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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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wurde.”
    “Was?”, flüsterte ich zurück. Ich war nicht sicher, warum wir so heimlichtaten.
    Sie antwortete nicht.
    “Was?”, wiederholte ich, doch sie schüttelte nur rasch den Kopf.
    “Später”, versprach sie leise, und ich wusste, dass es keinen Zweck hatte, sie zu bedrängen. Sie hatte bestimmt ihre Gründe, warum sie die Erinnerung vor Ethan geheim halten wollte.
    Wir folgten ihm in den Wintergarten, wo er die Stehlampe anschaltete.
    “Lasst uns das Papier ansehen”, sagte er, während wir drei uns an den Tisch setzten.
    Ich öffnete die Giraffe, und das gefaltete Papier fiel heraus. Sorgfältig strich ich es auf dem Tisch glatt. Bei dem Zettel schien es sich um ein halbes Blatt blassrosa Briefpapier zu handeln; die eine Seite war zerfranst und eine Ecke eingerissen. Die bläuliche Schrift war verblasst, doch ich erkannte sie sofort.
    “Das ist Izzys Schrift.” Isabel hatte eine charakteristische runde Handschrift, die ihr bei den Nonnen im Katechismusunterricht immer Probleme eingebracht hatte.
    Ich las das Geschriebene laut vor.
    “Du bist ein betrügerisches Schwien, und ich hasse dich”
, las ich. “
Ich kann es kaum erwarten, meinem Vater alles zu sagen. Er betet mich an, und du kannst darauf wetten, dass er dich umbringt.”
    Wir alle drei blieben stumm, während wir die Worte verarbeiteten.
    Ethan ergriff als Erster das Wort, seine Stimme war nur noch ein müdes Flüstern. “Verdammt”, fluchte er. “Sie und Ned müssen Schluss gemacht haben.”
    Ich überlegte, ob ich ihm von meinem Verdacht wegen Neds Verbindung zu Pam erzählen sollte, doch bevor ich etwas sagen konnte, bemerkte ich, dass Lucy weinte.
    “Ach, Liebes.” Ich zog sie an mich, weil ich davon ausging, dass die Notiz unserer Schwester sie aufgewühlt hatte. Doch das war es nicht.
    “Ich erinnere mich an etwas”, sagte sie, nun zu uns beiden.
    Ethan holte ein Taschentuch hervor und reichte es ihr. Sie betupfte sich die Augen.
    “In der Nacht, in der Isabel starb”, begann sie, “wachte ich allein auf dem Dachboden auf. Ich hatte Angst und kam nach unten, um dich zu suchen” – sie schaute mich an – “aber natürlich konnte ich dich nicht finden, weil du mit dem Boot draußen warst. Ich ging ins Badezimmer, und als ich wieder herauskam, blickte ich zufällig hinaus auf die Straße und sah dort jemanden. Jedenfalls sah ich das glühende Ende einer Zigarette. Ich dachte zuerst, es sei Isabel, die von einer ihrer Freundinnen nach Hause kam. Doch dann ging dieser Jemand an unserem Haus vorbei und eure Auffahrt hinauf.” Nun blickte sie Ethan an.
    Ethan schloss die Augen und lehnte sich zurück. Wir alle schwiegen einen Moment.
    “Mir ist schlecht”, erklärte er schließlich.
    “Hat Ned geraucht?”, erkundigte sich Lucy.
    Ethan nickte, ohne die Augen zu öffnen. “Wie ein Schlot.”
    “Es tut mir leid, Ethan”, sagte ich.
    “Trotzdem ergibt es keinen Sinn.” Ethan öffnete die Augen und starrte auf das Papier, als könnte er etwas zwischen den Zeilen lesen. “Was bedeutet das? Wie hat er sie betrogen?” Mit sturer Entschlossenheit schüttelte er den Kopf. “Ich weigere mich noch immer zu glauben, dass Ned fähig war, jemanden umzubringen.”
    “Ich glaube, dass er sich heimlich mit Pam Durant traf”, sagte ich.
    “Wie kommst du darauf?”
    Ich erläuterte ihm die Gründe für meinen Verdacht – dass George Ned und Pam möglicherweise im Boot gesehen hatte; Mitzis Hoffnung, dass sie nach Isabels Tod wohl ein Paar werden würden und dass Ned bei Pam Trost gesucht hatte.
    “Isabel hat es vielleicht herausgefunden”, spekulierte ich. “Sie schrieb ihm diesen Brief. Er traf sie an der Plattform, und sie haben sich gestritten und …”
    “Vielleicht war es ein Unfall”, vermutete Lucy. “Er wollte sie nicht umbringen.”
    “Das passt nicht zusammen”, widersprach Ethan. “Ich meine, fangen wir mal damit an, dass Ned dir sagte, dass er Isabel in jener Nacht nicht treffen könne.”
    “Aber denk daran, dass er sie bei Mitzi anrief und sagte, er würde es vielleicht doch schaffen.”
    Ethan wirkte überrascht. “Davon habe ich nie etwas gehört, soweit ich weiß.”
    “Wie ist die Botschaft letztlich überhaupt ausgerechnet in deiner Nancy-Drew-Kiste gelandet?”, fragte Lucy.
    “Ich habe keine Ahnung”, antwortete ich. “Sie haben mich als Botin benutzt, um die Giraffe auszutauschen, doch ich wusste nicht, dass man sie öffnen kann. Dass man darin etwas verstecken kann. Und vielleicht …

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