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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Bald darauf ist der erschreckte Star nur mehr ein fernes Stäubchen, über dem in großer Höhe ein übergewichtiger, mittelältlicher Detective Superintendent endlich die Peter-Pan-Phantasie seiner frühen Kindheit auslebt und aus purer Freude einfach draufloslacht, während er zwischen den sich jagenden Wolkenfetzen am Himmel von Mid-Yorkshire herumpurzelt und davonschwebt.

5
    Zeitalter der Wunder
    Am Tag darauf war Pascoe wieder im Dienst.
    Ellie, so allsehend wie von Wield befürchtet, hatte nicht lange gebraucht, um von der Expedition zur Mill Street zu erfahren.
    Sie war zu sehr in ihren Roman vertieft, um sonderlich auf Pascoe und Tig zu achten, als sie von ihrem Spaziergang zurückkehrten. Ein Aufenthalt im Fluss hatte alle aschehaltigen Indizien aus dem Fell des Hundes geschwemmt, und Ellies kreative Versenkung hatte Pascoe genügend Zeit gelassen, um sich den verräterischen Staub von Schuhen und Hosenaufschlägen zu wischen. Doch als sie vom Parnass herabstieg und ihn in der Garage vorfand, wo er sorgfältig einen Klumpen geschmolzenen Plastiks zersägte, wurden ihre Verdachtsmomente aufs Neue belebt, und nach sehr kurzer Anwendung jenes weiblichen Skalpells, des eingehenden Verhörs, förderte sie von ihm die Wahrheit zutage, während er nahezu gleichzeitig einen kleinen Klumpen eingedrungenen Metalls aus dem Plastik freilegte.
    »Warte, bis mir Edgar unterkommt!«, drohte sie, wobei der Gebrauch seines Vornamens statt des gewöhnlichen Wieldy vom Ausmaß ihrer Wut zeugte.
    »War nicht seine Schuld«, sagte Pascoe loyal. »Ich bin sein Vorgesetzter. Ich hab es ihm befohlen.«
    »Ha!«, sagte Ellie und brachte damit die geringe Achtung zum Ausdruck, die sie Befehlen aus solch verdorbener Quelle gegenüber empfand. Dann, als sie spürte, dass ihr Mann ob ihres Zorns über die Aufdeckung solcher Perfidie weniger besorgt war, als er hätte sein sollen, sagte sie: »Was hast du da?«
    »Ich würde sagen, das ist wahrscheinlich eine Kugel«, sagte Pascoe und hielt den verzogenen Metallklumpen ins Licht.
    »Aus einer Waffe.«
    »Ich weiß, woher Kugeln kommen.«
    »Dessen bin ich mir sicher. Aber hier handelt es sich um eine ganz besondere Waffe. Sie ist nämlich für das Auge der CAT unsichtbar, verstehst du? Natürlich könnte es auch einfach die unter der Hitze geschmolzene Metallspule einer Kassette sein.«
    Sie erkannte, dass diese Zusatzbemerkung mehr dem Aberglauben als dem Zweifel geschuldet war. »Also, was hat es zu bedeuten?«, fragte sie. »Ich habe keine Ahnung. Aber es könnte beweisen, was in der Vergangenheit noch nicht einmal die phantasiebegabtesten Spekulanten anzudeuten gewagt haben. Dass Hector vielleicht einmal etwas richtig erkannt hat. Was gibt es zum Tee?«
    Am nächsten Morgen stand er zu seiner üblichen Zeit auf. Ellie als Meisterin der Taktik wusste, wann Proteste zwecklos waren, und verabreichte ihm kommentarlos sein Frühstück, nur als er sie zum Abschied küsste, sagte sie: »Pete, du wirst doch keine Dummheiten machen?«
    »Großer Gott, nein«, sagte er. »Es könnte doch ein Beweismittel sein. Ich werde es Glenister übergeben.«
    Aber erst, fügte er still für sich hinzu, nachdem er sich vergewissert hatte, dass es wirklich ein Beweismittel war! Weshalb sein erster Besuch nicht der Dienststelle galt, sondern dem Polizeilabor, wo er Tony Pollock, dem Cheftechniker, unmissverständlich klarmachte, dass er es nicht bald untersucht haben wollte, sondern sofort. Als lebenslanger Leeds-United-Anhänger war Pollock wohl gewappnet gegen jeden Dreck, den das Leben einem entgegenschleudern mochte, aber selbst er bemerkte zu seinem Assistenten: »Nachdem der dicke Scheißkerl im Koma liegt, dachte ich, wir hätten vor dem CID etwas Frieden.«
    »Aye«, erwiderte der Assistent und fügte, nicht unbeeindruckt, hinzu: »Hätte nicht gedacht, dass der DCI solche Wörter kennt.«
    Das Ergebnis war, was Pascoe sich erhofft und erwartet hatte.
    Sandy Glenister fand er dann erneut hinter Dalziels Schreibtisch vor.
    »Peter!«, begrüßte sie ihn mit einem warmen Lächeln. »Ich hab mich schon gefragt, ob wir Sie heute zu Gesicht bekommen werden. Dave hat erwähnt, Sie in der Mill Street gesehen zu haben, und er meint, Sie sehen richtig gesund aus.«
    »Ja, es geht mir wesentlich besser«, sagte Pascoe. »Hören Sie, ich hab da was Komisches. Mein Hund hat in den Trümmern gewühlt …«
    Er gab zu verstehen, dass Tig das geschmolzene Plastik bis nach Hause geschleppt und das Geschoss

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