Der Tod und der Dicke
Pascoe, als würde ihn diese Offenbarung eines unvermuteten Talents beeindrucken. »Es kann nicht schaden, Ihre Kenntnisse über Topfpflanzen aufzufrischen, Pete. Und sicherlich schadet es nicht, wenn man Lukasz auf seiner Seite hat. Seinen Garten habe ich nie gesehen – er hat da draußen in der Nähe von Guildford fast einen Hektar –, aber es muss schon was Besonderes sein. Unmöglich, dass sich ein Einzelner darum kümmern kann, selbst ohne einen Job wie bei uns hier. Daher die Gartenbaufirma. Rod grub also auf seinem Grundstück herum, Lukasz war beeindruckt, schürfte dann selbst ein wenig nach und heuerte ihn schließlich an.«
»Wie romantisch«, sagte Pascoe ganz unverfänglich, was Freeman allerdings falsch auffasste.
»Da sind Sie auf dem Holzweg«, antwortete er. »Wie gesagt, Rod steht definitiv auf Feigen und Melonen, und nach allem, was man so hört, hat es auch Lukasz in jüngeren Jahren nie an einem Bettwärmer gemangelt. Nein, er hat nur das Potenzial gesehen und zugeschnappt. Also, gibt es noch was, bei dem ich Ihnen behilflich sein kann, bevor Sie sich an die Arbeit machen?«
»Wie ist man mit Lyke-Evans verfahren?«
»Ach, ja, Ffion, die silurische Circe. Ich nehme an, sie sitzt wohl noch immer in unserem sicheren Haus vier vor der Glotze. Das ist eines unserer komfortableren Verstecke.
Warum fragen Sie?«
»Wollte nur wissen, ob man noch was aus ihr herausbekommen hat.«
»Nicht dass ich wüsste. Scheint, ihre Beziehung zu Youngman war genau so, wie sie gesagt hat, rein beruflicher Natur mit einem großzügigen Nachschlag an Sex.«
»Wann wird sie freigelassen?«
»Wenn wir überzeugt sind, dass sie mit ihrer Exklusivgeschichte nicht sofort zur Voice marschiert«, sagte Freeman.
»Wie wollen Sie das hinkriegen? Indem Sie an ihren Patriotismus appellieren?«
»Sie machen Witze! Nein, in solchen Fällen, die häufiger vorkommen, als Sie sich vorstellen, sind Bestechung und Drohung die konventionellen Alternativen. Wir haben eine kleine Spezialeinheit, wir nennen sie die Monteure, die arbeiten die Einzelheiten aus. Der Typ im Krankenhaus – der sich mit Ihrem Beamten, Hector, das Zimmer teilte –, nun, bei dem war es leicht. Die Monteure überprüften seine Vergangenheit, und es stellte sich heraus, dass gegen ihn drei Verfahren wegen unterlassener Unterhaltszahlungen für drei Kinder von drei verschiedenen Frauen anhängig sind. Es war natürlich das Letzte, was er wollte, dass das alles genüsslich auf den Titelseiten ausgebreitet wird. Sein nächster Besuchstag wäre dann sehr interessant geworden! Leider scheint unsere silurische Circe, auch wenn man es kaum glauben mag, ein ziemlich unbescholtenes Leben geführt zu haben.«
»Meine Frau könnte Ihnen da wohl das eine oder andere Argument liefern«, sagte Pascoe.
»Ich rede von Dingen, derer sich eine Literaturagentin und Publizistin schämen würde«, sagte Freeman. »Ich bin mir sicher, die Monteure werden schon was finden. Falls nicht, dann ist es wohl an der Zeit für die vergiftete Schirmspitze. Geht schneller, ist billiger und wesentlich wirkungsvoller.«
Er sagte es in vollem Ernst. Dann grinste er. »Es liegt also an Ihnen, Pete. Verschaffen Sie uns Youngman, und die hübsche Ffion kann der Boulevardpresse so viel erzählen, wie sie will.«
»Ich nehme an, sie wurde noch mal verhört? Kann ich die Abschriften sehen?«
»Kein Problem. Noch etwas?«
»Ich würde gern mit jemandem im SAS reden, der mir etwas über Youngman erzählen kann.«
»Ich bin mir sicher, Sie werden auf Ihrem Schreibtisch seine Dienstaufzeichnungen in dem umfangreichen Papierkram finden, den Tim und Rod zweifellos bereits sortieren.«
»Ich dachte eigentlich eher an die Dinge, die man über einen Mann erfahren möchte, mit dem man vielleicht durch ein Minenfeld kriecht.«
»Ah. Da ranzukommen dürfte nicht so einfach sein.«
»Warum?«, fragte Pascoe. »Denen muss doch daran gelegen sein, uns zu helfen.«
»Genauso wie uns was daran liegen würde, die Hosen runterzulassen, wenn sie uns kontaktieren und erzählen würden, einer unserer Agenten sei durchgeknallt? Ich bezweifle, ob Sie oder ich recht weit kommen würden, wenn wir sie direkt angehen. Lukasz ist in dieser Sache Ihr Mann. Er hat, als er beim MI6 war, eng mit denen zusammengearbeitet.
Ich werde mit ihm reden. So, jetzt schaffen wir Sie an die Arbeit.«
Jede Hoffnung, seine Beförderung beinhalte ein Büro mit Fenster, wurde schnell zerstört, als Freeman den Weg in das
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