Der Tod soll auf euch kommen
dort entlangkommen sollten. Dann dachte ich an unsere Verabredung. Da wir eine Weile auf die Fürsten gewartet haben, konnten wir nicht schon gestern abend hier sein. Wir sind aber die ganze Nacht hindurch geritten, um wenigstens gegen Morgengrauen bei der Jagdhütte zu sein.«
»Woher wußtest du, daß die drei Fürsten hier sind?«
Conrí zuckte mit der Schulter. »Ich habe eher befürchtet, den Kriegern deines Bruders hier zu begegnen, denn mir war bewußt, daß Colgú sein gesamtes Königreich gegen uns aufbieten würde. Also haben wir uns ganz vorsichtig der Jagdhütte genähert und etwas entfernt im Dickicht unsere Pferde versteckt. Ich war dabei, zunächst den Stall auszukundschaften, als ich Cuán entdeckte. Da wurde mir klar, daß etwas nicht stimmte.«
»Und woher hast du gewußt, wo ich zu finden bin?«
»Ich sagte meinen Männern, sie sollten die Tür im Auge behalten, dann bin ich aufs Dach geklettert. Ich habe dich durchs Fenster gesehen. Einer der Fürsten kam gerade unten durch die Tür nach draußen. Ich nehme an, einer meiner Männer hat ihn mit einem Pfeil getroffen. Also bin ich durchs Fenster gestiegen. Ich hatte kaum Zeit, das Gleichgewicht wiederzufinden, da stürzte Crond schon herein.«
»Du kanntest ihn?« wollte Fidelma wissen.
»Er war ein Stammesfürst der Uí Fidgente. Bin ich nicht Kriegsfürst der Uí Fidgente? Ich kenne sie alle.«
»Ist er tot?« fragte Fidelma und stand langsam auf. Sie blickte hinunter zu Crond.
»Er ist tot«, bestätigte ihr Conrí, »aber nach all dem, was er verbrochen hat, werde ich an seinem Grab nicht eine Träne vergießen.«
Einer von Conrís Männern kam die Treppe hoch, um zu sehen, ob alles in Ordnung war, und teilte ihnen mit, daß Cuán von einem Pfeil in der Schulter getroffen worden sei, aber lebte. Cuirgí hätte sich kampflos gefangennehmen lassen.
»Und dein Sohn, Lady Fidelma, wo ist er?« fragte Conrí.
»Das weiß ich nicht, mein Freund. Die drei haben gesagt, daß sie von einer Entführung nichts wüßten und auch nichts damit zu tun hätten. Wenn dies also kein Komplott zur Befreiung der drei Fürsten war, dann begreife ich gar nichts mehr.«
»Das habe ich doch gesagt, Lady Fidelma«, erwiderte Conrí. »Falls es nicht eine aufrührerische Gruppe gibt, die uns unbekannt ist, streiten die Uí Fidgente jede Mitwisserschaft in dieser Angelegenheit ab. Wir haben mit deinem Bruder Frieden geschlossen, und wir werden uns daran halten.«
Fidelma stampfte mit den Füßen auf, um ihren Blutkreislauf anzuregen. Sie blickte zu Conrí hoch.
»Bist du bereit, mit mir nach Cashel zu reiten und das zu wiederholen? Und wirst du diese Fürsten als Zeichen deiner Treue wieder an meinen Bruder ausliefern?«
»Werden wir unter deinem Schutz stehen? Die Eóghanacht werden nicht gerade erfreut sein, Uí Fidgente in Cashel zu erblicken.«
Fidelma nickte. »Ihr steht unter meinem Schutz«, sagte sie feierlich.
»So werden wir gern mitkommen.«
»Dann wollen wir uns stärken und uns auf den Ritt nach Cashel vorbereiten«, sagte Fidelma. Ihr Bruder würde sich wegen ihres spurlosen Verschwindens schon große Sorgen machen. Fidelmas Erleichterung über ihre Rettung und die Rückführung der Stammesfürsten wurde gedämpft durch diebedrückende Erkenntnis, daß sich das einzige Motiv für Alchús Verschwinden und dem Mord an Sárait in ein Nichts aufgelöst hatte. Jetzt wurde sie wieder von den Ängsten um ihr Kind und Eadulf völlig überrollt. Sie schloß einen kurzen Moment die Augen, um die Qualen in ihrem Herzen zu verbergen. Eadulf! Wo war Eadulf gerade?
KAPITEL 16
Eadulf wachte aus einem unruhigen, kurzen Schlaf auf. Es war immer noch Nacht. Er bemerkte, daß Gormán Holz ins Feuer nachlegte, das sie vor einer Weile angezündet hatten. Er rieb sich die Stirn und sah sich um. Dunkel erinnerte er sich, wie sie in der Nacht auf einer Waldlichtung in der Nähe des Wassers ein notdürftiges Lager aufgeschlagen hatten. Er drehte sich um. Auf der anderen Seite des Lagerfeuers schlief Basil Nestorios.
Eadulf entsann sich, daß er sich aus lauter Verzweiflung und Kummer auf nichts hatte konzentrieren können. Die beiden anderen Männer hatten so gut wie ganz auf seine Hilfe beim Errichten des Lagers verzichten müssen.
Gormán sah, daß Eadulf aufgewacht war, und reichte ihm ein Trinkhorn.
»Corma«
, erklärte der Krieger. »Wie fühlst du dich, Bruder Eadulf?«
Eadulf verzog das Gesicht, ehe er einen Schluck nahm und sich dann den Mund
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