Der Tod soll auf euch kommen
Niemand, wiederhole ich, nicht einmal jene, die im letzten Krieg unter den Waffen deines Bruders gelitten haben, würden ein unschuldiges Kind benutzen, um dir Leid zuzufügen. Bei der Unschuld meiner eigenen beiden Söhne schwöre ich, daß dies die Wahrheit ist.«
Er sprach leise, aber eindringlich. Fidelma sah ihn an und versuchte zu begreifen, was er gesagt hatte.
»Aber die Forderung, eure Fürsten im Gegenzug für meinen Sohn freizulassen …? Nachdem ein Bote unsere Bitte um einen Beweis überall angeschlagen hatte, hat man uns Alchús kleinen Schuh gesandt. Die drei Stammesfürsten wurden freigelassen und bekamen Pferde, um in ihr Land zurückzukehren. Jetzt warten wir auf die Freilassung meines Kindes.«
Conrí runzelte die Stirn.
»Du hast die drei Fürsten schon freigelassen? Du sagst, Cuirgí, Cuán und Crond sind frei?«
»Sie sind gestern mittag freigekommen«, bestätigte ihm Fidelma.
Der Kriegsfürst schüttelte ungläubig den Kopf.
»Fidelma, da stimmt irgend etwas nicht. Ich will ganz offen zu dir sein. Einige meiner Leute sind gegen die Eóghanacht in den Krieg gezogen und wurden mit Tod und Verwüstung belohnt. Eoganán und seine Familie, die deinen Bruder vom Thron stürzen und das Königreich an sich reißen wollten, haben die Leute angeführt. Eoganán bezahlte dafür bei Cnoc Áine mit dem Leben, und viele andere seines Stammes auch. Für jedes Mitglied seiner Familie, das dabei umkam, wurden durch ihren Wahn gleich Hunderte andere Uí Fidgente in den Tod gerissen. Mein Volk ist stark dezimiert, Fidelma. Die drei Fürsten, die dein Bruder bei Cnoc Áine gefangennahm, waren fanatische Anhänger von Eoganán. Cuirgí, Cuán und Crond stellen keinen Verlust für mein Volk dar.«
Fidelma sah ihn erstaunt an, als sie seine Worte vernahm. Es fiel ihr schwer zu begreifen, was sie da hörte.
»Was willst du damit sagen, Conrí? Du bist Kriegsfürst der Uí Fidgente.«
Conrí lächelte. »Man hat mich nach unserer großen Niederlage zum Anführer der Überreste meines Volkes gewählt.Kann ein Kriegsfürst nicht auch weise sein? Gibt es nicht das alte Sprichwort, daß der Friede besser ist als ein leichter Krieg?«
»Sprich weiter, ich habe immer noch nicht begriffen.«
»Wir sind nicht an der Freilassung der alten Stammesfürsten interessiert. Sie sollen nie wieder Feindseligkeit und Haß schüren. Wir wollen Frieden und unsere Felder bestellen, unsere Herden vermehren und wieder zu leben beginnen. Deshalb waren es sicher nicht die Uí Fidgente, die deinen Sohn entführt haben, sonst kämen ja jene frei, die uns einst ins Unglück stürzten.«
Fidelma schwieg eine Weile.
»Vielleicht haben einige von deinen Leuten ohne dein Wissen gehandelt, um ihre Freilassung zu erwirken?«
Conrí schüttelte den Kopf. »Auch wenn das möglich wäre, so glaube ich nicht, daß es wahrscheinlich ist. Ich bin auf Wunsch meines Volkes mit ein paar meiner Männer hergekommen, um dir die Wahrheit zu sagen und dir Hilfe anzubieten. Wenn sich herausstellt, daß jemand von den Uí Fidgente in diesen Fall verwickelt ist, werden wir ihn bestrafen.«
Fidelma atmete schwer aus.
»Die Bestrafung erfolgt durch das Gesetz«, sagte sie unwillkürlich, »und wird vom Gesetz vorgeschrieben.«
Conrí zog die Augenbrauen hoch und blickte durch die Bäume zum Himmel empor.
»Es muß schon Nachmittag sein«, murmelte er. »Weißt du, welchen Weg die Fürsten genommen haben?«
Fidelma zögerte einen Augenblick.
»Sie sollten eigentlich nach Norden reiten, bis zum Fluß Suir. Ich glaube, daß sie eine Furt am Hohen Berg passierenwollten, am Ard Mael, und dann durchs Gebirge Slieve Felim weiterwollten.«
»Wenn sie erst einmal das Gebirge durchquert haben, werden sie schnell in unserem Land sein«, sprach der Kriegsfürst der Uí Fidgente nachdenklich. »Ich vermute, daß sie das Gebirge südlich umgangen haben und durch das Tal von Bilboa geritten sind.« Auf einmal schnippte er mit den Fingern. »Falls meine Männer und ich die Route über den Sattel des Cnoc an Loig nehmen und dann am Cnoc an Báinsí vorbeireiten, könnten wir sie morgen vor der Dämmerung am Crois na Rae abfangen.«
Fidelma sah ihn erstaunt an. »Und was dann?«
»Falls es eine Verschwörung gibt und ihre Komplizen für die Entführung deines Kindes verantwortlich sind, werden wir es herausbekommen. Ganz gleich, was geschieht, wenn dein Kind morgen nicht zurück ist, wirst du wissen, daß die Verantwortlichen ihr Versprechen nicht einhalten
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