Der Tod soll auf euch kommen
Fainder, das böse Oberhaupt der Abtei von Fearna. Sie hielten sie fest im Griff, und obwohl sich Fidelma wehrte, konnte sie sich nicht bewegen. Sie war gezwungen, zu den finsteren Aufbauten und dem Henker hinaufzublicken.
Dann traten zwei kräftige Mönche vor, sie zogen einen Mann mit sich. Auch er mußte vor dem Podest niederknien.
»Eadulf!« rief Fidelma, als sie ihn erkannte. Aber seine Bewacher hielten ihn so fest, daß er sie nicht einmal anschauen konnte.
Nun trat ein dritter Mann mit einem Baby auf den Armen vor. Er übergab das Kind dem Henker, der sich auf die Schlinge zubewegte.
»Tu etwas, Eadulf! Um Himmels willen, tu etwas!«
Fidelma schrie im Traum. Plötzlich wurde sie wach, sie stöhnte und wehrte sich gegen die Fesseln, die sie immer noch an Händen und Füßen hatte. Sie war schweißgebadet.
Durch das Fenster fiel graues Licht herein. Fidelma versuchte, zu sich zu kommen. Sie wünschte, sie könnte sich den Schweiß vom Gesicht wischen.
Da drang das leise Wiehern eines Pferdes an ihr Ohr. Sie nahm an, daß es aus dem Stall kam. Im unteren Geschoß rührte sich etwas, jemand murmelte. Warum flüsterten die Uí Fidgente? Sie drehte sich so, daß sie besser hören konnte.Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Sollte Colgú etwa herausgefunden haben, daß sie irgendwo festgehalten wurde, und war ihrer Spur bis zur Jagdhütte gefolgt? War da draußen jemand, der sie retten kam? Rasch murmelte sie ein Gebet und wünschte sich, daß es so wäre.
Dann vernahm sie ein Geräusch, und die Tür unten knarrte. Sie konnte Cuáns schroffe Stimme hören.
»Es muß irgendein wildes Tier gewesen sein, das die Pferde unruhig gemacht hat. Ich kann niemanden sehen.«
Verzweiflung kam wieder über sie. Eben noch war sie so voller Hoffnung gewesen. Nun vernahm sie unten Gelächter.
»Wir sollten uns besser aus dem Staub machen. Jetzt sucht noch keiner nach uns. Wir nehmen die Frau mit und kehren in unser Land zurück.«
»Ich werde die Pferde satteln«, erwiderte eine andere Stimme. »Crond soll die Frau herschaffen.«
Nun hörte Fidelma noch etwas anderes. Es war wie ein leises Kratzen auf dem Dach über ihr. Unten wurde die Tür der Jagdhütte geöffnet, dann stieß jemand einen gequälten Schrei aus und stürzte offenbar zu Boden.
Cuirgís Stimme rief: »Crond, schaff die Frau her. Schnell!« Schritte eilten die Treppe hoch. Doch da schwang sich eine dunkle Gestalt durchs Fenster in ihre Kammer.
Mit gezücktem Schwert stürmte Crond von der Treppe herein. Die dunkle Gestalt richtete sich auf, auch sie hielt ein Schwert in der Hand. Fidelma stockte der Atem, als sie die Gestalt erkannte.
»Conrí!« rief sie, doch der Name ging im lauten Aufeinandertreffen der Schwerter unter. Für einen richtigen Kampf war der Raum viel zu eng, trotzdem schlugen die beidenMänner schonungslos aufeinander ein. Crond führte in rascher Folge Stöße gegen den Brustkorb seines Gegners. Hätte er getroffen, wäre jeder Stoß tödlich gewesen. Doch Conrí war nicht umsonst Kriegsfürst der Uí Fidgente. Er parierte jeden Stoß und griff selbst so stürmisch an, daß Crond seine Taktik ändern mußte.
Nach einem schnellen Schwerthieb trat aus Cronds Oberarm Blut aus, was ihn sehr erzürnte. In seiner Wut ließ er seine Deckung außer acht, holte mit seinem Schwert aus und ließ seine rechte Seite ungeschützt. Er wirkte beinahe überrascht, als Conrís Schwert tief zwischen seine Rippen drang. Er ließ sein Schwert fallen, taumelte zurück und sank dann langsam zu Boden.
Für kurze Zeit trat Stille ein. Von unten rief jemand: »Die Jagdhütte gehört uns, Conrí!«
Der hatte inzwischen sein Schwert in die Scheide gleiten lassen und schnitt mit einem Messer Fidelmas Fesseln durch.
»Fidelma! Bist du verletzt? Ist alles in Ordnung?«
Fidelma konnte anfangs nur nicken; sie rieb sich die Handgelenke. Der Strick hatte tief in ihr Fleisch eingeschnitten und auch an den Fußgelenken Spuren hinterlassen.
»Wie kommst du denn hierher, Conrí?« fragte sie schließlich.
Der Kriegsfürst grinste. »Hast du vergessen, daß wir verabredet hatten, uns hier zu treffen?«
Sie lächelte über seinen neckenden Ton. »Aber nicht unter diesen Umständen«, erwiderte sie.
»Das ist wohl wahr«, pflichtete er ihr bei. »Es ist ganz einfach. Wir ritten durch das Tal von Bilboa und warteten am Crois na Rae auf die drei Fürsten. Als sie nicht auftauchten, beschloß ich, die Hälfte meiner Männer an den Bergpässenaufzustellen, falls sie
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