Der Tod Verhandelt Nicht
späten Vormittag bin ich Ihrem
attendente
nach Villaputzu gefolgt.«
Ganci starrte unbeweglich auf die Kugeln, als ob er sie dadurch in Bonbons verwandeln könnte. Sein Kiefer verkrampfte sich, und sein Teint wechselte von Oliv zu Violett.
»Sie glauben doch nicht, dass ich Sie umbringen lassen wollte«, sagte er schließlich.
»Es hätte nicht viel gefehlt.«
Er zog eine Grimasse und schüttelte den Kopf. »Alles Stümper. Es gibt wirklich keine Profis hier. Sogar für meinen Weinberg musste ich Ihren Freund um Hilfe bitten. Sie werden sicher bemerkt haben, dass Vincenzo nicht mal als Leibwächter taugt.«
»Genug geplaudert. Warum haben Sie das getan? Wollten Sie mich loswerden?«
»Ganz im Gegenteil. Ich hoffte, dass Sie mir helfen würden, dieses Kapitel ein für alle Mal zu beenden. Ich habe sofort gemerkt, dass Sie ein Profi sind.«
»Erzählen Sie mir keine Märchen. Werben Sie einen Profi damit an, dass Sie auf ihn schießen lassen? Warum haben Sie mich in die Irre führen wollen?«
»Das war nichts im Vergleich zu dem, was der alte Sanna mit Ihnen angestellt hat. Sie glauben doch nicht wirklich, dass er Sie hierher geschickt hat, damit Sie seinen Sohn suchen.«
»Und wozu dann?«
»Pagano, seien Sie nicht so naiv. Sanna wollte, dass das alles passiert. Aber ich habe mit der Sache nichts zu tun.«
»Ach nein? Warum haben Sie dann vor ein paar Tagen einen Anwalt zu seiner Frau geschickt und ihr eine Stange Geld angeboten?«
Diese Villa kam mir allmählich vor wie ein Theater. Ich wohnte einer Vorstellung bei, in der jeden Abend dieselben Gesten und derselbe Text gezeigt wurden. Ganci klammerte sich jetzt nämlich mit beiden Händen an den Tisch, erhob sich mühsam – und packte mich wieder am Kragen meines Poloshirts.
»Wie haben Sie davon erfahren?«, keuchte er mit hochrotem Kopf, die Finger immer noch in mein Shirt gekrallt. Seine Stimme und sein Gesichtsausdruck zeugten von Schrecken und Verzweiflung. Ein Mann in einer ausweglosen Lage.
»Sannas Anwältin hat es mir erzählt.«
Da ließ er sich wieder auf die Bank fallen und schüttelte den Kopf. »Ich musste Geld in die Hand nehmen,um mich von diesem Albtraum zu befreien. Eine Entschädigung anbieten für etwas, das ich gar nicht getan hatte.«
»Und wen haben Sie entschädigt?«
»Diejenigen, die Ihr Auftraggeber mit Ihrer Hilfe aus der Ruhe bringen wollte.«
»Die Brüder Canu?«
»Wen sonst?«
»Und Aristarco ist ihr Unterhändler?«
»Ja. Sie haben ihn zu mir geschickt, um ihren Anteil einzufordern.«
»Und Sie kommen ihnen nun entgegen, indem Sie Ihre Ländereien zu einem Schleuderpreis verkaufen. Weshalb Ihre Frau Sie verhöhnt und verspottet.«
»Genau. Dabei versuche ich doch bloß, alles für sie in Ordnung zu bringen. Für sie und Vincenzo. Aristarco hat schon Käufer für meine Ländereien gefunden, was ihn kaum Mühe gekostet hat. Ich verkaufe zu einem Preis, der jedem das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Mir rennt die Zeit davon, wissen Sie? Ich muss vor meinem Tod alles regeln.«
Als auf der anderen Seite des Hauses ein Motor gestartet wurde, sah Ganci mich mit einer Bestürzung an, die ich mir nicht erklären konnte. Er wirkte wie ein Kind, das sich davor fürchtet, allein gelassen zu werden.
»Wo fahren die beiden hin?«, stammelte er.
»Eine Sache kapiere ich nicht ganz«, nahm ich unbeeindruckt unser Gespräch wieder auf. »Warum sollte Sanna die Canu-Brüder aufstöbern wollen, wenn sie die Diebesbeute gar nicht haben?«
»Fragen Sie das nicht mich. Nach dem Coup ist unter den Halunken wohl ein erbitterter Krieg ausgebrochen. Jemand hat Mario Canu umgebracht und sich vielleicht so die ganze Beute gesichert. Die anderen sind davon überzeugt, dass ich derjenige war. Aber ich habe mit der Sache nichts zu tun. Mein gesamtes Vermögen habe ich allein durch meine Geschäfte erworben. Ich habe jahrelang hart gearbeitet, um all diesen Reichtum anzuhäufen.«
»Und Vincenzos Vater? Hatte der auch nichts damit zu tun?«
Resigniert schüttelte Ganci den Kopf. »Nein. Giovanni war schwer in Ordnung. Die Polizei ist nie dahintergekommen, wer ihn getötet hat.«
»Immerhin hatte er eine Pistole Kaliber .22 bei sich.«
Er sah mich überrascht an. Vielleicht sogar ein wenig bewundernd. »Das wissen Sie auch? Die Pistole hat er für seinen Job gebraucht. Er hat auf meinen Baustellen für Ordnung gesorgt.«
»Mit einer nicht registrierten Kaliber .22? Das können Sie sonst wem erzählen.«
Ob die Waffe
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