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Der Tod und der Dicke

Der Tod und der Dicke

Titel: Der Tod und der Dicke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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könnte sich im Plastikordner befunden haben, ärgerte er sich über sich selbst, weil er sich nicht mehr Zeit dafür genommen hatte, als die Möglichkeit dazu bestanden hatte. Wenigstens war er klug genug gewesen, Wield erst zu einem vertraulichen Plausch zu Jim Lipton, dem Brandmeister, zu schicken und dann zu Mary Goodrich, der Pathologin am Mid-Yorkshire Central. In deren Verantwortungsbereich hatten sich die verkohlten Leichen für kurze Zeit befunden, bevor die CAT sie hatte wegschaffen lassen. Jammerschade, dass der Leiter der Pathologie, »Troll« Longbottom, damals gerade im Urlaub gewesen war. Troll war ein alter Kumpel von Dalziel, eine persönliche Verbindung, die seine Kooperationsbereitschaft zweifellos gesteigert hätte. Goodrich war neu im Job. Ihre Ernennung zu Longbottoms Assistentin war ihr erster großer Karrieresprung und machte sie äußerst angreifbar für die Art von Druck, den die CAT wahrscheinlich auf sie ausübte.
    Andererseits konnte Edgar Wield mit Frauen. Was Andy Dalziel problemlos zu analysieren vermochte.
    Er ist stockschwul, er hat das Gesicht von einem zerschlissenen Teddybär, den die meisten Frauen sowieso mehr lieben als ihre Kinder, und er könnte einem Fisch ein Fahrrad verkaufen.
    Pascoe lächelte darüber, während er sich zu einem zweiten Becks verhalf. Ja, Wieldy würde den Dingen auf den Grund gehen. Er hatte den Sergeant angewiesen, nicht tagsüber anzurufen. In der Lubjanka hatten die Wände Ohren. Aber jetzt müsste doch jeden Moment …
    Sein Handy klingelte. Er sah auf das Display. Er hatte sich nicht getäuscht.
    »Wieldy«, sagte er. »Du kommst gerade recht und überbringst gute Neuigkeiten, hoffe ich.«
    »Weiß nicht«, antwortete der Sergeant. »Ich hab mit Jim Lipton gesprochen, wie du gesagt hat.«
    Wield erzählte ihm von der Unterhaltung mit dem Brandmeister.
    »Ausgezeichnet«, sagte Pascoe. »Wenn du aus Goodrich auch so viel rausgeholt hast, übernehm ich das Bestechungsgeld und mach dich zum Lord.«
    Wield, froh, dass sein Freund wieder ganz der Alte zu sein schien, wünschte, er könnte mit den guten Nachrichten fortfahren, aber es hatte keinen Sinn, etwas unter den Teppich zu kehren.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Da war nichts zu machen. Ich bin, wie von dir vorgeschlagen, unangekündigt aufgekreuzt. Sie schien nicht sonderlich beschäftigt, aber sobald sie hörte, woher der Wind weht, hatte sie plötzlich eine ganze Menge zu tun. Und als ich darauf beharrte, wurde ich daran erinnert, dass ich nur ein Sergeant sei und vielleicht mal ein Wörtchen mit meinen Vorgesetzten reden sollte, bevor ich sie noch mal belästige.«
    »Eingebildete Kuh!«, entfuhr es Pascoe. »Und ich dachte, sie sei in Ordnung, als ich das eine Mal mit ihr zu tun hatte.«
    »Nein, Pete«, sagte Wield. »Ich schätze, sie hat eine Heidenangst. Man hat sie eindringlich davor gewarnt, über die Leichen in der Mill Street zu reden.«
    »Ja? Ich hätte nur allzu gern gesehen, wenn sie versucht hätten, Troll Longbottom einzuschüchtern. Der wäre darüber so wütend geworden, dass er gleich eine Pressekonferenz einberufen hätte.«
    »Vielleicht. Seine Wut allerdings wäre bis zum Schlafengehen wieder verraucht gewesen. Die Angst dagegen wartet noch auf dich, wenn du mitten in der Nacht allein in deinem Bett aufwachst.«
    Es hörte sich an, als spräche er von sich selbst, worauf Pascoe zu einem anderen Zeitpunkt gern näher eingegangen wäre, für Abschweifungen aber war jetzt keine Zeit. Doch wenigstens war seine Auslegung des CAT-Berichts bestätigt worden. Es gab wirklich etwas zu verbergen.
    »Noch was, Wieldy?«, sagte er.
    »Eigentlich nicht. Bei Andy alles unverändert. Und ich hab heute Morgen Ellie getroffen. Wir sind zufällig aufeinandergeprallt und haben dann einen Kaffee zusammen getrunken.«
    »Wie aufeinandergeprallt?«, fragte Pascoe misstrauisch.
    »Ich glaube, sie war froh, ein wenig plaudern zu können«, sagte Wield. »Sie macht sich Sorgen um dich. Das machen wir alle. Pete, wohin zum Teufel soll das alles führen?«
    »Ich tu nur was für mein Geld, Wieldy. Was, nebenbei gesagt, nicht ausreichen würde, um hier abzusteigen. Ich habe ein Bad, das größer ist als unser Wohnzimmer!«
    Wield, dem das Ausweichmanöver nicht entging, sagte:
    »Pete, hör zu, gewöhn dich nicht zu sehr an das großspurige Leben. Wir haben Ernie Ogilby in Andys Büro sitzen. Wenn man Verbrechen aufklären könnte, indem man Verkehrsströme studiert, hätten wir die beste

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