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Der Tod soll auf euch kommen

Der Tod soll auf euch kommen

Titel: Der Tod soll auf euch kommen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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wurde ganz blaß.
    »Wer sagt das?« fragte Corb abweisend.
    Eadulf lächelte ihn an. »Komm schon, Kräutermann. Erinnerst du dich daran, durch Cashel gekommen zu sein?«
    Corb zögerte. »Wir sind nicht durch Cashel gekommen.« Er betonte das Wort ›durch‹.
    »Ob nun durch Cashel oder drumherum – das spielt jetzt keine Rolle. Erinnerst du dich daran, daß ihr ein Wirtshaus aufgesucht habt – Ferlogas Wirtshaus, südlich von Cashel?«
    »Wenn du die Frau des Wirts befragst, würde sie dir sagen, daß wir nur ein Baby haben«, entgegnete der Kräutersammler.
    »So ist es.« Eadulf hatte eine strengen Ton angeschlagen. »Deshalb bin ich euch ja auch den ganzen Weg hinterhergeritten. Als ihr in Ferlogas Wirtshaus wart, hattet ihr nur ein Baby. Es gibt aber Zeugen, die unterwegs gesehen haben, daß deine Frau zwei Babys im Arm hielt. Wie kam es dazu?« Er starrte den Kräutersammler und seine Frau mit fragender Miene an.
    Corbnait war offensichtlich ganz verwirrt.
    »Man kann uns nichts vorwerfen«, sagte sie plötzlich. »Wir wollten das Kind nicht haben.«
    Eadulf seufzte tief. Dann lächelte er zufrieden.
    »Ich glaube, ihr solltet mir endlich etwas erklären«, sagte er. »Wo habt ihr dieses ›ungewollte‹ Kind aufgelesen?«
    Corb setzte gerade an, ihm zu widersprechen, doch seine Frau schüttelte den Kopf.
    »Der sächsische Bruder ist uns den ganzen Weg von Cashel bis hierher gefolgt, Corb. Wir müssen ihm die Wahrheit sagen.« Dann erzählte sie Eadulf: »Mein Mann Corb ist Kräutersammler. Wir sind arme Leute und leben von den Einnahmen aus dem Verkauf der Medizinen und Kräutermixturen.Vor einigen Jahren wurden mein Mann und ich von unserem Clan verstoßen. Du mußt wissen, wir haben uns heimlich davongemacht. Wir waren zu der Zeit beide mit anderen Partnern verheiratet, doch trotzdem liebten wir uns. Unsere Beziehung war eine verbotene, das Kind aus unserer Liebe wurde aus der Gemeinschaft ausgestoßen. Deshalb ziehen wir durchs Land und verkaufen überall unsere Waren in der Hoffnung, uns einmal an einem Ort niederlassen zu können.«
    Sie machte eine Pause. Ihr Mann nickte.
    »Sprich bitte weiter«, sagte Eadulf. »Was geschah in Cashel?«
    Nun ergriff Corb das Wort.
    »Wir hatten vor, die Nacht im Wirtshaus zu verbringen, weil es sehr kalt war. In Ferlogas Wirtshaus. Die Wirtsfrau hätte uns auch bereitwillig aufgenommen, denn ich hatte ihr eine Salbe für ihr Bein gegeben, doch ihr Mann war sehr dagegen. Er wollte solche Leute wie uns nicht. Also verließen wir das Wirtshaus und fuhren weiter auf Cashel zu. Die Nacht war angebrochen. Wir stießen auf einen kleinen Pfad, der am Fluß entlangführte, und erreichten schließlich eine Lichtung, wo wir im Wagen übernachteten.«
    »Ihr habt kein Feuer gemacht? Ist das nicht ungewöhnlich?« wollte Eadulf wissen.
    »Vielleicht«, erwiderte Corb. »Aber ich wollte auf keinen Fall irgendwelche Leute anlocken. Manche wollen nichts mit Nichtseßhaften zu tun haben. Ich habe nicht mal die Pferde abgeschirrt, sondern ihnen nur eine Decke übergeworfen. Ich wollte nur ein, zwei Stündchen schlafen und dann nach Nordosten weiterziehen und einen Bogen um Cashel machen, um unerfreuliche Begegnungen zu vermeiden.
    Es war kurz vor Mitternacht, als ich aufwachte. Der Himmel war klar, ich konnte den Mond und die Sterne sehen und wußte, daß die Nacht noch nicht weit fortgeschritten war. Etwas hatte mich aufgeweckt. Irgendwo heulte ein Hund.«
    Seine Frau bestätigte das. »Der Hund hat auch mich geweckt. Dann hörte ich jemanden rufen.«
    »Ich dachte, daß vielleicht jemand Hilfe brauchte«, fuhr Corb fort. »Also nahm ich meinen Stock und ließ meine Frau mit unserem Kleinen im Wagen zurück. Ich beschloß, den Weg zurückzugehen. Doch ich hörte nichts mehr, weder einen Hund noch einen Menschen. Etwa hundertfünfzig Meter vom Wagen entfernt vernahm ich zu meiner Rechten ein paar Laute. Ich blieb stehen. Da schrie ein Baby. Ehrlich gesagt, es schrie nicht richtig, es war eher eine Art Glucksen, wie es Babys eben so von sich geben, wenn sie sich wohl fühlen. Ich blickte mich um. Es schien niemand da zu sein, der Mond schien hell. Ich ging weiter und kurz darauf entdeckte ich ein leichtes Umhängetuch.«
    Eadulf beugte sich vor. »Und?« fragte er rasch.
    »Da lag es – ein ausgesetztes Baby.«
    »Wie bist du darauf gekommen, daß es ausgesetzt war?«
    Corb lachte laut auf. »Das Baby war allein, mitten im Wald. Niemand sonst war da. Und das schlimmste war, daß es

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