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Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition)

Titel: Der Tod und die Diebin (Bündnis der Sieben) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swantje Berndt
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in den Wahnsinn zu lieben.
    Ihr Kopf sank zurück. Daniel legte sich neben sie und strich über ihre blauen Lippen. Diesmal würde das Rot des Lebens zurückkommen. Erst als ihr Puls wieder ruhig ging und sie friedlich schlief, wickelte er die Handtücher ab. Er schloss die Augen. Ihr Anblick ließ sein Inneres erneut brennen.
    Sie hielt ihn für einen Traum. So sollte es bleiben. Daniel legte die Handtücher zusammen und stapelte sie zurück ins Badezimmerregal. Er wischte den Boden trocken und ließ das Wasser aus der Wanne. Noch einmal sah er sich um. Alles, was Lucy morgen früh seltsam erscheinen würde, könnte sie auf den Traum und ihre Verwirrung schieben.
    Daniel floh aus der Wohnung, rannte über den Hof, über das Tor, zu Ives. Sein Hirn spulte die Tode Tausender ab. Heute Nacht hätte er Lucys Leben beenden können. Er hätte es nur zu zu lassen brauchen, den Ring nehmen und gehen. Sein Magen rebellierte und sein Herz stach, dass ihm die Luft wegblieb.
    Ives hatte den Sitz zurückgestellt und schlief. Als Daniel die Beifahrertür aufriss, fuhr er hoch.
    „Und? Ist sie tot?“
    „Fahr mich nach Hause.“
    „Aber wir sollten …“
    „Sofort.“ Lucy war die Frau, mit der er alles machen wollte, nur nicht töten. Er presste seine Hände auf den Schoß. Die Lust auf Lucy wollte ihn nicht verlassen. Ives zuckte die Braue und schwieg, bis sie zu Hause waren.
    Daniel hämmerte auf den Fahrstuhlknopf ein und stellte sich vor, es wäre Grigorjew oder Mahawaj. Maurice war auch eine gute Wahl.
    „Sind wir etwas unentspannt, ja?“ Ives zog das Gitter auseinander.
    Daniel stürmte an ihm vorbei. Grace hatte ih n mit Vorrat versorgt. Genau den brauchte er jetzt. Unverdünnt. Und wenn ihm morgen das Hirn rausfliegen würde. Teller, Tassen, keine Bleiglasflasche. Hatte er sie nicht in den Schrank gestellt? Der Küchentresen, nichts. Das Regal, nichts. Ein leerer Tisch, Nippes auf den Ablagen. Wer brauchte schon einen Toaster? Er wischte das Ding hin unter. Die Einzelteile sprangen durch die Küche.
    „Ives!“
    „Schrei nicht so. Ich stehe hinter dir.“
    Ives sah ihn ernst an. Verfluchter Kerl. Was hatte er getan?
    „Was du suchst, ist im Abfluss.“
    Daniel klappte den Mülleimer auf. Auf Orangenschalen ruhte die leere Absinthflasche.
    „Wenn es dir guttut, verprügele mich. Es macht mir nichts aus.“
    Woher nahm dieser elende Lakai seine Gelassenheit? Wie hatte er es wagen können?
    „Maurice war oft ein unentspannter Herr.“ Ives ging an ihm vorbei und schloss den Mülleimerdeckel. „Männer wie du und er sollten nicht trinken.“
    Daniel ballte die Fäuste.
    Ives sah es, stellte sich vor ihn und breitete die Arme aus. „Bitte. Nur zu. Bremse dich nicht.“
    „Idiot, verdammter!“ Er schleuderte Ives an die Wand und packte ihn am Kragen.
    Ives hielt still. „Ihr seid alle gleich.“ Er drehte nur den Kopf zur Seite, als Daniel ausholte.
    Einen Fingerbreit vor Ives Kinn bremste Daniel ab. „Was meinst du damit?“
    „Keiner von euch kommt mit seinem Leben zurecht. Und mir wirfst du vor, es nur bis zum Diener gebracht zu haben.“
    Daniel ließ ihn los. Ives packte seinen Arm und hielt ihn vor sein Gesicht. Sie sahen beide Daniels Hand beim Beben zu.
    „Du solltest schlafen.“
    Daniel lachte, bis ihm die Tränen liefen. Die einzige Möglichkeit, in den Schlaf zu finden, hatte Ives fortgespü lt. Die Gedanken an Lucy würden ihn auffressen. Ives schob ihn vor sich her zum Bett, schlug die Decke zurück, zog ihm die Schuhe aus.
    „Hinlegen. Augen zu und versuche, nicht zu träumen. Bis zum Sonnenaufgang hast du noch etwas Zeit. Soll ich dir ’ ne heiße Milch bringen?“
    „Soll ich dir vor die Füße kotzen?“
    Ives zuckte die Schultern. „Dann nicht. Hab es nur gut gemeint.“
    Daniel biss die Zähne zusammen. Er wollte diese Frau. Ihm musste etwas einfallen. Immer wieder zuckten Bilder durch seinen Kopf, wie er sie liebte, wie sie sich wand vor Lust, wie sie um mehr flehte.
    Dieser Auftrag kostete ihn den Verstand.
    „Soll ich mich morgen früh gleich auf die Socken zu dieser Sorokin machen? Du brauchst emotionalen Abstand, sonst wird das nie was.“
    „Nein. Du bist Plan B.“ Noch ein einziges Mal musste er sie sehen. Vorher.
     
    *
     
    Die Rollbahn war eingefroren. Lew half dem Piloten bei der Enteisung. Kolja saß im Wagen, umschlungen von einer Wolldecke und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Konstantin hatte seinen älteren Bruder noch nie derart kraftlos erlebt. Er drehte

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