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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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vor seinen Männern. Mit seiner weißen knöchernen Klaue hielt er die Fackel hoch. Es schien, als hätte die Wut die Oberhand in ihm gewonnen, denn in seiner Raserei hatte er offenbar nach keiner anderen Waffe gegriffen.
    »Schaut nur!« flüsterte Gormán auf einmal.
    Eadulfs Blick ging aufs Meer. Da rollte etwas Dunkles auf den Streifen Wasser zu, der inzwischen die Insel vom Ufer trennte.
    Zuerst begriff Eadulf nicht, um was es sich handelte.
    » Tonn taide
!« flüstere Gormán.
    Eine Flutwelle, höher als ein Mensch. Sie schob sich rasch über die Meerenge hinweg. In Sekundenschnelle wurden die drei Krieger hinter Uaman von der Wucht der Welle hinaus ins dunkle Wasser gerissen. Sie verschwanden samt ihren verlöschenden Fackeln. Uaman war schon näher am Ufer und entkam der Gewalt der Welle, obwohl auch er den Boden unter den Füßen verlor, aber wie durch ein Wunder konnte er seine brennende Fackel hochhalten. Die drei Gefährten sahen, wie das Wasser durch den großen Sog der Flutwelle abebbte.Diese Chance nutzte Uaman, richtete sich auf und eilte weiter aufs Ufer zu. Doch er war von dem schmalen Dünenweg abgekommen und versank im Boden.
    »Der Treibsand!« murmelte Gormán.
    Der tückische Sand hielt Uaman schon bis zur Taille gefangen. Mit panischen Bewegungen versuchte er, herauszukommen. Eadulf wollte zu ihm eilen, doch Gormán hielt ihn zurück.
    »Du kannst ihm nicht helfen«, erklärte er ihm.
    Eadulf war außer sich.
    »Begreifst du denn nicht, begreifst du denn nicht …? Er ist doch der einzige, der weiß, wo sich Alchú aufhält. Der einzige, der mich zu meinem Sohn führen kann.«
    Wieder wollte er loslaufen, aber die erbarmungslose Flut drängte weiter aufs Land zu, und Uaman war schon bis zur Brust im Sand versunken.
    »Uaman!« rief Eadulf verzweifelt und lief so nah ans Wasser, wie er nur konnte. »Wo ist mein Baby? Wo ist Alchú?«
    Uamans Kapuze war nach hinten gefallen und hatte einen weißen, kahlen Schädel enthüllt. Im flackernden Fackelschein konnten sie sehen, wie sich die Lepra in sein Fleisch gefressen hatte.
    »Verflucht sollen du und die Eóghanacht sein! Möget ihr euren Balg nie wiedersehen. Möget ihr vor lauter Kummer und Gram sterben. Mögen die Katzen euer Fleisch fressen. Möget ihr verfaulen in euren Gräbern … Der Tod soll auf euch kommen!«
    Da kehrte die Flutwelle zurück. Die Fackel verlosch. Uaman verstummte. Nur das rauschende schwarze Wasser war an der Stelle zu sehen, wo er den Tod im Treibsand fand.
»Es korakes!«
brummte Basil Nestorios zufrieden. »Zur Hölle mit ihm.«
    Eadulf ließ sich in den Sand fallen und wiegte den Kopf in den Händen.
     
    Der Alptraum war so wirklich.
    Mit langsamen Schritten traten die Mönche aus der bronzebeschlagenen Eichentür der Kapelle heraus in das kalte graue Licht des Mittelhofs der Abtei. Es war ein großer Hof, mit dunklen Granitplatten ausgelegt, auf allen vier Seiten erhoben sich die hohen, freudlosen Steinmauern der Abteigebäude und ließen den Innenraum kleiner erscheinen, als er in Wirklichkeit war.
    Die Reihe der kapuzetragenden Mönche, an der Spitze ein Bruder mit einem reichverzierten Metallkreuz, bewegte sich in gemessenem Schritt und mit gesenkten Köpfen. Sie hatten die Hände in den Falten der Kutten verborgen und sangen einen lateinischen Psalm. In kurzem Abstand hinter ihnen kam eine ähnliche Zahl von kapuzetragenden Nonnen, die ebenfalls die Köpfe gesenkt hielten und die Oberstimme des Psalms sangen. Das Echo in dem engen Raum erzeugte einen grausigen Effekt.
    Sie stellten sich an zwei Seiten des Hofes auf, mit dem Gesicht zu einer hölzernen Plattform, auf der eine seltsame dreieckige Konstruktion aus aufrechten Pfählen errichtet war, die ein Dreieck von Balken trugen. An einem Balken hing ein Seil mit einer Schlaufe. Dicht unter die Schlaufe hatte man einen dreibeinigen Schemel gestellt. Neben dieser düsteren Vorrichtung stand breitbeinig ein hochgewachsener Mann. Er war bis zum Gürtel nackt und hielt die starken, muskulösen Arme über der breiten, behaarten Brust gekreuzt. Regungslosstarrte er auf die Prozession von Mönchen und Nonnen, ungerührt und ohne Scheu vor der Arbeit, die er auf dieser makabren Plattform verrichten sollte.
    Vor dem Podest kniete Fidelma, die von zwei teuflisch grinsenden Frauen festgehalten wurde. Ihr Instinkt sagte ihr, daß eine davon Äbtissin Ita von Kildare war, jene, die dafür gesorgt hatte, daß sie damals das Kloster verlassen hatte, die andere war Äbtissin

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