Der Tod trägt dein Gesicht

frustriert. Einerseits wollte sie ihrem Verlangen nachgeben und sich von einer Welle der Leidenschaft fortschwemmen lassen, bis sie an den Punkt gelangten, an dem es keinen Raum für Zurückhaltung und Sorgen geben würde. Alles bestand dort nur noch aus Verlangen und dem Bedürfnis, dieser Sehnsucht nach Erfüllung nachzugeben.
    Aber sofort schämte sie sich für diese momentane Schwäche. Sie war stolz darauf, eine verantwortungsvolle erwachsene Frau zu sein. Sie traf ihre eigenen Entscheidungen und akzeptierte die Konsequenzen, die daraus erwuchsen. Sie wollte niemand anderem die Verantwortung überlassen.
    Um nichts in der Welt hätte Casey ihre altmodische Erziehung und die bodenständigen Werte, zu denen ihre Eltern sie erzogen hatten, eintauschen wollen. Dennoch musste sie zugeben, dass es manchmal Momente gab, so wie jetzt, in denen sie sich wünschte, eine normalere Haltung zu Sex zu haben. Schließlich lebte sie im einundzwanzigsten Jahrhundert, und schließlich hatte in den Sechzigerjahren eine sexuelle Revolution stattgefunden. Die meisten ihrer Generation dachten sich nichts dabei, eine intime Beziehung mit jemandem einzugehen, für den sie tiefe Gefühle hegten. Sie mussten nicht notwendigerweise in diese Person verliebt sein, um mit ihr ins Bett zu gehen.
    Casey seufzte. Leider war das bei ihr anders. Sie fühlte sich einfach nicht wohl bei dem Gedanken, mit jemandem intimste Momente zu verleben, wenn es keine andere Bedeutung hatte, als eine gewisse Art von Hunger zu stillen. Für sie war es wichtig, dass zwischen zwei Menschen eine tiefere Verbindung bestand, die die Herzen und die Seelen zusammenschmelzen ließ. Beide Menschen mussten zueinander eine besondere Beziehung haben und es ernst meinen.
    Aber sie musste auch andere Aspekte in ihre Überlegungen einbeziehen. Abgesehen davon, dass ihre Brüder sich sicherlich wie Höhlenmenschen aufführen würden, wenn sie davon erführen, wollte sie die Enttäuschung ihrer Eltern nicht mitansehen müssen. Und sie wollte sich gar nicht vorstellen, wie Vater Michael reagieren würde, wenn sie es am Sonntag beichten würde.
    “Also”, sagte Mark, schob sie von seinem Schoß und beförderte sie auf den Sofaplatz neben ihm. “So sehr ich dich auch weiter küssen und festhalten möchte – ich glaube, wir sollten besser vorsichtig sein, wenn wir nach deinen Regeln spielen.”
    “Es geht um mehr als um irgendwelche Regeln. Es ist …”
    “Psssst. Du musst mir das nicht näher erklären, ich kann das schon verstehen. Wirklich, ich verstehe dich. Und es ist okay.”
    “Wirklich?”
    “Wirklich”, bekräftige er. “Und nun, da wir das geklärt und unsere Beziehung definiert haben, was möchtest du heute Abend unternehmen? Hast du schon etwas gegessen?”
    “Oh … ja, habe ich.”
    “Gut. Ich habe zwar auch schon gegessen, aber ich würde dich zum Essen ausführen, wenn du noch Hunger hast. Sollen wir ausgehen? Drüben in Laramie gibt es einen netten kleinen Jazzklub. Wir könnten auch in die Spätvorstellung gehen.”
    Schließlich einigten sie sich darauf, zu Hause zu bleiben und sich einen Film anzusehen. Mark war von Caseys DVD-Sammlung beeindruckt, und als Casey mit einer großen Schüssel Popcorn aus der Küche kam, hatte Mark bereits seine Schuhe ausgezogen und es sich in einer Ecke des Sofas gemütlich gemacht. Ein Bein lag auf der Sitzfläche, das andere hing lässig herunter. Sie setzte sich an das andere Ende des Sofas, aber bevor sie wirklich saß, hatte er sie schon zu sich herangezogen. Sie lehnte mit dem Rücken gegen seine starke Brust. Mit einem Arm hielt er ihre Taille umschlungen, mit der anderen Hand griff er um sie herum in die Schüssel. Kauend startete er den Film.
    Zunächst war Casey zu angespannt, um sich wirklich auf den Film konzentrieren zu können. Sie spürte Marks Anwesenheit mit jeder Faser ihres Körpers. Gegen ihren Rücken fühlte sie, wie sich seine breite Brust bei jedem Atemzug hob und senkte. Es gefiel ihr, dass er seinen kräftigen Arm um ihre Taille gelegt hatte, denn so fühlte sie sich beschützt. Sie spürte sein Geschlecht an ihrem Po und seine starken Oberschenkel an ihren Hüften. In dieser Position konnte er ihren Körper nicht ignorieren. Trotzdem schien er von dem Film gefesselt und völlig entspannt zu sein. Hin und wieder griff er um sie herum in die Popcornschüssel.
    Stück für Stück entspannte sich auch Casey. Gegen Ende des Filmes war sie gegen Mark gekuschelt und schon halb