Der Tod und der Dicke
ich Sie daran erinnern, dass es reiner Zufall gewesen ist, der Sie auf diese Spur gebracht hat. Ich werde nachfragen, wo die Stadt den Schutt entsorgt, und meine Leute anweisen, ihn noch mal durchzugehen. Okay?« Bevor er darauf antworten konnte, wurde die Tür geöffnet. Freeman war zu hören: »Tut mir leid, wusste nicht, dass Sie Besuch haben. Sandy, wir müssen miteinander reden.« Glenister runzelte leicht die Stirn. Vielleicht gefiel ihr in Anwesenheit eines Einheimischen Freemans herrischer Tonfall nicht? Wer hielt hier in den zwielichtigen, von den CAT-Leuten bevölkerten Gefilden die Peitsche in der Hand?, fragte sich Pascoe.
»Kann das noch einen Moment warten?«, sagte sie.
»Nein.«
Das war ein Peitschenknall, keine Frage, dachte sich Pascoe.
»Peter«, sagte Glenister, »lassen Sie uns das Gespräch später fortsetzen, in Ordnung?«
»Warum nicht? Mal sehen, vielleicht kann ich Sie dann ja irgendwo reinquetschen«, sagte er. »Dave, schön, Sie wiederzusehen.«
Er ging, schloss hinter sich nachdrücklich die Tür und widerstand der starken Versuchung, das Ohr gegen das Holz zu pressen.
Stattdessen suchte er Wield auf und setzte ihn über das Geschoss ins Bild.
Seine Reaktion darauf war nur allzu vertraut.
»Dann könnte Hector also recht gehabt haben. Musste ja so kommen! Was hat Sandy vor?«
»Weiß der Teufel«, sagte Pascoe. »Lässt alles von ihren eigenen Leuten untersuchen, und wenn es nicht in ihre Agenda passt, tritt sie das Ganze wahrscheinlich in die Tonne.«
»Pete, warte erst mal ab«, protestierte Wield. »Wie ich dir gestern schon gesagt habe, sie scheint wirklich einen ziemlichen Eiertanz aufzuführen, um dafür zu sorgen, dass wir uns nicht an den Rand gedrängt fühlen.«
»Meinst du? Na, dann wirst du es wahrscheinlich bald unter den Füßen knirschen hören. Irgendwas ist passiert, und dass wir auf der Liste derer stehen, die darüber Bescheid wissen sollen, ist noch unwahrscheinlicher als ein Hector, der mal was auf die Reihe bekommt. Wenn du mit mir wetten willst, lauf ich auf der Stelle nach Hause und hol den Grundbucheintrag!«
Ein Mann, der seine Gartenhängematte verließ, um sich an einem englischen Feiertag in die Luft sprengen zu lassen, hätte lernen sollen, dass scheinbaren Gewissheiten nicht zu trauen war.
Glücklicherweise ging Wield auf die Wette nicht ein. Eine Viertelstunde später wurde Pascoe in den CAT-Lageraum gerufen. Als er dort ankam, stieß er auf Männer, die Computergerätschaften heraustrugen. Glenister sprach drinnen lebhaft in ein Telefon, das an einen Verwürfler angeschlossen war. Als er sich ihr näherte, beendete sie das Gespräch, reichte einem ihrer Männer den Hörer, der den Apparat abstöpselte und in einen Kasten legte.
»Sie ziehen aus?«, fragte Pascoe.
»Ja, wir sind fort. Hätte eh nicht mehr lange gedauert, wir waren hier nahezu fertig. Aber es ist was vorgefallen. Was wissen Sie über Said Mazraani?«
»Nur, was ich über ihn gesehen und gelesen habe. Libanesischer Akademiker, lehrt in Manchester, gut aussehend, eloquent, exklusive Klamotten, angeblich hochrangige Kontakte in den Nahen Osten. Mit anderen Worten, er verfügt über alle Voraussetzungen, um in Talkshows aufzutreten, wenn mal wieder ein scheinbar vernünftiger Muslim extremistische Ansichten vortragen soll. Was für die Zeitungen als akzeptables Antlitz des Terrorismus durchging, bis er sich bei Paxman danebenbenommen hat.«
Der Vorfall, auf den er anspielte, lag einen Monat zurück und ereignete sich nach der Entführung und der auf Video aufgezeichneten Enthauptung eines englischen Geschäftsmanns namens Stanley Coker. Mazraani war in einer Fernsehsendung aufgetreten, um Einsichten in die Motive und Denkweise der Kidnapper zu liefern, einer Gruppe, die sich als »Schwert des Propheten« bezeichnete. Eingangs seiner Ausführungen sprach er überschwänglich sein Mitgefühl für die Familie des Toten aus, was er wiederholte, als er gefragt wurde, ob er den Mord uneingeschränkt verurteile.
»Das ist sehr nett von Ihnen«, erwiderte Paxman. »Aber verurteilen Sie auch den Mord?« Wieder der Wortschwall, wieder die Frage. Und wieder und wieder. Und niemals darauf eine direkte Antwort.
Am nächsten Tag fielen die Zeitungen über ihn her, angeführt wie immer von der People ’ s Voice.
Die People ’ s Voice, das jüngste und am schnellsten wachsende Sensationsblatt, war im Grunde weniger die Stimme des Volkes, sondern der Phrasendrescher der angepissten
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