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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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hier wohnt?”
    “Ja”, erwiderte ich mit zusammengebissenen Zähnen.
    “Ich glaube, sie ist oben.”
    Ich marschierte hinauf in Shannons Zimmer, wo ich zwei schlafende blonde Mädchen fand. Die eine von ihnen war nackt und hatte den Arm um die andere gelegt. Meine Wut wurde größer, als ich in Richtung meines eigenen Schlafzimmers ging. Ich riss die Tür auf und fand meine Tochter mit Tanner in meinem Bett. Tanner schlief, doch Shannon war durch mein geräuschvolles Eintreten offensichtlich aufgewacht. Sie setzte sich rasch auf und zog die Decke über die Brust. Ihr langes Haar hing ihr wirr um die bloßen Schultern.
    “Mom!”, rief sie erstaunt.
    Ich warf meine Handtasche auf die Kommode. “Was zum Teufel machst du hier?”
    “Es tut mir leid, Mom.” Sie zog die Decke enger an sich und sprach leise, als ob sie Tanner nicht wecken wollte. “Es kamen einfach immer mehr Leute vorbei”, verteidigte sie sich. “Es tut mir wirklich leid. Wir wollten alles aufräumen, bevor du nach Hause kommst. Die Laken wechseln und so. Und staubsaugen.”
    Ich starrte sie an. Wer
war
dieses Kind?
    “Ich habe das Gefühl, dich nicht mehr zu kennen.” Ich war erschüttert. “Was ist mit dem verantwortungsbewussten Mädchen passiert, das ich aufgezogen habe?”
    “Ich
bin
verantwortungsbewusst”, beteuerte sie. “Ich wollte dir davon erzählen. Von der Party und allem. Ich habe nicht erwartet, dass du jetzt schon nach Hause kommst.”
    “Das ist offensichtlich”, sagte ich. “Weißt du was, Shannon? Du wirst definitiv nicht nach Colorado ziehen. Ich bin noch immer deine Mutter, und ich werde es nicht zulassen, dass du ein Leben wie dieses führst.” Ich deutete auf Tanner. “Und was ist das für ein Mann, der mit dir im Bett deiner Mutter schläft?” Ich konnte nicht glauben, dass Tanner während meines Angriffs tatsächlich schlief. Vermutlich war er wach und hörte zu, hielt es aber für das Beste, etwas anderes vorzugeben.
    “Ich werde gehen”, beharrte Shannon.
    “Nein, das wirst du nicht.”
    Sie schüttelte den Kopf, und ein hässlicher Ausdruck verzerrte ihr sonst so hübsches Gesicht. “Manchmal hasse ich dich wirklich”, sagte sie. Seit sie als Vierjährige im Lebensmittelladen um Bonbons gebettelt hatte, hatte ich diese Worte nicht mehr gehört. Doch ich verzog keine Miene.
    “Das ist mir egal”, behauptete ich. “Ich schließe dich in deinem Zimmer ein, wenn es sein muss. Ich muss dich beschützen.”
    Bei dem Wort “beschützen” brach meine Stimme, und ich fing an zu weinen. Ich ließ mich in den Stuhl vor meiner Frisierkommode fallen und vergrub das Gesicht in den Händen. Ich hörte, wie Shannon aus dem Bett stieg und sich anzog. Doch alles, woran ich denken konnte, war Isabels zornige Notiz in der Giraffe. Ihre Wut in dieser Nachricht richtete sich nicht gegen unsere Mutter, obwohl das in jenen Tagen oft der Fall gewesen war. Ich konnte mich daran erinnern, wie sie zu Mom gesagt hatte, dass sie sie hasste, und ich fragte mich, ob sich meine Mutter ebenso verletzt und hilflos gefühlt hatte wie ich mich jetzt.
    Shannon kam zu mir und schlang die Arme um mich. Ich lehnte mich an sie und spürte ihren geschwollenen Bauch an meiner Wange.
    “Es tut mir leid, Mom”, beteuerte sie. “Ich weiß, dass ich es vermasselt habe.”
    Ich brachte kein Wort heraus und saß einfach nur da mit Shannon, die mich in den Armen hielt. Ich erinnerte mich, wie sehr meine Mutter versucht hatte, Isabel im Zaum zu halten, und wie sehr ihr das misslungen war. Es musste ihr solche Angst eingejagt haben, mit anzusehen, wie ihre Tochter ihrer Kontrolle entglitt. So wie es jetzt mir Angst machte.

45. KAPITEL
    M aria
    Als ich vom McDonald’s nach Hause kam, warteten Julie und Lucy im Wohnzimmer auf mich. Ich hatte vorgehabt, mich umzuziehen und zu meiner ehrenamtlichen Arbeit ins Krankenhaus zu fahren, doch sie sagten, sie müssten mit mir sprechen. Angesichts ihrer ernsten Mienen war mir schnell klar, dass ich mein Vorhaben besser abblasen sollte.
    “Was ist los?”, fragte ich sie. Für meinen Geschmack passierte in dieser Familie gerade zu viel. Ich nahm an, dass die Polizei jetzt so weit war, mich zu Isabel zu befragen, und das machte mich nervös, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
    “Wir wollen nur mit dir sprechen”, meinte Julie.
    Quatsch mit Soße
, dachte ich, drang aber nicht weiter in sie. Ich würde es früh genug erfahren.
    Lucy rief die Koordinatorin der ehrenamtlichen Mitarbeiter im

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