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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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nicht länger als sechs Kilometer gewesen. Doch er folgte dem gewundenen Flußlauf und führte ständig auf und ab. Kurz vor Mittag erreichten sie die Anhöhe in dem Tal mit den vielen Bächen, genau wie Ganicca es ihnen beschrieben hatte. Auf dem Hang vor ihnen entdeckten sie mehrere Gebäude. Sie wurden von zwei Hütten dominiert, die durch mehrere Anbauten und einen Schafstall miteinander verbunden waren. Eadulf führte Gormán und Basil Nestorios dorthin. Als sie sich näherten, fingen Hunde an zu bellen.
    Ein großer Mann trat aus einer der Hütten. Aus der anderen gesellte sich ein zweiter hinzu. Der größere der beiden hielt in seiner Linken einen Hirtenstab, wohl eher zur Verteidigung als zum Schafehüten. Die drei Reiter brachten ihre Pferde zum Stehen und saßen ab. Die neugierigen Augen des Schäfers musterten zuerst Eadulf, dann Nestorios und schließlich Gormán.
    »Was sucht ihr hier, Fremde?«
    »Heißt dieser Ort Gabhlán?« fragte Eadulf.
    »Ja.«
    »Wir suchen Nessán.«
    Der Schäfer runzelte die Stirn und blickte seinen Gefährten an.
    »Woher kennst du meinen Namen? Was willst du von mir?«
    Eadulf beschloß, ihm ohne Umschweife die Wahrheit zu sagen.
    »Uaman, der Aussätzige, ist tot. Wir kommen wegen des Kindes.«
    Nun herrschte Schweigen. Das Seufzen einer Frau war zu hören. Kurz darauf kam eine Frau in mittleren Jahren aus einer der Hütten, vermutlich Nessáns Ehefrau. Sie trat zu ihm und griff nach seinem Arm, als suche sie Halt.
    »Stimmt das?« flüsterte sie. »Ist der Leprakranke tot?«
    Auf einen Wink von Nessán war der zweite Mann wieder an seine Arbeit zurückgekehrt.
    »Ich sage die Wahrheit«, erklärte Eadulf feierlich. »Das können meine Begleiter bezeugen.«
    Die Frau des Schäfers stieß einen langen Seufzer aus. Niedergeschlagen ließ sie die Schultern sinken.
    »Ich heiße Muirgen. Die ganze Zeit über habe ich geahnt,daß dieser Tag kommen würde, auch wenn ich aus Selbstsucht gebetet habe, daß er nicht so bald nahen möge. Aber von dem Moment an, als mein Mann mit dem Kind aus dem Wald kam und sagte, daß Uaman es uns gegeben habe, habe ich es geahnt.«
    Nessán legte schützend einen Arm um sie. »Sei vorsichtig, Frau. Wir wissen nicht genau, wer diese Fremden wirklich sind, vielleicht Uamans Diener, die unsere Treue prüfen wollen. Mein Nachbar ist aber in Hörweite, also seid auf der Hut, Fremde. Seine Hunde sind sehr scharf.«
    Eadulf lächelte betrübt. »Es ist dein gutes Recht, mißtrauisch zu sein, mein Freund. Ich versichere dir, daß wir nicht Uamans Anhänger sind; er ist wirklich tot.«
    Muirgen blickte ihn prüfend an. »In deinen Augen«, sagte sie plötzlich, »finde ich die des Kindes widergespiegelt.« Sie drehte sich zu den beiden anderen Fremden und nickte langsam. »Sie sehen nicht so aus, als würden sie mit dem Leprakranken unter einer Decke stecken. Selbst der, der wie ein Ausländer aussieht, hat etwas Freundliches in seinem Blick.«
    »Du beobachtest sehr gut, Muirgen«, meinte Eadulf. »Ich bin Eadulf. Ich bin der Vater des Kindes, das von Uaman gestohlen wurde.«
    Muirgen trat näher an ihn heran und schaute ihm erneut in die Augen.
    »Mir war klar, daß Uaman das Kind irgendwo gestohlen haben mußte. Ich habe mich um den Kleinen gekümmert, so als sei er mein eigen. Er ist gewachsen und gediehen, ganz gewiß, Bruder.«
    Eadulf nickte, irgendwie hatte er Mitgefühl mit der Frau. »So bring ihn her zu mir.«
    »Ehe du ihn mir nimmst, nenne mir doch seinen Namen.« 
    Eadulf zögerte. »Sein Name ist Alchú, und wie ich schon sagte, er ist mein Sohn. Mein Sohn und der von Fidelma von Cashel, Schwester von Colgú, König von Muman.«
    Nessán stieß einen Pfiff aus. Seine Frau senkte nachdenklich den Kopf.
    »Das erklärt viel. Uaman war ein Uí Fidgente. Deshalb hat er darauf bestanden, das Baby Díoltas zu nennen.«
    »Rache?« fragte Eadulf erbittert. »Das paßt zu seiner grausamen, kranken Seele. Komm, ich will jetzt das Kind sehen.«
    Er trat einen Schritt auf die Hütte zu, doch Nessán hielt ihn am Arm zurück.
    »Was wird mit uns geschehen, Bruder Eadulf? Was wird mit mir und meiner Frau geschehen? Wird Colgú von Cashel uns bestrafen?«
    Mitfühlend betrachtete Eadulf die beiden und schüttelte den Kopf.
    »Für mich ist das, was ihr getan habt, kein Verbrechen, für das man bestraft werden muß. Uaman, der sich zum Herr dieser Berge ernannt hat, hat euch das Kind gegeben. Er hat euch gesagt, daß ihr euch darum kümmern sollt, und

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