte sie sich das reale und schreckliche Verbrechen vorgestellt, das sie in jenem Sommer ereilte. Als ich die alten Fetzen, den eingedellten Pingpong-Ball und den Babyschuh herausholte, wurde mir so klar wir nie zuvor, dass ich tatsächlich nur ein Kind gewesen war, eine Zwölfjährige, die keine Vorstellung von wirklicher Gefahr hatte. Die einzigen gefährlichen Dinge, die ich kannte, stammten aus meinen Nancy-Drew-Büchern, in denen die Heldin am Ende stets siegte.
    In einer Ecke der Brotbüchse erregte etwas, das zwischen einer weiteren Schallplatte und einem Stück Tuch eingeklemmt war, meine Aufmerksamkeit. War es tatsächlich das, wofür ich es hielt?
    “Könnten Sie die Lampe bitte ein bisschen dichter halten, Jim?”, bat ich.
    Der Lichtkegel fiel auf die Kiste, und da war sie. Rot und lila, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich griff in die Ecke und zog die kleine Plastikgiraffe heraus.
    “Die habe ich hier niemals reingelegt”, sagte ich im Brustton der Überzeugung.
    “Was ist das?” Ethan beugte sich vor. Ich spürte seinen Atem an meiner bloßen Schulter.
    “Ein Spielzeug”, erwiderte ich. “Eine Giraffe. Isabel und Ned haben sie –”
    “Sie gehörte Ned”, unterbrach mich Ethan. “Unser Onkel schenkte sie ihm. Er gab uns beiden eine Figur. Meine war ein Elefant. Man kann sie auseinandernehmen.” Er griff nach der Giraffe.
    “Auseinandernehmen?”, wiederholte ich verwirrt. “Ich dachte, es sei nur eine Spielfigur, die sie immer wieder austauschten.”
    “Wer hat sie ausgetauscht?” Ethan untersuchte die Giraffe. “Ned und deine Schwester?”
    Ich nickte.
    “Ich bin nicht sicher, wie diese hier funktioniert.” Er drehte an dem Schwanz und dem Hals der Giraffe. Ich hatte niemals bemerkt, dass die Giraffe bewegliche Teile hatte. Plötzlich sprangen die rote und die lila Hälfte der Giraffe auseinander, und ich lachte laut auf.
    “Sie müssen sich
Botschaften
mit der Giraffe geschickt haben!”, rief ich. “Da wäre ich niemals draufgekommen.”
    Ethan hielt die Hälften der Figur unter das Licht. “Sieht so aus, als sei hier noch ein Zettel drin”, sagte er.

43. KAPITEL
    L ucy
    Als ich im Badezimmer fertig war, ging ich in den schwach beleuchteten Flur. Ich stand neben der verglasten Haustür, als ich von der Straße Gelächter hörte. Ich drehte mich um, um hinauszuschauen, doch es war so dunkel geworden, dass ich den Haufen kleiner, kichernder Kinder, die die Straße entlangliefen, kaum erkennen konnte. Ich hätte nicht sagen können, wie viele es waren oder ob es Jungen oder Mädchen waren. Doch während ich ihnen nachsah, erinnerte ich mich plötzlich an die Nacht, in der Isabel starb, und vergaß für einen Moment Julie und ihre Nancy-Drew-Kiste.
    Ich erinnerte mich, wie ich in jener Nacht allein auf dem Dachboden aufgewacht war, aber nicht schreien wollte. Ich erinnerte mich, dass ich die ausklappbare Treppe hinunterraste und wie die Stufen unter mir bebten. Doch ich ging nicht zuerst zum Zimmer meiner Eltern und dann zur Couch, um mich dort hinzulegen, wie ich es sonst immer tat. Zuerst ging ich zur Veranda, weil ich glaubte, Julie dort zu finden. Ich sah zum Bett am anderen Ende, doch es war zu dunkel, um etwas zu erkennen.
    “Julie?”, rief ich.
    Ich bekam keine Antwort, und die Dunkelheit schien mich zu ersticken. Ich hörte das Wasser an die Spundwand schlagen und das Quaken eines Frosches, das sich in das nächtliche Konzert der Grillen mischte. Ich wusste, dass draußen vor der Veranda auf der rechten Seite der Wald lag, doch ich konnte die Bäume in der Dunkelheit nicht erkennen. Der Gedanke, was alles dort lauern könnte, ließ mich auf der Stelle umkehren und zurück durchs Wohnzimmer und in den Flur rennen.
    Dann stand ich vor dem Zimmer meiner Eltern und lauschte dem Atem meiner Mutter. Ich dachte daran, die Sofapolster zu holen, sie auf den Boden vor der Tür zu legen und dort zu schlafen, wo ich ihr so nah wie möglich sein konnte. Doch bevor ich die Idee in die Tat umsetzen konnte, musste ich auf die Toilette. Vorsichtig schlich ich den Flur entlang und fühlte mich vom Schnarchen meines Großvaters getröstet, das aus dem vorderen Schlafzimmer drang. Vor mir sah ich

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