Der Tod soll auf euch kommen
Stadt.
Capa öffnete überrascht die Tür.
»Was führt dich hierher, Lady Fidelma?« fragte er und trat beiseite, als sie es ihm erklärte. Er winkte sie in einen kleinen, warmen Raum. Capas Ehefrau Gobnat erschien und bot ihr recht nervös einen Becher Metwein an, doch Fidelma lehnte höflich ab. Conchoille hatte sich von seinem Stuhl am Feuer erhoben und stand ein wenig unbeholfen da.
»Du hast nach mir gesucht, Lady Fidelma?« Seine Hände umklammerten schüchtern den Becher, aus dem er getrunken hatte.
»Ja, Conchoille, aber ich will dich nicht lange aufhalten«, erwiderte sie. »Ich nehme an, Bruder Eadulf hat dich an dem Tag aufgesucht, als er Cashel verließ.«
Der Holzfäller sah sie mit großen Augen an.
»Das hat er nicht, Lady«, sagte er.
Mit dieser Antwort hatte Fidelma nicht gerechnet.
»Dann ist er nicht zu dir nach Rath na Drínne gekommen?« fragte sie überrascht.
Conchoille schüttelte den Kopf. »Nach dem Treffen des Kronrats in der Burg habe ich den ehrenwerten Bruder nicht mehr gesprochen. Man hat mir erzählt, daß er Cashel verlassen hat, aber an jenem Tag habe ich ihn nicht gesehen. Er wollte mit Ferloga sprechen. Vielleicht hat er ja nach mir gesucht.«
»Ferloga, dem Wirt vom Gasthaus?«
Plötzlich heulte draußen vor dem Haus ein Hund. Fidelma konnte Capas drahthaarigen braunen Hund erkennen, der auf dem Hof aufgeregt nach etwas in der Erde wühlte.
Gobnat sah ihren Mann wütend an.
»Geh und bring den Hund zur Vernunft!« sagte sie giftig. »Der gräbt uns noch den ganzen Hof um.«
Capa schaute entschuldigend zu Fidelma.
»Das ist mein Hund, Lady. Wahrscheinlich sucht er nach ein paar alten Knochen.«
Er ging hinaus, zerrte den jaulenden Hund am Halsband hoch und band ihn an einen Baum. Fidelma drehte sich wieder zu Conchoille um und stieß dabei aus Versehen einen kleinen Kessel bei der Feuerstelle um. Sie sah hinunter und entdeckte, daß er eine mächtige Beule hatte.
»War ich das?« fragte sie überrascht und bückte sich, um den Kessel genauer zu betrachten. Gobnat hob ihn schnell auf.
»Das ist nicht so schlimm. Nur ein alter Kessel. Die Beule hat er schon lange.«
Capa kam wieder herein und runzelte die Stirn, als er sah, daß Gobnat den Kessel in der Hand hielt.
»Ich habe gehört, daß dein Ehemann in Schwierigkeiten steckt, Lady. Kann ich etwas tun?«
Fidelma hatte den Eindruck, daß er das Gespräch auf ein anderes Thema lenken wollte. Sie schüttelte den Kopf. Als nächstes wollte sie zu Ferloga. Wenn Conchoille Eadulf nicht veranlaßt hatte, zur Abtei von Colmán zu reiten, dann muß ihm Ferloga einen Grund dafür gegeben haben. Sie würde sich nicht Brehon Dathals Theorie beugen. Eadulf war aufgebrochen, weil er etwas über Alchú erfahren hatte. Da war sie sich sicher.
Auf einmal bemerkte sie, daß Gobnat sie besorgt ansah.
»Machst du dir um deinen Mann Sorgen, Lady? Das ist der Fluch aller Frauen, denn die Männer sind unbeständig. Sie kommen und gehen, und sie kümmern sich nicht um das Leid, das sie hinterlassen.«
Capa zog die Augenbrauen hoch.
»Schweig endlich, Weib! Die Schwester des Königs will deine Weisheiten nicht hören.« Er sprach eilig weiter. »Man hat mir gesagt, daß die Theatertruppe, auf die wir in Cnoc Loinge stießen, heute morgen hier eingetroffen ist und hinter der Stadt ihr Lager aufschlägt.«
»Die
crossan
werden in Cashel erwartet«, erklärte Fidelma.
»Es ist schon traurig, daß der Zwerg, der als Leprakranker verkleidet war, nun tot ist«, meinte Capa. »Er hätte vielleicht die Frau erkennen können, die vorgab, meine Frau zu sein, und ihn mit der Botschaft zu Sárait schickte.«
Fidelma dachte immer noch an Eadulf. Gobnat deutete ihr nachdenkliches Gesicht falsch.
»Vielleicht kann jemand anderes die Frau wiedererkennen,die sich für mich ausgab. Es ist sicher ganz einfach, eine Person zu finden, die einen so auffälligen Umhang trägt.«
Geistesabwesend nickte Fidelma. »Das wollen wir hoffen, denn wenn die Uí Fidgente mit diesem Fall nichts zu tun haben, dann müssen wir …«
Da preschte ein Pferd heran. Einen Moment darauf rief eine Stimme: »Schwester Fidelma! Lady!«
Capa war zuerst an der Tür, hinter ihm stand Fidelma. Ein Bote aus der Burg war vorgeritten.
»Was gibt es?« fragte Capa, etwas verärgert darüber, daß einer seiner Krieger sich so ungestüm und undiszipliniert Gehör verschaffte.
»Man hat mir gesagt, daß ich Lady Fidelma hier antreffen würde«, rief der Bote. Dann entdeckte er
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