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Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007

Titel: Der Tod wird euch finden - Al-Qaida und der Weg zum 11 September Ausgezeichnet mit dem Pulitzer Prize 2007 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Wright
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am Fluss im Autofahren. Bin Laden kleidete sich in schlichter sudanischer Alltagstracht, mit einem weißen Turban und einem Gallabea, und benutzte einen typischen Gehstock mit V-förmigem Griff. „Er wurde richtiggehend zu einem Sudanesen“, stellte Issam fest. „Anscheinend wollte er für immer hier bleiben. “Bin Laden hatte endlich seine Ruhe gefunden. Er beschäftigte Mitglieder von al-Qaida in seinen florierenden Unternehmen, da es sonst nicht viel für sie zu tun gab. Nach dem Freitagsgebet traten die beiden Fußballmannschaften der Qaida gegeneinander an. 16 Die militärische Ausbildung lief weiter, jedoch mit gebremstem Tempo, und beschränkte sich größtenteils auf Auffrischungskurse für Männer, die schon in Afghanistan im Einsatz gewesen waren. Al-Qaida war weitgehend eine in der Landwirtschaft tätige Organisation geworden.
     
    IM SUDAN erhielt Bin Laden die Chance, seinem Vater als Straßenbauer und Geschäftsmann nachzueifern. Er war der „große islamische Investor“, wie al-Turabi ihn auf dem Empfang nach seiner Ankunft nannte. 17 Bin Laden war zwar der größte Wirtschaftsmagnat im Sudan, aber auch praktisch der einzige. Der Wert des sudanesischen Dinars verfiel, und die Regierung geriet zunehmend in Zahlungsschwierigkeiten. Der fortdauernde Bürgerkrieg zwischen dem arabischen und islamischen Norden und dem schwarzen und christlichen Süden verschlang enorme Summen und verscheuchte Investoren, die ohnehin bereits abgeschreckt wurden durch die Zusammenarbeit des experimentierfreudigen islamistischen Regimes mit Terroristen. Dass Bin Laden sein Geld in ein solches Land steckte, machte ihn umso wertvoller. Übertriebene Gerüchte über seinen Reichtum machten die Runde; es hieß, er habe 350 Millionen Dollar oder mehr im Land investiert und es dadurch gerettet. 18 Es wurde auch gemunkelt, er habe einer Bank 50 Millionen Dollar zugeschossen, was seine finanziellen Möglichkeiten jedoch zweifellos überstieg. 19 Über seine Baufirma al-Hidschira baute Bin Laden mehrere große Straßen im Sudan, darunter auch eine Verkehrsverbindung nach Port Sudan. Da die Regierung ihn nicht bezahlen konnte, ließ er sich große Ländereien überschreiben. Allein ein Grundstück war „größer als Bahrain“, prahlte er gegenüber seinen Brüdern. 20 Die Regierung überließ ihm auch eine Gerberei in Khartoum, wo Bin Ladens Angestellte Leder für den italienischen Markt verarbeiteten. 21 Al-Kadurat, eine andere Firma Bin Ladens, importierte Lastwagen und Maschinen aus Russland und Osteuropa.
    Doch in erster Linie hatte es ihm die Landwirtschaft angetan. Durch das Tauschgeschäft mit der Regierung war er zum wahrscheinlich größten Grundbesitzer des Landes geworden. Er besaß gut 400 000 Hektar im Gasch-Delta im Nordosten des Sudan; dazu kamen ein riesiges Grundstück in Gedarif, der fruchtbarsten Provinz im östlichen Landesteil, und ein weiteres in Damazine am Westufer des Blauen Nil an der Grenze zu Äthiopien. 22 Durch sein Agrarunternehmen Thimar al-Mubaraka erlangte Bin Laden gewissermaßen eine monopolartige Stellung bei Sesam, Mais und Kautschuk, den wichtigsten landwirtschaftlichen Exportgütern des Landes. 23 Von anderen Firmen Bin Ladens wurden Sorghum, Honig, Erdnüsse, Hühner, Vieh und Wassermelonen produziert. Er erklärte, der Sudan könne die ganze Welt ernähren, wenn er gut geführt werde, und zum Beweis dieser Behauptung präsentierte er eine preisgekrönte Sonnenblume, die er in Gedarif gezüchtet hatte. „Sie müsste eigentlich in das Guinness-Buch der Rekorde aufgenommen werden“, erklärte er dem zuständigen Minister.
    Bin Laden war ein verhältnismäßig großzügiger Arbeitgeber nach sudanesischen Maßstäben, denn er zahlte den meisten seiner Arbeiter 200 Dollar im Monat und leitenden Angestellten 1000 bis 1500 Dollar. Er führte moderne Managementmethoden in seinem Unternehmen ein, was bedeutete, dass beispielsweise beim Kauf von Reifen Formulare in dreifacher Ausfertigung ausgefüllt werden mussten. 24 Jene Beschäftigten, die bereits al-Qaida-Mitglieder waren, erhielten eine monatliche Bonuszahlung zwischen 50 und 120 Dollar in Abhängigkeit von der Größe ihrer Familie und ihrer Nationalität 25 - Saudis bekamen mehr, Sudanesen weniger 26 - sowie freie Unterkunft und kostenlose medizinische Versorgung. Ungefähr 500 Menschen arbeiteten im Sudan für Bin Laden 27 , aber nie waren mehr als 100 davon aktive Mitglieder von al-Qaida. 28
    Bin Laden hielt sich heraus aus dem

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