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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Boden aufragte.
    Was zum Teufel machte er hier?, fragte sich Pascoe. Was erwartete er denn? Dass die von Tig aufgewirbelten kleinen Staub- und Aschewolken sich zum Gespenst eines der armen Scheißkerle zusammenballten, die sich hier in die Luft gejagt hatten? Und selbst wenn dies passieren sollte, was wollte er ihn dann fragen?
    Er wandte sich ab und ging zu den beiden anderen zurück. Zwei Laster, einer davon mit einem Bagger beladen, näherten sich der Straßensperre.
    »Hier kommen ja die harten Jungs von der Baustelle«, sagte Freeman. »Aber kein Grund zur Eile, Peter. Als Erstes werden sie eine Leinwand-Unterkunft aufbauen und ihr Bier auspacken, es bleibt also noch genügend Zeit, unsere Untersuchung hier zum Abschluss zu bringen.«
    Er verarscht mich doch, dachte sich Pascoe.
    »Okay, Wieldy«, sagte er. »Hauen wir ab.« Mit einem kurzen Nicken verabschiedete er sich und ging zum Wagen.
    »Doch ein ganz netter Typ«, sagte der Sergeant, als er ihn eingeholt hatte.
    »Meinst du? Dein Typ, nicht wahr, Wieldy?«
    »Könnte sein, dass er bi ist«, sagte Wield gleichmütig. »Aber wenn du meinst, dass ich auf ihn stehe, nein. Ich meinte nur, er ist höflich und hilfsbereit. Du stimmst nicht zu?«
    »Er ist vom Geheimdienst«, sagte Pascoe. »Und wahrscheinlich auch ein Arsch. Das bringt seine Arbeit mit sich.«
    Er stieg in den Wagen. Tig folgte, eingestaubt, wie er war, ließ den geschmolzenen Plastikklumpen auf den Wagenboden fallen und nahm seinen Platz am offenen Fenster ein.
    »Wohin jetzt?«, fragte Wield. »Zurück nach Hause?«
    »Nicht mit Tig in diesem Zustand. Er muss erst in den Fluss. Setz mich am Park ab.«
    Er fasste nach unten, hob Tigs Trophäe auf und wollte sie aus dem Fenster werfen, als er bemerkte, dass sich drinnen etwas bewegte. Er hielt sich den Klumpen ans Ohr und schüttelte ihn. Etwas rasselte. Wield sah ihn an. »Na, hast du vor, mit Maracas anzufangen?«
    »Nur, wenn ich dabei eine Rose zwischen den Zähnen halten darf«, sagte Pascoe und steckte sich den Klumpen in die Tasche. »Wieldy, tut mir leid, was ich gesagt habe. Über dich und Freeman und Glenister, meine ich.«
    »Kein Problem, solange du mich ein Foto von dir mit der Rose zwischen den Zähnen machen lässt.«
    »Da wirst du der Erste sein, das verspreche ich dir.«
    Die beiden lächelten sich an. Wield zog die Akte unter seinem Hemd hervor und reichte sie Pascoe. Tig bellte fröhlich einen vorbeifliegenden Star an.
    Hinter ihnen in der Mill Street sprach Dave Freeman in sein Handy.

4
    Tote furzen nicht!
    Andy Dalziel schwebt unbehaglich über Mid-Yorkshire
    Sein Unbehagen rührt nicht von der Fähigkeit her, sich der Schwerkraft zu widersetzen, was ihm ganz natürlich erscheint, sondern von seiner Angst, jemand unten könnte ihn mit einem Zeppelin verwechseln und ihn abschießen. Nicht dass England mit irgendjemandem im Krieg läge, der Zeppeline einsetzen würde.
    Andererseits sieht das, was unter ihm liegt, geradewegs aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.
    Ihm kommt der Gedanke, dass möglicherweise genau das geschehen ist. Von oben ist selbst das Vertraute schwer zu erkennen, aber ist das dort nicht die alte Wollspinnerei … und das dort drüben nicht die Bahnlinie, und dazwischen verwüstetes Niemandsland …?
    Und kehren nicht die Geister der Toten zurück und gehen an dem Ort um, an dem sie verschieden sind?
    Aber er hat den Tod doch abgeschüttelt, oder?
    Ein Star umkreist ihn zweimal und lässt sich dann auf seiner Schulter nieder.
    »Pass bloß auf, was du hier machst«, sagt Dalziel und blinzelt ihn an. »Ich bin kein verschissenes Denkmal.«
    Der Vogel starrt ihn an.
    Mit seinem glatten, glänzenden Kopf, der geduckt zwischen den zusammengelegten Schwingen ruht, erinnert er ihn an … Hector!
    »Verpiss dich!«, befiehlt Dalziel. »Ich bin nicht tot!«
    Im Blick des Vogels liegt eine Gleichgültigkeit, die schlimmer ist als jeder Spott.
    Der Dicke spürt, wie sich seine Eingeweide spannen und straffen.
    Der Druck wird unerträglich. Er lässt einen fahren.
    Die Erleichterung ist gewaltig und geht weit über das rein Körperliche hinaus.
    »Tote furzen nicht!«, ruft er triumphierend aus. Der Star erhebt sich von seiner Schulter und flattert ihm vor dem Gesicht herum, als überlegte er, ihm seinen pfeilförmigen Schnabel in die Augen zu stoßen.
    Dalziel lässt noch einen fahren, diesmal mit solcher Wucht, dass er wie eine Cape-Canaveral-Rakete davonschießt und in das strahlende Blau katapultiert wird.

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