Der Tod soll auf euch kommen
Fidelma hinter Capa. »Bruder Eadulf, Lady! Es heißt, daß er die Brücke über den Suir erreicht hat und auf dem Weg nach Cashel ist … Und Alchú ist bei ihm. Gesund und wohlbehalten, wie einer unserer Späher berichtete.«
Fidelma starrte ihn sprachlos an.
»Es ist wahr, Lady Fidelma«, versicherte ihr der Bote noch einmal. »Er wird in Kürze in der Burg sein, wenn er es nicht schon ist. Caol und einige Krieger sind ihm zur Begrüßung entgegengeritten. Dein Baby ist heil und gesund wieder daheim. Heil und gesund!«
Fidelma eilte zu ihrem Pferd.
Eadulf und seine Gruppe hatten unterdessen die Brücke über den Fluß Suir überquert und einen der dort postierten Krieger zum fernen Fels von Cashel vorausgeschickt. Eadulf und Basil Nestorios führten die Gruppe an. Gormán und ein kleiner Wagen, der von dem Schäfer Nessán gelenkt wurde, folgtendichtauf. Muirgen saß neben Nessán und hielt das Baby fest im Arm. Sie waren ein gutes Stück weiter, da hob Gormán den Arm und rief Eadulf etwas zu.
»Dort kommt unsere Eskorte, Bruder.«
Mehrere Reiter sprengten ihnen entgegen. Eadulf erkannte sogleich, daß sich Caol an der Spitze des Trupps befand. Der Krieger hob die Hand zum Gruß. Er wirkte sehr ernst.
»Ist es wahr?« fragte er und blickte neugierig von Eadulf zu Gormán und dann zu Basil Nestorios und dem Ehepaar im Wagen. Da entdeckte er in Muirgens Armen das Baby. Eadulf nickte und zeigte lächelnd auf das Kind.
»Alchú ist gesund und wohlbehalten. Wir bringen ihn heim. Weiß Fidelma das schon?«
»Sie ist soeben von einem Boten davon unterrichtet worden. Es ist viel geschehen, seit du fort bist, Bruder Eadulf.«
Eadulf wunderte sich sehr, daß Caols Miene so hart und ernst blieb.
»Das sollte für alle ein Augenblick der Freude sein, Caol. Doch dich scheint es nicht zu freuen.«
»Alle haben sich gefragt, warum du so überstürzt Cashel verlassen hast.«
»Ist nicht inzwischen ein Kräutersammler mit seiner Frau in Cashel eingetroffen?«
Caol sah ihn begriffsstutzig an. Dann zuckte er die Achseln.
»Man hat mir mitgeteilt, daß wegen dem morgigen Jahrmarktsfest draußen vor der Stadt fahrende Schauspieler und ein Kräutersammler lagern.«
»Und sie haben noch mit niemandem gesprochen?«
Caol schüttelte den Kopf.
»Nun, das erkläre ich dir, wenn wir in der Burg sind«, sagteEadulf. »Doch jetzt wollen wir uns über Alchús wohlbehaltene Rückkehr freuen.«
»Vorher mußt du noch auf einige Fragen gefaßt sein.« Caol wandte sich an Gormán. »Und ich schätze, daß du eine gute Entschuldigung dafür hast, dich einfach so aus Cashel entfernt zu haben!«
Gormán errötete. »Ich hatte das Gefühl, daß es meine Pflicht war, Bruder Eadulf beizustehen.« In seiner Stimme schwang ein wenig Reue mit.
»Ohne Gormán«, erklärte Eadulf, »wären ich und mein guter Freund Basil Nestorios jetzt nicht hier«. Dabei nickte er zu seinem Gefährten hinüber, der ganz verwirrt war.
»Und wer sind die anderen?« fragte Caol.
»Das sind ein Schäfer und seine Frau, die auf unserer Rückreise Alchú bestens versorgt haben. Was ist los? Warum diese eigenartige bedrückte Begrüßung?« fragte er plötzlich verärgert.
Caol sah ihn verlegen an.
»Eadulf von Seaxmund’s Ham. Ich handle auf Befehl von Brehon Dathal, dem obersten Brehon dieses Königreiches. Mir bleibt nichts anderes übrig, als dich gefangenzunehmen. Du bist des Mordes angeklagt.«
Eadulf rang nach Luft.
»Des Mordes? An wem?« fragte er.
»An Bischof Petrán.«
Eadulf saß nun in einem Kerker in dem Teil der Burg, der für Gefangene und Geiseln bestimmt war. Das Ende seiner Reise nach Cashel hatte eine eigenartige Wendung genommen. Fidelma war bald bei den Rückkehrern eingetroffen. Nachdem sie ausgelassen ihren Sohn begrüßt hatte, erfuhr sie zu ihremEntsetzen von Caol, daß Eadulf des Mordes angeklagt sei. Sie hatte ihm daraufhin Mut zugesprochen, er solle sich keine Sorgen machen, und war wie der Wind zurück zur Burg geritten.
Caol hatte sich korrekt verhalten, und während er Eadulf zur Burg begleitete, hatte er ihm berichtet, was sich in seiner Abwesenheit zugetragen hatte. Als sie endlich in Cashel angelangt waren, hatte man Eadulf in den Kerker gebracht und ihm gesagt, daß er auf Brehon Dathals Verhör warten solle. Caol versprach, Muirgen und Nessán umgehend zu Fidelma zu führen und sich auch um Basil Nestorios zu kümmern. Gormán würde für sein Verschwinden vom Befehlshaber der Wache sicher eine Rüge
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