Der Tod soll auf euch kommen
ist vor sechs Monaten zur Welt gekommen, da konnte sie ihn stillen.«
Fidelma versuchte, seinem Gedankengang zufolgen. »Und?«
»Wer war der Vater von Sáraits Baby?«
»Tja, natürlich Callada, der …« Sie hielt inne und blickte ihn an.
Eadulf lächelte triumphierend. »Der bei Cnoc Áine gefallen ist«, sagte er leise. »Genau.«
Fidelma atmete langsam aus. »Gormán? Du meinst, daß er der Vater war?«
»Ich habe ihn noch nicht gefragt.«
»Ich verstehe«, sagte sie leise. Dann schüttelte sie sich wie ein Hund, der sich nach dem Schwimmen das Wasser aus dem triefenden Fell schüttelt. »Zuerst gilt es aber herauszufinden, warum Brehon Dathal dich eingekerkert hat. Sei unbesorgt, ich werde mich dafür einsetzen, daß du bald frei bist.«
Sie ging zur Tür, doch dann drehte sie sich um und griff spontan nach seinen beiden Händen.
»Eadulf, ich bedaure alles, was ich gesagt oder getan habe, und alle Vorkommnisse, bei denen dir mein Volk das Gefühl gegeben hat, fremd und unterlegen zu sein.«
Eadulf lächelte verlegen. »Niemand kann einem anderendas Gefühl geben, unterlegen zu sein, ohne daß er selbst es mit sich geschehen läßt. Wenn jemand glaubt, die anderen fühlten sich ihm überlegen, dann ist das doch nur so, weil er es selbst so sieht. Ich habe mich hier manchmal unwillkommen gefühlt, doch der Grund dafür ist, daß ich fremd in diesem Land bin und daher einigen Leuten nicht willkommen. Wir selbst fühlen uns immer wohler bei Dingen, die uns vertraut sind.«
»Kannst du uns verzeihen … Kannst du mir verzeihen?«
»Man kann dem goldenen Adler nicht verzeihen, ein goldener Adler zu sein«, erwiderte er freundlich. »Es gibt nichts zu verzeihen, weil du ganz der Natur deines Wesens entsprechend gehandelt hast.«
Fidelma warf die Lippen auf. »Eadulf, manchmal bringst du mich zur Verzweiflung. Du bist viel zu gut und nachgiebig«, warf sie ihm vor.
Mit einem verschmitzten Lächeln zuckte er die Achseln. »So bin ich nun einmal.«
Fidelma überquerte den Hof und bemerkte, daß an den Toren Tumult war. Sie ging zu den großen Eichentüren und traf auf Caol, der einem Paar mit einem Baby gegenüberstand.
»Was ist los?« fragte Fidelma.
Caol verzog verärgert das Gesicht. »Ein Kräutersammler und seine Frau verlangen Eintritt. Ich habe ihnen gesagt, daß sie weiterziehen sollen.«
»Aber der sächsische Bruder …«, setzte der Mann an.
»Schweig. Du sprichst in Gegenwart der Schwester des Königs«, fuhr ihn Caol barsch an.
»Warte!« befahl Fidelma. »Bist du der Kräutersammler Corb und du seine Frau Corbnait?«
»Ja. Bruder Eadulf hat uns gesagt, daß wir zur Burg kommen sollten, und das versprachen wir ihm, auch wenn uns vielleicht eine Strafe droht, und ich stehe zu meinem Wort. Ich gehörte nicht immer zu den Nichtseßhaften.«
Fidelma sah ihn voller Herzlichkeit an. »Seid willkommen. Ihr seid schuldlos. Es ist vielmehr so, daß ihr das Leben meines Sohnes gerettet habt, als er im Wald ausgesetzt worden war. Tretet ein. Bei einem Willkommenstrunk könnt ihr mir die Geschichte erzählen, die Bruder Eadulf bereits von euch gehört hat.«
Sie hatte sich schon umgedreht, da rief Caol ihr etwas hinterher. Sie blickte sich um.
»Du hast mich gebeten, dir mitzuteilen, wenn Bruder Conchobar wieder in Cashel ist«, sagte er. »Er ist wieder da.«
Die Tür der Zelle ging auf, und Brehon Dathal trat ein. Mit griesgrämiger Miene sah er Eadulf an.
Eadulf sprang von der Pritsche auf, die in der kahlen Zelle stand.
»Was soll der ganze Unsinn?« fragte er.
Brehon Dathal winkte jemandem hinter sich im Gang zu. Ein Krieger trat ein, der ihm einen dreibeinigen Hocker hinstellte.
»Setz dich«, ordnete der alte Mann streng an.
Widerwillig fügte sich Eadulf. »Ich sage noch einmal, was ist das für ein Unsinn, Dathal? Wer hat sich diese absurde Geschichte einfallen lassen, daß ich Bischof Petrán umgebracht haben soll?«
»Leugnest du etwa, daß du dich mit Bischof Petrán häufig gestritten hast?«
Eadulf mußte beinahe lachen. »Keinesfalls. Zu Fragen derFührung der Kirche hatten wir grundsätzlich verschiedene Ansichten. Und die meisten Menschen in den fünf Königreichen würden seine Lehren auch nicht akzeptieren. Da ich die Autorität Roms anerkenne – denn man lehrt uns doch, daß an diesem Ort Petrus im Auftrag Christi mit der Erbauung seiner Kirche begann –, kann ich Petráns asketische Theorien nicht gutheißen.«
»Und deshalb hast du ihn
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