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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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die Befragung aufzuschieben wäre nur ein zeitlicher Gewinn. Also stand ich auf, duschte, fönte meine Haare, zog khakifarbene Hosen und mein rotes ärmelloses T-Shirt an und ging hinunter. Ethan saß Zeitung lesend am Tisch auf der Veranda, sprang aber auf, als er mich in der Küche erblickte.
    “Eier oder Pancakes?” Er legte die Zeitung auf den Tresen. “Ich mache gerne beides.”
    “Toast?”, fragte ich. “Und Schinken.” Ich deutete auf den Teller Schinken, den er bereits vorbereitet hatte, war allerdings nicht sicher, ob ich überhaupt etwas essen konnte.
    “Setz dich, und ich mache alles fertig”, bot er an.
    Ich nahm am Küchentisch Platz und hob die Tischdecke an, um das zu bewundern, was ich zu Recht darunter vermutete – ein weiteres von Ethans Kunstwerken.
    “Wie geht es dir heute Morgen?” Er steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster.
    “Ich glaube, ganz gut”, sagte ich so zögerlich wie jemand, der gerade eine Verletzung erlitten hatte und nun den entsprechenden Körperteil bewegte, um sicherzugehen, dass nichts gebrochen war.
    “Soll ich dich fahren?”
    “Sag mir einfach nur, wie ich fahren muss”, erwiderte ich mit falschem Elan. Mir gefiel der Gedanke, dass er mich begleitete, doch ich war sicher, dass er etwas zu tun hatte.
    Er kritzelte eine Telefonnummer auf ein Stückchen Papier und gab es mir. “Das hier ist meine Handynummer. Ich mache heute einen Zwischenstopp bei einem Auftraggeber, aber lass mich wissen, wenn du fertig bist, und dann treffe ich dich hier wieder.”
    Ich nickte. Der Toast war fertig, und ich trug ihn zusammen mit dem Schinken auf die Veranda, während er mit zwei Tassen Kaffee folgte. Die Fenster standen offen. Der Geruch vom Kanal, die starke Strömung und die Boote im Wasser bildeten eine Stimmung, die mir ans Herz ging. Ich knabberte appetitlos an meinem Toast, während ich ein Gespräch über Ethans Auftrag anfing. Ich hatte den halben Toast mit einem winzigen Stückchen Schinken geschafft, da musste ich los. Als ich aus der Tür ging, bereute ich, Ethans Angebot nicht angenommen zu haben.
    Der Raum, in den man mich beim Point Pleasant Police Department führte, war klein und nüchtern. Es gab dort nichts anderes anzusehen als die Gesichter der zwei Personen, die mich befragten. Ich saß auf einem harten Stuhl mit gerader Lehne, mir gegenüber Lieutenant Michael Jaffe vom Büro des Staatsanwalts und eine sehr junge blonde Ermittlerin vom Police Department, Detective Grace Engelmann. Beide hatten jeweils einen Notizblock vor sich, und auf dem Tisch zwischen uns stand ein Aufnahmegerät. Daneben lagen dicke Akten.
    Sie eröffneten das Gespräch mit ein bisschen Small Talk, vermutlich um mir die Anspannung zu nehmen.
    “Es hat sich viel verändert, seit Sie als Kind hier waren, oder?”, fragte Lieutenant Jaffe, nachdem er sich und die Kripobeamtin vorgestellt hatte. Er war ein gut aussehender Mann mit grau meliertem Haar und einem jugendlichen Gesicht.
    “Ja”, erwiderte ich. “Seit dem Tod meiner Schwester war ich nicht mehr hier.”
    “Tatsächlich?” Er schien überrascht zu sein. “Ich bin erst zweiundneunzig hierhergekommen, deshalb kenne ich es nur so, wie es jetzt ist. Welche Veränderungen sind Ihnen aufgefallen?”
    Er musste wissen, wie die Gegend sich verändert hatte, egal ob er hier gewohnt hatte oder nicht, doch ich wollte das Aufwärmspielchen mitspielen.
    “Nun”, sagte ich, “damals gab es noch viele Sommergäste. Und viel weniger Häuser. Die Kanalbefestigung war anders. Die neue Brücke war noch nicht da.”
    Er runzelte die Stirn. “Die neue Brücke?”
    “Über den Kanal”, erklärte ich, worauf er und Detective Engelmann beide in Lachen ausbrachen.
    “Und wir nennen das heute die
alte
Brücke”, sagte er. “Es muss
wirklich
lange her sein, nicht wahr?”
    Ich lächelte. Ich hörte das Band des Aufnahmegeräts.
    “Wissen Sie”, wechselte er das Thema, “meine Frau und ich lieben Ihre Bücher.”
    “Danke.” Wie immer war ich versucht zu fragen, welches ihm am besten gefallen hatte. Ich entschied mich dagegen für den Fall, dass er nur Konversation machen wollte und keines gelesen hatte. Als Letztes wollte ich erreichen, dass er sich unbehaglich fühlte. Detective Engelmann notierte etwas auf ihrem Block. Ich konnte mir nicht vorstellen, was ich Notierenswertes gesagt haben sollte.
    “Wie sind Sie dazu gekommen, Krimis zu schreiben?”, wollte Lieutenant Jaffe wissen.
    Diese Frage stellte man mir immer. Für

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