Der Tod trägt dein Gesicht
Sie schon einen Verdächtigen?”
“Wird sich das FBI einschalten, da es jetzt schon drei Opfer gegeben hat?”
Der Sergeant hob die Hände und bat um Ruhe: “Würden Sie vielleicht mal still sein!”, brüllte er über den Lärm hinweg. “Ich habe es Ihnen schon gesagt: Ich habe keine Antworten für Sie! Sie werden sich bis zur Pressekonferenz gedulden müssen. Siebzehn Uhr! Und nun regen Sie sich mal wieder ab! Alle!”
Als sie eine Journalistin aus Denver erkannte, seufzte Casey. Sie hatte gehofft, ein wenig Ruhe zu bekommen, bevor der dritte Mord Schlagzeilen machte.
“Komm schon, lass uns verschwinden, bevor uns jemand erkennt”, raunte sie Dennis zu. Den Kopf eingezogen, schlich sie zur Treppe. Dennis folgte ihr und schimpfte: “Verdammte Aasgeier.”
Auch das Büro von Lieutenant Bradshaw war voller Menschen. Unter ihnen befand sich auch Sheriff Crawford.
“Oh, oh. Das sieht aber gar nicht gut aus”, murmelte Dennis.
Im Vorbeigehen hielt Casey an Monicas Schreibtisch an und stellte die Kiste kurz ab. Sie nickte in Richtung Bradshaws Büro: “Was ist denn da los?”
“Ich habe keine Ahnung”, antwortete die Assistentin und blickte verärgert drein. “Sie sind vor etwa einer halben Stunde gekommen. Dieser Sheriff Crawford kam hier hereingestürmt, als würde ihm das ganze Büro gehören. Ich versuchte, ihn aufzuhalten, aber er ignorierte mich und rannte gleich zum Lieutenant. Er hatte noch nicht einmal einen Termin. Genauso gut hätte ich unsichtbar sein können.”
“Typisch. Aber mach dir keine Sorgen, er meint es nicht persönlich. Er behandelt jeden so.”
“Arschloch”, entfuhr es Dennis.
“Lieutenant Bradshaw hat mich gebeten, euch zu ihm hineinzuschicken, sobald ihr da seid.”
“Oh, prima.”
In der Hoffnung, wieder aus dem Büro verschwinden zu können, ohne bemerkt worden zu sein, warf Casey einen Blick zum Büros ihres Chefs. Sie hatte kein Glück. Er hatte sie und Dennis schon gesehen und winkte sie herein.
Resigniert stellten sie die Kisten auf ihren Schreibtischen ab und betraten die Höhle des Löwen.
“Sie wollten uns sprechen, Sir?”
“Ja. Ich möchte Ihnen Bürgermeister Guthrie, Police Chief Peterson und die County Commissioners Albright, Swanson und Attee vorstellen. Meine Herren, Mrs. Albright, dies hier sind Detective Casey O’Toole und ihr Partner, Detective Dennis Shannon. Sheriff Crawford kennen Sie ja bereits.”
Jeder in der County kannte den Sheriff, dafür hatte er gesorgt. Er war ein großer, überheblicher Mann mit einem Bierbauch und der Angewohnheit, den Charme eines alten Kumpels zu versprühen, wenn er es für angemessen hielt. Er war ein relativer Neuling in der Gegend. Er hatte fast keine Erfahrungen mit der Exekutive und umging die wichtigen Probleme der Verbrechensbekämpfung. Mit seinen Cowboystiefeln, dem großen Stetson und dem wichtigtuerischen Gehabe sprach, ging und gab er sich wie ein Sheriff aus dem Bilderbuch.
Die letzte Wahl hatte er mit leeren Versprechungen, Drohungen, falschen Behauptungen und Schmeicheleien gewonnen. Es war das knappste Wahlergebnis in der Geschichte der County gewesen; Crawford hatte den lang gedienten Sheriff Dwight Henman überholt. Henman war ein ruhiger, bedachter Mann gewesen, der mehr über Strafrecht vergessen würde, als Charlie Crawford je lernen konnte, auch wenn er hundert Jahre alt würde.
“Einen Augenblick mal!”, rief Crawford jetzt aus. “
Das
ist Detective O’Toole? Sie haben
sie
als Chefin Ihrer Einsatzgruppe vorgesehen? Ich soll
ihr
meine Akten zur Verfügung stellen? Sie ist ja noch ein Kind! Noch nicht mal trocken hinter den Ohren.”
“Oh, oh”, murmelte Dennis. “Da haben wir den Salat.”
“Nun, Sheriff”, fuhr der Bürgermeister in friedfertigem Ton dazwischen, “wir wollen uns doch in Ruhe unterhalten, nicht wahr?”
Lieutenant Bradshaw wollte gerade etwas sagen, um die Unterhaltung wieder auf sicheren Boden zu steuern, aber er war leider nicht schnell genug.
Caseys Augen blitzten kampflustig auf. Sie war bereit. Sie stellte sich aufrecht hin, straffte ihre Schultern und fixierte Sheriff Crawford mit einem Blick, dem jeder Mann im Bezirk, der einigermaßen bei Sinnen war, aus dem Weg gehen würde.
Normalerweise war Casey gut gelaunt und unkompliziert, aber wenn ihr irisches Temperament mit ihr durchging, dann war was los! Sie war kratzbürstig, wild entschlossen und absolut unerschrocken, und sie trainierte ihre Schützen- und Kampfkünste regelmäßig. Dazu
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