Der Tod soll auf euch kommen
Kirche in diesem Land hier sich so von dem Diktat Roms abhebt. Man kann nicht alles auf Erden kennen. Aber wir müssen unseren Verstand offen halten und empfänglich sein für das, was wir erfahren können.«
»Da stimme ich dir zu.«
Gormán war mit den Vorbereitungen zum Frühstück fertig.
»Ich habe euch nicht ganz folgen können«, gestand er. »Ich kann nur ein paar Worte Latein. Vermutlich habt ihr euch über theologische Dinge unterhalten, nicht wahr?«
Eadulf lächelte. »Das klingt ja nicht gerade begeistert.«
Gormán griff nach dem
corma
. »Religion immer dann, wenn sie dran ist, Bruder Eadulf.«
»Und das wäre?«
»Gewöhnlich in Zeiten der Not. Es gibt doch das alte Sprichwort, wenn es allen gut geht, sieht man von keinem Altar Rauch aufsteigen, nicht wahr? Ich wende mich wie jeder andere der Religion zu, wenn es vonnöten ist.«
Eadulf schaute ihn mißbilligend an. »Eine sehr pragmatische Haltung.«
Gormán sah über das Wasser hinüber, wo immer noch dunkel und finster der Turm auf der Insel stand.
»Die Fackeln schwelen nur noch«, stellte er fest. »Sie sind abgebrannt. Die Tore stehen noch offen. Das bedeutet, daß dort niemand mehr herumläuft. Wenn die Ebbe einsetzt, können wir hinübergehen und die Habseligkeiten unseres fremden Freundes holen.« Er zeigte auf Basil Nestorios.
»Sehr gut. Von welcher Siedlung hast du gestern nacht gesprochen? Wenn man uns dort etwas über Dáire Donn sagen kann, könnten wir unsere nächsten Schritte festlegen.«
»Ich werde hinreiten, ihr brecht das Lager hier ab«, stimmte ihm der junge Krieger zu.
Es verstrich einige Zeit, bis er wiederkehrte. Er preschte heran, als würde ihn jemand verfolgen. Vor ihnen riß er abrupt die Zügel herum und sprang vom Pferd.
»Was ist los?« rief Eadulf und sah besorgt hinter ihn.
»Ich mußte mich beeilen, um euch zu warnen«, erwiderte Gormán. »Die Leute wollen Uamans Turm plündern und dann niederbrennen, jetzt, wo sie wissen, daß er keine Gefahr mehr für sie darstellt. Sie bereiten sich zum Aufbruch vor, trinken sich Mut an und feiern ausgelassen. Wir müssen vorher zum Turm und alles retten, was wichtig ist.«
Eadulf schaute zu Basil Nestorios und dolmetschte ihm rasch, was er erfahren hatte.
»Und wir müssen vorher diesen Krieger aus der Zelle holen,« fügte Basil Nestorios hinzu. »Ich hätte ihn fast vergessen. Er kann uns nicht mehr gefährlich werden. Ich möchte nicht, daß noch jemand stirbt. Noch wertvoller ist meine Kiste mit der Medizin. Die sollte lieber nicht in die Hände von Leuten fallen, die ihren Wert nicht einschätzen können.«
Gormán hatte sein Pferd neben Eadulfs angebunden.
»Laßt uns aufbrechen. Uaman hat diese Gegend mit eiserner Hand regiert«, meinte er und drehte sich um. »Als ich denLeuten in der Siedlung erzählte, daß er tot ist, wurden sie vor Freude ganz ausgelassen. Diese Freude schlug bald in Zorn um. Also sollten wir uns beeilen. Das Wasser steht jetzt so niedrig, daß wir hinüberkönnen.«
»Nehmen wir die Pferde mit?«
»Es ist besser, wenn wir sie hierlassen. Wir müssen ja noch andere Tiere vom Turm herführen. Und der Dünenweg wird für sie nicht leicht werden. Die Bewohner der Siedlung werden bald hier sein.«
Als sie über die Sanddüne zum Turm hinübereilten, mußte Eadulf noch einmal an Uamans Untergang denken. Ihm lief ein kalter Schauer über den Rücken, die Leiche des Leprakranken war ganz in der Nähe in den weichen Sand hinuntergezogen worden. Er zitterte unwillkürlich und blickte zu Gormán, der voranging.
»Konntest du nach den Bergen fragen, in denen es angeblich spukt?«
Der Krieger zeigte ein breites Lächeln.
»Keine Sorge, Bruder. Das habe ich gleich als erstes erledigt. Und ich hatte auch Erfolg.«
Eadulfs Herz fing an zu klopfen.
»Und?« fragte er ungeduldig.
»Ihnen war Dáire Donn bekannt. Einer alten Legende nach war er der König der Welt und ging mit einer großen Armee auf dieser Halbinsel an Land. Der General des Hochkönigs, Fionn Mac Cumhail, stellte sich ihm entgegen, und es kam am Ende der Halbinsel bei dem Ort Fionntragha zu einer blutigen Schlacht.«
»Wie hilft uns das weiter?« fragte Eadulf ungeduldig.
»Dáire Donn wurde besiegt und seine Armee geschlagen. Aber er hatte eine Tochter, die wahnsinnig wurde, als sieihren Vater niedergemetzelt auf dem Schlachtfeld fand, und in die Berge floh. Es heißt, daß ihr Geist dort umgehen soll.«
»Weiter«, bedrängte Eadulf ihn.
»Diese Tochter hieß
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