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Der Tod meiner Schwester

Der Tod meiner Schwester

Titel: Der Tod meiner Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Chamberlain
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und einer von ihnen sagte, dass die Bucht vielleicht mit einem Schleppnetz abgesucht werden müsse.
    “Was bedeutet das?”, fragte Lucy.
    “Das spielt jetzt keine Rolle.” Meine Mutter hob die Strandtasche auf, und ich sah Tränen in ihren Augen. Sie hielt den Jungen wahrscheinlich für tot.
    Meine Mutter und Lucy gingen zum Parkplatz, während ich mich umsah und überlegte, was ich tun sollte. Mein Blick blieb am Pier hängen. Niemand war dort draußen, und ich fragte mich, ob ich von dort aus einen besseren Blick auf das Wasser hätte. Ich lief in die Richtung, als ein zweiter Polizeiwagen auf dem Parkplatz hielt.
    Am Ende des Piers angelangt, konnte ich keine Kinder mehr im Wasser ausmachen. Erwachsene wateten mit gesenktem Blick durch den seichten Bereich, als suchten sie nach dem Körper des kleinen Jungen. Ich starrte in das Wasser unter dem Pier, weil ich dachte, dass ich ihn vielleicht sehen würde, falls er zum Pier gegangen und dann hineingefallen war. Doch das Wasser war zu dunkel, und nach einiger Zeit schmerzten meine Augen vom angestrengten Starren.
    Ich ging zurück in Richtung Strand, und genau an der Schnittstelle vom Holz des Piers und dem Sand entdeckte ich kleine Fußspuren. Sie führten vom Strand weg zum Parkplatz und waren die einzigen Fußspuren in dieser Richtung. Ich folgte ihnen bis zu dem mit Muschelresten bedeckten Parkplatz. Doch wenn ich mich hinhockte und genau hinsah, konnte ich erkennen, wo der ausgebleichte Muschelkies von den winzigen Füßen bewegt worden war. Ich folgte den Spuren quer über den Parkplatz in Richtung Clubhaus, einem hübschen, nach Holz duftenden Gebäude, wo die Kinder aus der Gegend an Regentagen Bingo und andere Spiele spielen konnten. Am anderen Ende des Parkplatzes entdeckte ich die Fußspur wieder im Sand. Es war fast zu einfach. Die Fußspuren führten zum Hintereingang des Clubhauses und brachen bei dem Gitter ab, das den Kriechkeller des Gebäudes umgab. Ich zog an einem Ende des Gitters, und es löste sich sofort. Ich kniete mich hin, kroch hinein, und drinnen fand ich den kleinen Donnie Jakes, wie er im kühlen, schattigen Sand schlief.
    Officer Davis, dem ich den Jungen übergeben hatte, brachte mich um kurz nach drei nach Hause. Er begleitete mich zur Tür und sagte meiner Mutter, dass ich Donnie Jake gefunden hätte, lebend und wohlbehalten. Mom brach in Tränen aus, und ich verstand erst nach einer gewissen Zeit, dass dies nichts mit meiner Rolle in dem Drama zu tun hatte, sondern damit, dass das Kind in Sicherheit war, auch wenn sie es nicht kannte.
    “Wir hätten ihn mit der Zeit schon gefunden”, beruhigte Officer Davis sie, nachdem sie sich die Tränen abgewischt hatte. “Doch Julie hier hat uns eine Menge Arbeit erspart.” Er sagte, ich sei eine ausgezeichnete Detektivin. Und ich sei eine Heldin.
    Am nächsten Tag hatte der
Ocean County Leader
folgende Schlagzeile:
Junge wohlbehalten aufgefunden
. Der erste Absatz des Artikels lautete ungefähr:
Die zwölfjährige Julie Bauer, auch die Nancy Drew von Bay Head Shores genannt, half der Polizei bei der Suche nach dem dreijährigen Donald P. Jakes, der von der elterlichen Decke am BHS-Strand fortgelaufen war.
    Innerhalb von vierundzwanzig Stunden kannte jeder meinen Namen. Der Bürgermeister rief an, um sich bei mir zu bedanken und mir noch einmal zu sagen, dass ich eine Heldin wäre. Daddy kam einen Tag früher zurück aus Westfield, um uns zur Feier des Tages zum Essen auszuführen. Ich war erfüllt von Stolz und meiner eigenen Wichtigkeit. Ich hielt mich selbst für verzaubert, als könnte ich nichts mehr falsch machen. Wäre das doch nur tatsächlich so gewesen!

25. KAPITEL
    J ulie
    “Ich habe es ihm gesagt.” Ethans Stimme klang sanft und tonlos auf meinem Anrufbeantworter.
    Ich saß an meinen Schreibtisch, wo ich mich wieder einmal am vierten Kapitel versuchte, und nahm sofort ab.
    “Was hat er gesagt?”, fragte ich. “Und wie geht es dir?” Ich hatte auf seinen Anruf gewartet, weil ich wusste, dass er heute Morgen mit seinem Vater hatte sprechen wollen. Ich hatte noch nicht den Mut gefunden, meine Mutter anzurufen.
    “Es geht mir gut”, erwiderte er. “Aber ich will nicht so tun, als ob es leicht gewesen wäre.”
    “Bist du zu ihm gegangen?” Ich wusste, dass das sein Plan gewesen war.
    “Ja. Ich sagte, dass ich ihm ein bisschen Gebäck zum Frühstück bringen würde, und ich glaube, da ahnte er schon etwas. Also saßen wir in der Küche, und zuerst erzählte ich ihm

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